laut.de-Biographie
Lykke Li
Bei manchen Menschen scheint es vorbestimmt, dass sie kein gewöhnliches Leben führen können. Für sie sind neue Eindrücke so wichtig wie für andere die Luft zum atmen, und es gibt nichts schlimmeres als Alltag, Lethargie und Stillstand.
Die Schwedin Lykke Li Zachrisson, Tochter eines Hippie-Pärchens, ist definitiv eine solche Kandidatin. Mit 21 Jahren befürchtet sie bereits, ihr Leben vertan zu haben, weil sie immer noch kein Album aufgenommen hat. Dabei hat sie schon wesentlich früher damit begonnen, ihrer Kreativität Ausdruck zu verleihen.
Im Jahr 1986 geboren, ist Lykke schon als kleines Kind ständig auf Achse. Ihre Familie zieht aus Schweden weg und baut sich ein kleines Häuschen in den Bergen von Portugal. Von dort aus ziehen sie nach Lissabon, und schließlich wieder zurück nach Schweden. Dort bleiben sie jedoch nur solange es warm ist, während sie die kalten Wintermonate in Indien verbringen.
Bereits in frühester Kindheit wird ihr Interesse an Musik geweckt. Vor ihren Eltern tanzt sie zu Madonnas "Like A Virgin" oder "Erotica". Als Teenager betätigt sie sich als Background-Tänzerin bei den Shows anderer Künstler.
Die Tatsache, dass viele ihrer Freunde ebenfalls tanzen, und die Angst, nichts Besonderes mehr zu sein, lassen sie das Tanzen an den Nagel hängen. Stattdessen schmeißt sie die Schule und beginnt mit dem Singen.
Inspiriert von Prince, Kate Bush oder Edith Piaf macht sich Lykke Li mit 19 auf den Weg nach New York um Erfahrungen zu sammeln. Sie besucht eine Schauspielschule, Fach Improvisation.
Sie wagt den Sprung ins kalte Wasser und tritt bei einer Open-Mic-Nacht im SOB-Club auf: ein Desaster. Das Publikum ist alles andere als überzeugt und schickt die niedergeschlagene Künstlerin von der Bühne.
Am Tiefpunkt angekommen, beschließt Lykke einfach, sich als schwedischer Superstar auszugeben und hat damit sogar ein wenig Erfolg. Bevor sie irgendeinen Nutzen daraus ziehen kann, läuft allerdings ihr Visum ab.
Zurück in Schweden beginnt Li an Songs zu arbeiten, die sie via Myspace präsentiert. Zur eigenen Überraschung erhält sie wachsendes Feedback und nimmt Kontakt zum Produzenten Björn Yttling auf. Mit seiner Hilfe entstehen mehrere Demos, die sie im Internet veröffentlicht.
Schließlich bestreitet Lykke ihren ersten Auftritt, der sich, dank einer hervorragenden Kritik eines Journalisten, als wichtiger Schritt zum Erfolg herausstellt. Es folgen mehrere Festivalauftritte und Studiosessions, u.a. mit Röyksopp und der Sängerin Robyn.
Im Oktober 2007 kehrt die Schwedin nach New York zurück. Berühmtheit muss sie inzwischen nicht mehr vortäuschen, hat Geld in der Tasche und kann vernünftig leben: die besten Vorraussetzungen, um ein Album fertig zu stellen. Das experimentierfreudige Popalbum "Youth Novels" kommt im Juni 2008 auch in Deutschland auf den Markt und eröffnet ihre Trilogie über "eine Frau in ihren Zwanzigern, die auf der Suche nach Liebe und sich selbst ist", ab. Das luftige Electropop-Gewand von "Youth Novels" wird 2011 auf "Wounded Rhymes" von einer beschwörenden Düsternis voller Trommeln und Ohrwürmern ("I Follow Rivers", "Youth Knows No Pain") ersetzt.
Doch alle, die sie zur nächsten Indiepop-Prinzessin stilisieren wollten, werden 2014 von "I Never Learn" enttäuscht. Denn Li graut es vor dem Label Pop-Künstlerin, lieber würde sie Singer/Songwriterin genannt werden. Als Konsequenz daraus verweigert sie Eingängikeit und allzu offensichtliche Hits.
Mit ihrem vierten Album nähert sich die Schwedin 2018 dann doch dem Mainstream-Pop an, von dem sie sich bisher mit tief melancholischem Singer/Songwriter-Avantgarde deutlich abhob. Würde sie Qualität und Atmosphäre dabei halten, wäre das nicht weiter schlimm – leider geht "So Sad So Sexy" aber oft gründlich schief. Danach dauert es vier Jaher, bis 2022 mit "Eyeye" ein weiteres Studioalbum folgt.
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