laut.de-Kritik
Rare Kleinode eines völlig unbekannten Soul-Sängers.
Review von Sven KabelitzBekanntlich existieren die unterschiedlichsten Arten des possierlichen Musik-Konsumenten. Manch einer nimmt Musik nur als Hintergrundgeräusch wahr, kauft sich dreimal im Jahr ein Lied und verhilft Nummern wie Rihannas "Diamonds", Will.I.Ams "Scream " oder Robin Thickes "Blurred Lines" auf Platz eins in Deutschland.
Andere durchstöbern Plattenbörsen und das Internet nach raren Singles und geben für eine seltsame Pressung eines alten, völlig unbekannten Soul-Sängers mal eben 200 Euro aus. Den Menschen, die sich in der Mitte dieser Extreme bewegen, hilft Tramp Records gerne auf die Sprünge. Selten gehörte Kleinode fasst Label-Chef Kirmayer persönlich zu einer Compilation mit vernünftigem Preis-Leistungs-Verhältnis zusammen.
Diesmal kümmert sich Kirmayer um den charismatischen Lonnie Lester, dessen "You Can't Go" bereits den Sampler "Movements 5" schmückte. Geboren in Missouri, als ältestes von dreizehn Kindern, entwickelte der Sänger mit der Zeit einen leidenschaftlichen Sound, der sich hinter bekannten Soul-Größen seiner Dekade nicht zu verstecken braucht. Er eröffnete die Abende für Aretha Franklin, Sam & Dave, The Drifters und viele andere. Doch der große Erfolg blieb aus.
Vieles, was "The Story Of Lonnie Lester" versammelt, gibt es erstmals auf CD zu hören. Gleich zu Beginn schmettert Lester betörend "So This Is Love". Eine exzellente Nummer, um die ihn mancher Wegbegleiter beneiden sollte. Das Prachtstück "Power Structure" verfügt über eine tief funkende Seele. Unter dem stampfenden Soul von "Can't Let You Go" versteckt sich auch nach all den Jahren noch ein wild sprühender Funke Leben. In "Git Down" nimmt sich Lester zurück, schenkt den Track der angriffslustigen Chuck Danzy Band und ihren Sängerinnen.
Auf Lesters Homepage lobt ein gewisser David Gentry den Sänger mit den Worten: "Es ist ein wahres Vergnügen, mit ihm zu arbeiten und macht eine jede Menge Spaß. Ein Musiker, der sein Publikum nie enttäuscht." Nach den sechzehn Tracks von "The Story Of Lonnie Lester" mag man diesen Worten gerne Glauben schenken. Wenn heute auch nur noch halb so viel Kraft in der Stimme dieses Mannes stecken sollte, dürfte er auch mit 75 Jahren noch "The Meanest Man In Town" sein.
2 Kommentare
Danke dass ihr auch solche Alben reviewt, wäre sonst wahrscheinlich nie darauf aufmerksam geworden.
ps.: robin thicke mit will.i.am und rihanna zu vergleichen, finde ich jetzt schon hart!
Manchmal hat man das Gefühl, dass solche kleinen Sachen an den Leuten komplett vorbei gehen. Daher freut mich Dein Kommentar jetzt besonders. Schön, wenn Dir die Sache gefällt. Dann schau mal bei dem Rest von Tramp Records vorbei. Da gibt es noch die ein oder andere feine Compilation zu entdecken.
PS: Wieso? Alle auf Nummer 1. Über die musikalische Qualität habe ich nie etwas gesagt.