laut.de-Kritik
Abwechslungsreiches Death-Doom-Gemisch aus Finnland.
Review von Olaf SchmidtFinne müsste man sein. Da bräuchte man sich über seine Texte keine Gedanken zu machen. Einfach nur die Einkaufszettel der letzten drei Wochen runtersingen, fertig. Es versteht sowieso niemand ein Wort. Kuolemanlaakso legen allerdings Wert auf ihre Zeilen und haben diese deshalb im Booklet in englischer Übersetzung beigefügt. "Tulijoutsen" heißt auf deutsch "Feuerschwan" und ähnlich esoterisch, wie es der Titel vermuten lässt, geht es lyrisch zu.
Konzentrieren wir uns auf die Musik. Kuolemanlaakso haben auf ihrem zweiten Album frischen Doom angerichtet, verfeinert mit einer großen Portion Death Metal. Anders als viele Kollegen aus dem Genre verfügen ihre Songs über Abwechslungsreichtum und Ideenvielfalt. Eine düstere Swingnummer wie "Glastonbury Lehto" mit grabgleichem Gesang fällt gleich komplett aus dem Rahmen. Da lacht der Gevatter. Mikko Kotamäki, sonst auch bei seiner Hauptband Swallow The Sun am Mikrofon, zeigt, dass er mehr kann als nur zu growlen. Überhaupt findet auf dem Album eine ganze Menge Gesang statt.
"Aarnivalkea" eröffnet den Reigen mit einem schönen, schweren Riff. Wie bei vielen Bands aus Finnland üblich, wird auch ein Keyboard eingesetzt, das den Songs den letzten atmosphärischen Schliff verleitet. Gitarrist Laakso, der im Gegensatz zum Debüt nicht mehr alle Stücke alleine geschrieben hat, verwendet das Tasteninstrument sehr gekonnt und akzentuiert - immer dann, wenn es für das Lied Sinn ergibt.
Freunde der schleppenden Langsamkeit kommen am ehesten beim folgenden Stück "Verihaaksi" auf ihre Kosten. Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Die Finnen lassen ihre Akkorde lange im Raum stehen, ohne dass es unangenehm wird. Über allem hängt eine melancholische Schwere, wie sie nur Bands aus dem nördlichsten Euro-Land beherrschen. Swallow The Sun und Barren Earth lassen schön grüßen.
Fette Gitarrenwände türmen sich in "Me Vaellamme Yössa" auf. Die sehr gute Produktion von Triptykon-Gitarrist V. Santura, der auch bei Kuolemanlaakso die zweite Klampfe spielt, kommt voll zum Tragen. "Arpeni" walzt sich schwer und langsam die Treppenstufen der alten Kirchenruine am Waldrand herunter. Hier war schon seit Jahren kein Mensch mehr. Wo kommt dann plötzlich das Glockengeläut her? Geradezu umheimlich!
In der zweiten Albumhälfte setzen die Finnen auf mehr Experimente. Das bereits erwähnte "Glastonbury Lehto" mit rein akustischen Gitarren findet sich hier, aber auch "Tuonen Tähtivyö". Besagtes Stück beginnt als Quasi-Ballade, verwandelt sich dann in einen harten Brocken mit weiblichem Gesang und Moog-Keyboard. Die Tür ins Amorphis-Land steht offen.
Das reguläre Album endet an dieser Stelle, aber auf dem Digipack befindet sich noch der Bonus-Song "Raadot Raunioilla". Das Ding fällt weder ab noch sticht es besonders heraus, es hätte ruhig einen Platz auf der normalen Version von "Tuolijoutsen" einnehmen können.
Fazit: Freunden finnischer Melancholie und Death-Doom-Gemischen kann man diese Platte nur wärmstens ans Herz legen.
1 Kommentar
Klingt sehr vielversprechend, so etwas habe ich z.Zt. in diesem Genre etwas vermisst.