laut.de-Kritik
Die Hippieveteranen bieten eine überzeugende Liveshow.
Review von Giuliano Benassi"Well they say time loves a hero, but only time will tell: if he's real, he's a legend from heaven, if he ain't he was sent here from hell" singt Keyboarder Bill Payne zu Beginn des Konzerts. Die Zeilen passen gut zu einer Band, die mit mehr Tiefen als Höhen seit 1969 besteht.
Zwar sind Little Feat weniger bekannt als Andere, die in der zweiten Hälfte der 60er Jahre in Kalifornien ihre Laufbahn begannen, unter ihnen Frank Zappa, Captain Beefheart oder Grateful Dead. Bei diesem Konzertmitschnitt beweisen sie aber, warum sie in den USA nach wie vor mit einer treuen Gefolgschaft rechnen können: Auf der Bühne stehen sechs rüstige Musiker, die Spielfreude und gute Laune versprühen.
Die Tracklist bietet Material aus allen Schaffensphasen, wobei der Schwerpunkt in den 70er Jahren liegt. Mit "Night On The Town" und "I'd Be Lyin' " aus ihrem 2003er Studioalbum "Kickin' It At The Barn" zeigen sie zwar, dass sie immer noch annehmbares neues Material hinbekommen, Begeisterung lösen sie aber vor allem mit älteren Stücken aus. Ist die Band in der ersten Hälfte des Konzerts noch damit beschäftigt, ihre Zuschauer in Wallung zu bringen, lässt sie sich später gehen, und es kommen einige gute Momente zustande. "Dixie Chicken" aus dem gleichnamigen Album, das 1973 den Durchbruch bescherte, bringt es mit Trompeteneinsätzen und gezupftem Gitarrensolo auf knappe achtzehn psychedelische Minuten. Noch älter ist das schnellere "Tripe Face Boogie", das sogar aus ihren Debüt von 1970 stammt. "Let It Roll" ist das Stück, mit dem sie sich 1988 nach zehnjähriger Schaffenspause zurück meldeten; den Höhepunkt des Abends bietet aber das langsame "Willin' " (Aus "Sailin' Shoes", 1971), bei dem das Publikum ebenso gerührt mitsingt wie beim abschließenden "Feats Don't Fail Me Now".
Neben den Altmitgliedern Bill Payne (Gesang, Keyboard), Paul Barrere (Gitarre, Gesang), Sam Clayton (Trommeln, Gesang), Ken Gradney (Bass) und Richard Hayward (Schlagzeug) überzeugt vor allem der 88er-Zugang Fred Tuckett (Gitarre, Trompete) mit seinem vielfältigen Stil. Die in den 90er Jahren hinzu gekommene Sängerin Shaun Murphy gibt sich dagegen zu schrill und passt schlecht in eine Umgebung, die sich eher über instrumentale und weniger über vokale Fähigkeiten ausdrückt. Unvorteilhaft fallt für sie auch der Vergleich mit dem ehemaligen Sänger und Slidegitarristen Lowell George aus, der die ersten Alben entscheidend prägte. Obwohl er 1979 starb, ist er für das Publikum nach wie vor das wichtigste Mitglied der Band.
Real und aus dem Himmel, oder erfunden und aus der Hölle? Die Zeit hat wohl bewiesen, dass Little Feat gute Helden darstellen. Zumindest in den Augen der tanzenden Fans aus St. Louis, Missouri.
1 Kommentar
Tja, wer Little Feat live hören (!) will, kommt halt um "Waiting For Columbus" nicht herum, ohnehin eine der besten Live-Scheiben aller Zeiten (wo bleibt der Meilenstein?)