laut.de-Kritik
Klingt zuweilen wie Autechre auf Pop.
Review von Daniel StraubZwei Jahre ohne ein Release sind in der schnelllebigen House- und Technoszene eine halbe Ewigkeit. Deshalb liefern die meisten Produzenten auf Teufel komm raus und schmeißen zur Not auch allerlei halbfertige Soundskizzen auf den Markt. Hauptsache man bleibt im Gespräch.
Der Amerikaner Jeff McIllwain verweigert sich diesem Diktat uninspirierter Fließbandarbeit im Studio. Die Früchte der selbstgewählten Veröffentlichungsabstinenz erntet er nun mit "A Certain Distance", das ihn auf seinem musikalischen Werdegang so intensiv wie nie an den Pop heranführt.
Traditionell sucht Lusine in seinen Stücken die Nähe zu abstrakter Klangspielerei, wie sie viele der frühen und heute beinahe schon legendären Warp-Acts zur Meisterschaft führten. Autechre, Boards Of Canada und Two Lone Swordsmen kommen einem spontan in den Sinn. Deren Hang zum Experiment, der Perfektionismus im Klangdesign lässt sich auch in den Releases von Lusine wiederfinden und bleibt eine der wesentlichen kreativen Triebfedern des Amerikaners. Seit seinem Debütalbum "Serial Hodgepodge", das 2004 bei Ghostly International erschienen ist, hat er das mit jedem Release aufs Neue unter Beweis gestellt.
"A Certain Distance" heißt das aktuellste Kapitel dieser Suche nach Sounds und Strukturen. Dass sich diese nun gerne zu Songs verdichten, ist eine Entwicklung, die man so nicht unbedingt erwarten durfte. Begrüßenswert ist sie allemal. Beschert sie dem Hörer doch einige Momente von kühler Schönheit. Und zwar immer dann, wenn Vila Larjosto den Stücken von Lusine ihre Stimme leiht ("Twilight" oder die erste Singleauskopplung "Dots"). Unterstützung erfährt sie von Caitlin Sherman, die auf "Gravity" zu hören ist.
Der tanzbare Beat bildet auf "A Certain Distance" längst nicht mehr die Maxime. Lusines Stücke suchen und finden neue Bezugspunkte außerhalb des engen Clubkorsetts, in dem sich Jeff McIllwain sowieso noch nie wirklich wohl gefühlte.
Mit einigen Tracks zeigt er aber, dass er sich noch immer bestens auf intelligente und gleichzeitig gerade Beats versteht. Vor allem im hinteren Drittel seines neuen Albums finden sich Beispiele für das unvermindert gute Groovegespür des Produzenten.
Unterm Strich bleibt der Eindruck haften, dass Lusine seine Musik vom Track zum Song weiterentwickelt hat. Vom bislang reifsten und gelungensten Album des Amerikaners zu sprechen, ist angemessen.
1 Kommentar
Ey Laut.de wo bleibt die Rammstein Kritik?