laut.de-Biographie
Leela James
Wo gibt's denn so was? Wyclef Jean, James Poyser, Raphael Saadiq, Chucky Thompson, Mtume und everybody's darling Kanye West produzieren gemeinsam das Debüt einer bis dato vollkommen unbekannten Sängerin? Leela James heißt die Dame - und auch ohne das illustre Produzenten-Line-Up hätte sie Beachtung verdient. Der erste Eindruck täuscht: Leela James' Stimme straft ihre Jugend und ihre Winzigkeit gleichermaßen Lügen. Wir haben es hier mit einer ganz großen Soul-Lady vom alten Schlag zu tun.
Leela James wächst in einer Umgebung auf, die von Musik durchdrungen ist. Ihr Vater besitzt eine riesige Plattensammlung und lebt seine Vorliebe für Gospel, Blues und Funk täglich unüberhörbar aus: Die Songs von B.B. King und Marvin Gaye sind allgegenwärtig. "Als Kind konnte ich seine Musik nicht ausstehen", verrät Leela, die trotzdem bald feststellen muss, in dieser Kultur tief verwurzelt zu sein. Die musikalische Saat des Vaters, die dieser weitgehend unabsichtlich streut, geht voll auf. Die Platten der Spinners, der Staples Singers und besonders die Al Greens werden zu ihren täglichen Begleitern.
Noch sehr jung beginnt sie, in ihrer Heimatstadt Los Angeles im örtlichen Gospel- und Kirchenchor zu singen. Der erste öffentliche Auftritt, den sie im Alter von elf Jahren absolviert, beschert ihr eine Erfahrung fürs Leben: "Ich begann zu singen und fühlte mich frei." In der achten Klasse beeindruckt Leela bei einer Schulaufführung des "Wizard Of Oz". Ihre erste Strophe singt sie aus dem Off. Als sie die Bühne betritt, ist die Verblüffung umfassend: Im Publikum rechnet niemand damit, eine derart reife Soulstimme bei einem kleinen Mädchen vorzufinden. Und doch, Leela verlegt ihren Interessensschwerpunkt nicht von Anfang an auf die Musik. An erster Stelle steht bei ihr der Sport.
Erst, als eine Knieverletzung ihre Pläne für eine Karriere als Läuferin durchkreuzt, tritt die Musik wieder in den Vordergrund. Ihr altes Hobby, der Gesang, bildet (wie sie selbst sagt) ihre "einzige Alternative". Sie beginnt, eigene Texte zu verfassen, bevorzugt während des Schulunterrichts. Zuweilen vertieft sie sich so sehr, dass sie laut mitsingt - nicht sehr förderlich für die in der Klasse herrschende Aufmerksamkeit, wohl aber für Leela selbst: Einer ihrer Lehrer erkennt Leelas Talent. Er betreibt nebenberuflich ein kleines Aufnahmestudio, in dem er viel mit Musikern aus der Latin-Music-Szene arbeitet, und setzt Leela fortan als Backgroundsängerin ein.
Für Leela springt neben etwas Geld der erste Kontakt ins Musikgeschäft dabei heraus: Wenig später ist sie Mitglied einer dreiköpfigen Girl-Group, mit der sie zwei Jahre lang auftritt. Als sich die musikalischen Vorlieben in unterschiedliche Richtungen zu entwickeln beginnen, zieht Leela Solopfade vor: Im Gegensatz zu den anderen beiden ist sie stark an den Ursprüngen von Soul und R'n'B interessiert, sie orientiert sich an traditionellen Gospel- und Bluessängern. "Back Porch Soul" nennt sie ihren daraus resultierenden Stil, der die Atmosphäre von Gesprächen und Bluessongs im Kreise der Familie auf der heimatlichen Veranda vermitteln soll.
Ende der 90er Jahre gibt Leela ein inzwischen begonnenes Wirtschaftsstudium an der Cal State University zu Gunsten ihrer Gesangskarriere auf. Ruff Nation Records nimmt sie unter Vertrag, wird jedoch wenig später vom Major Warner geschluckt. Leela wird zwar mit eingekauft, ihr Projekt landet jedoch nach den Wirren der Unstrukturierungen vorerst auf Eis. Es soll beinahe vier Jahre dauern, bis ihr Debüt-Album "A Change Is Gonna Come" erneut in Angriff genommen wird.
Gemeinsam mit Executive Producer Commissioner Gordon, der für die Produktion nahezu alles verpflichtet, das im Geschäft Rang und Namen hat, wählt Leela ihr Repertoire: Ihre Songs haben sämtlich persönlichen Bezug, auf ihrem ersten Album vereinen sich die musikalischen Einflüsse, die Leela James prägen. Der Titelsong "A Chance Is Gonna Come" (ein Klassiker von Sam Cooke aus der 60er Jahren, den Leela auf Wunsch ihrer Mutter hin unbedingt unterbringen wollte) drückt, wie sie sagt, ihre Gefühle bezüglich der Musik und des Lebens perfekt aus. "A Change Is Gonna Come" erscheint 2005.
Vier Jahre nimmt sich James Zeit, dann erste steht der Nachfolger in den Läden. Der Drittling "My Soul" (2010) folgt dagegen via Stax fast auf dem Fuße. Und die Schülerin des klassischen Soul wird die Vergleiche mit Aretha Franklin und Chaka Khan sicher erfreut zur Kenntnis nehmen. Weitere Alben heißen "Loving You More ..." (2012), "Fall For You" (2014), "Did It For Love" (2017) und "See Me" (2021).
3 Kommentare mit 7 Antworten
laut.de, bitte aufwachen.
Leela hat 2017 mit "Did it for Love" mal wieder eine grandiose Platte gemacht.
Und wahrscheinlich das Cover der Dekade.
Mon-Robbe, bitte bestätigen Sie.
Und noch ein Wake up Call an laut.de, ich bitte um einen Review zur neuen Scheibe "see me", ma fordern.
Inhaltlich check ich dich ja, aber wurde nicht wiederholt erklärt, dass nur rezensiert wird, was vorher dafür labelseitig eingesandt wird?
Ach ja, stimmt, nur Promoexemplare werden rezensiert.
So, diverse Durchläufe später bestätigt sich was ich erwartet habe, erneut eine durch und durch großartige Platte, Leela enttäuscht einfach nie. Sehr bewährte Kost, die aber eben auch sehr gut. Try!
4/5 (weil die großen Hits fehlen)
Hier laut.de, Allah: Auch wenn euch keine physikalische Kopie zugesandt wurde, schreibt doch ne Review anhand der bekannten Streaming-Möglichkeiten, so auf modern und digital, hm? Danke.
Gleiches gilt auch für Anthony Hamilton, dem könnt ihr auch gleich mal ein Profil erstellen.
Dafür lasst ihr dann die nächsten 3 Alben und News oder Listen mit Vollschmutz a la Deutschrap, Schlager und Co einfach weg. Win Win für alle!
Meiner direkten Erfahrung nach ist es erfolgversprechender, lieb zu fragen, anstatt zu fordern.
"Win Win für alle! "
Du hast halt einfach das Prinzip "Aufmerksamkeitsökonomie" nicht verstanden, vmtl weil du ein Opi aus den Untiefen des analogen Zeitalters bist...
Gleepi, Jounge! Das ist meine Art von "lieb fragen", denke das sollte laut.de auch klar sein.
Ochsi: Doch, verstehe ich schon, gebe nur die Hoffnung nicht auf, dass dennoch weniger auf Schund und mehr auf Qualität und Kunst gesetzt wird / werden kann, zumindest hin und wieder.