laut.de-Biographie
Kreng
Als Pepijn Caudron (*1975) mit sieben Jahren "Der Exorzist" und "Evil Dead" sieht, ist es um ihn geschehen. Die Horrorfilmklassiker jagen dem Jungen aus dem flämischen Mechelen einen Riesenschreck ein. "Ich konnte mehrere Nächte lang nicht schlafen, hatte sogar tagsüber Alpträume. Diese Filme haben mich so hart getroffen … dieser Eindruck begleitet mich bis heute."
The first cut is the deepest - insofern scheint es nur folgerichtig, dass der Belgier seit den Nullerjahren als Dark Ambient-Produzent von sich reden macht. Ein weiterer Schlüsselmoment im Werdegang ist eine Theaterperformance, die Caudron 2004 sieht.
Das Stück "Galapagos" des experimentellen Abattoir Fermé-Kollektivs hinterlässt dank seiner düsteren und konfrontativen Darbietung tiefe Spuren. Das bewusst rudimentär gehaltene Schauspiel weckt in ihm den Wunsch, Teil des Ganzen zu werden.
"Ich hatte damals diese riesige, dunkle Masse Musik auf meinen Festplatten. Ich wusste nicht, wohin damit. Als ich 'Galapagos' sah, wurde mir klar: Mein Sound muss auf die Bühne." Caudron kontaktiert den Regisseur und wird als Musikproduzent zentraler Bestandteil des Abattoir Fermé-Ensembles.
Seither kreiert der Belgier, der neben der Musik vor allem in TV-Serien in Erscheinung tritt, unheilvolle Ambient-Soundtracks für die Theatergruppe (siehe die 2012 auf Miasmah veröffentlichte Kollektion "Works For Abattoir Fermé 2007–2011").
Schon die Titel der musikalisch begleiteten Bühnenstücke machen klar, dass es sich dabei nicht um leichte Hörkost handelt: "Snuff" oder "Tourniquet" zeugen von Caudrons Horror-Gothcore, der sich gleichermaßen an symphonischen Soundmotiven von John Cage wie an der eisigen Atmosophäre des Experimental-Elektronikers Ben Frost bedient.
Größtes Vorbild seit Teenagertagen bleibt allerdings Napalm Death-Drummer Mick Harris bzw. dessen brutales Ambient Dub-Outlet als Scorn. Er beginnt bald, jegliche mit Scorn assoziierte Musik in sich aufzusaugen, sei es Techno Animal, Godflesh oder John Zorn.
"Ich finde die Rolle der Musik in modernen Aufführungen oder Filmen ernsthaft überbewertet", erklärt der Komponist. "Was 'Musik' als solche betrifft, denke ich, ist alles gesagt worden. Heutzutage kann man die Vergangenheit – und ihre Soundklischees – mit gutem, kinematischem Design lediglich neu auflegen."
Nichtsdestotrotz erfreut Caudron sich an der Rolle des subtilen Manipulators. "Das Publikum identifiziert sich mit dem Schauspieler. Ich jedoch erschaffe erst den Rahmen, in dem der Schauspieler seinen existenziellen Horror ausleben kann. Das ist gut, denn es erlaubt mir, mit den Zuschauern auf einem unterbewussten Level zu arbeiten."
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