laut.de-Kritik

Die Band aus Virginia bleibt sich auch mit frischem Anstrich treu.

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Den Stellenwert, den sich Lamb Of God als Urgestein der New Wave Of American Heavy Metal, über die Jahre erspielt haben, werden nur wenige Bands erreichen. Dabei vereint die Band aus Richmond, Virginia oft eine Zielgruppe zwischen Thrash Metal und Metalcore wie sonst kaum jemand. Mit "Omens" veröffentlichen Lamb Of God nun ihr zehntes Album und konsolidieren ihre Stellung weiter.

"Omens" beginnt mit "Nevermore" und haut damit direkt auf die Zwölf ohne viel Zeit für den Aufbau einer Atmosphäre zu bieten. Es ist der Groove Metal-Aspekt, den Lamb Of God unmittelbar in den Fokus schieben. Mit den unvergleichbaren Vocals von Sänger Randy Blythe erfüllen sie alle Wünsche, die ein alteingesessener Fan der Band haben konnte. Was "Nevermore" jedoch fehlt ist ein Hitcharakter, wie man ihn bei "Laid To Rest" oder "Redneck" ausmachen kann. Stattdessen sind es ätherische Cleanvocals, die den Sound des Songs mit einem frischen Anstrich versehen. Das unverwechselbare Trademark sind aber die triolischen Gitarrenriffs, die auch seit dem Ausstieg von Chris Adler mit dem neuen Schlagzeuger Art Cruz perfekt in Szene gesetzt werden.

Tatsächlich wird auch auf "Omens" klar, dass Art Cruz die perfekte Wahl ist und Chris Adler in keinem Punkt nachsteht. Man könnte sogar sagen, dass es ein wenig frischen Wind gibt, der hin und wieder hervorscheint. So profitiert der Blast Beat getriebene Song "Vanishing" vom ausgeklügelten Spiel des Schlagzeugers. Große Riffs finden sich in "Vanishing" ebenfalls, das sich mit treibendem Beat als Anwärter für einen perfekten Livesong präsentiert, im Riffing an "Ashes Of The Wake" erinnert und damit auch 2022 vollends überzeugt.

Zwischen dem Groove betonten "To The Grave", das sich mit Thrash Metal Einflüssen austobt, und dem titelgebenden "Omens" findet sich mit "Ditch" ein Track, der Lamb Of God mit schnellem Riffing in eine Modern Metal Ecke stellt. Zwischen Melo-Death Anleihen und treibenden Drums ist "Ditch" eine kurzweilige Abreibung, die enorm groovy und nuanciert djenty klingt, obwohl der Gitarrensound auf "Omens" wohl kaum mit Djent in Verbindung gebracht werden kann. Stattdessen betont "Ditch" die Aggression und Angepisstheit, die sich auf "Omens" durch Randy Blythe und die musikalische Sprache der Band von radikaler Art und Weise zeigt.

Lamb Of God haben in 25 Jahren nichts davon verloren, was sie ausmacht. Stattdessen erweitern sie ihren Sound um dezente Metalcore Elemente ("Omens", "Gomorrah") und gehen einen Schritt vom alteingesessenen Groove Metal in Richtung Modernität. Dabei wirkt "Gomorrah" mit seinem Breakdown-Charakter fast wie eine Hommage an August Burns Red, die jedoch im Lamb Of God-Gewand wesentlich düster gekleidet ist.

Diesem etwas frischen Vibe steht mit "Ill Designs" ein Track gegenüber, der sich klassischerem Heavy Metal Riffing hingibt. Alle Tracks auf "Omens" klingen unverwechselbar nach Lamb Of God – unabhängig von den jeweiligen Einflüssen und Nuancen, die auszumachen sind.

Auch "Grayscale", das thrashige "Denial Mechanism" und "September Song" sind durchweg solide geschrieben. Letzterer überzeugt mit einem melancholischem Ambiente, das sich mit cleanen Gitarren vom Rest des Albums abhebt. So ist "September Song" zunächst eine traurig anmutende Ballade, die jedoch schnell mit dem typischen Lamb Of God Riffing um die Ecke kommt und das Album in gleicher Manier abschließt, wie "Omens" begonnen hat. Mit etwas mehr als 40 Minuten Spielzeit stumpft das Album zu keinem Zeitpunkt ab und bietet zehn starke Tracks, die alle aus ihren eigenen Gründen von sich reden machen.

Alles schreit nach Lamb Of God. Vom Cover Artwork bis hin zum Drive und Groove, den die US-Amerikaner nie aus dem Blick verlieren. "Omens" ist ein starkes Album, das die Stellung von Lamb Of God unterstreicht, dabei aber nur wenig neues in den musikalischen Reigen mitbringt. Das wird den meisten Fans der Band regelrecht egal sein bei diesem Album, das sich in eine makellose Diskographie einreiht und mit den sozialkritischen Texten der Band auch textlich einiges zu bieten hat. Einzig ein großer Hit, wie man sie auf den älteren Alben ausmachen konnte, fehlt. Doch vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein einzelner Track zu einem solchen Hit reift.

Trackliste

  1. 1. Nevermore
  2. 2. Vanishing
  3. 3. To The Grave
  4. 4. Ditch
  5. 5. Omens
  6. 6. Gomorrah
  7. 7. Ill Design
  8. 8. Grayscale
  9. 9. Denial Mechanism
  10. 10. September Song

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