laut.de-Kritik

Eine knurrige E-Gitarre gibt den Fährmann des Todes ...

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In den Augen mancher Fans gelten die nicht der eigentlichen Bat-Trilogie zugehörigen Meat-Alben fälschlicherweise als ungeliebte Pausenfüller. Eine Einschätzung, die "Hang Cool Teddy Bear" absolut nicht gerecht wird: mittlerweile auch schon über sechzig, greift Meat Loaf hier kräftig zupackend in die Rock-Tonne und klaubt daraus dreizehn Tracks, randvoll mit sattem Drive und unverbrauchter Energie.

Mit "Hang Cool Teddy Bear" glückt Meat Loaf ein in der Form altmodisch anmutendes Konzept-Album, das aber trotz - oder gerade - wegen seinem festen Bekenntnis zu Anachronismen unerhört catchy und vor allem frisch herüberkommt. Die einzelnen Titel fungieren natürlich nicht als einfach beliebig aneinandergereihte Songs - da steckt eine Geschichte dahinter.

In diesem Fall die namensgebende Kurzgeschichte aus der Feder von Kilian Kerwin über das Sterben eines im Gefecht verwundeten Soldaten. Es geht die Legende, dass im Augenblick des Todes bei einem Menschen noch einmal alle wichtigen Stationen des bisherigen Lebens vor dem inneren Auge ablaufen. Kerwins Kniff: sein Protagonist erlebt nicht die Vergangenheit, sondern all das, was ihm eigentlich noch in der Zukunft zustehen würde.

Fraglos ein dankbarer Stoff für Meat, den er unter den Fittichen des Produzenten Rob Cavallo (Green Day, Paramore) in eine opulente und höchst kurzweilige Rock-Oper transformiert. Wer gerade bei diesem Thema Balladen der Sorte "Two Out Of Three Ain't Bad" erwartet, liegt falsch. Nur eine Nummer ("Did You Ever Love Somebody") taugt als gefühlvolle Hymne - der Rest gibt, bis auf interne Zwischenspiele, einfach nur Volldampf. So rockig auf Albenlänge war Meat Loaf noch nie, und das macht ihm spürbar diebischen Spaß.

Warum drei-Minuten-Songs, wenn es auch länger geht? Der Einstieg "Peace On Earth" kommt gleich auf über die doppelte Länge und erfüllt alle Fan-Erwartungen. Hier tut sich was: mächtige Paukenschläge und dissonante Geigen wecken auf, und mit knüppelnden Beats und herrlich pathetischen Streichersätzen beginnt die Story des Sterbenden, der eigentlich noch ein ganzes Leben vor sich hat.

Das Tempo wird mal verschleppt, zwischendurch gibt eine knurrige E-Gitarre den Fährmann des Todes, dann wieder trösten schmeichlerische Piano-Passagen. Obwohl absolut eigenständig und überhaupt nicht zu vergleichen, erinnert die Nummer angenehm an Großtaten wie "Paradise By The Dashboard Light".

Nächstes Schmuckstück: das mit einem besondereren Gaststar aufwartende "If I Can't Have You". Denn hier beweist "Dr. House" Hugh Laurie eindrucksvoll seine Qualitäten am Piano. Kara DioGuardi zeichnet nicht nur als als Song-Co-Autorin verantwortlich, sondern veredelt gleichzeitig mit süßen Gesangs-Passagen.

Überhaupt tummelt sich eine fast unübersehbare Zahl an Gästen in Meats Rock'n'Roll-Manege. Stellvertretend seien die Namen Brian May, Steve Vai, Schauspieler Jack Black (Tenacious D) und natürlich Patti Russo genannt. Zusammen mit Black gibt Meat auf "Like A Rose" für ihn ungewohnte, aber höchst effektive und amüsante Rap-Einlagen.

Mit "Elvis In Vegas" endet Meats neuer Drahtseilakt zwischem Oper, Operette und deftigem Rock mit einer Fantasy-Nummer aus der Feder von Bon Jovi. Durch eine ganz strenge Brille betrachtet, finden sich vielleicht zwei, drei Hänger, aber bei der Anzahl von 13 Songs sei das verziehen.

Vorhang auf, Manege frei: der Rock'n'Roll Circus ist wieder in der Stadt - und verzaubert wie eh und je alle wissenden Herzen. Kein Wunder, wenn der einzig wahre Zeremonienmeister in alter Pracht mit seinem Publikum spielt.

Trackliste

  1. 1. Peace On Earth
  2. 2. Living On The Outside
  3. 3. Los Angeloser
  4. 4. If I Can't Have You
  5. 5. Love Is Not Real
  6. 6. Like A Rose
  7. 7. Song Of Madness
  8. 8. Did You Ever Love Somebody
  9. 9. California Isn't Big Enough (Hey There Girl)
  10. 10. Running Away From Me
  11. 11. Let's Be In Love
  12. 12. If It Rains
  13. 13. Elvis In Vegas

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8 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Läuft momentan rauf und runter bei mir - gefällt!

  • Vor 14 Jahren

    @Herr Andrack (« Wunderschöne Scheibe, man merkt, welchen Spaß Meat damit hatte, vor allem, weil er erstmals die totale Kontrolle über Songs und Produktion hatte. In Sachen Cover: Ja, auch hier werden die Erwartungen wieder voll erfüllt ... ein jeanstragendes Soldaten-Skelett mit danebenliegendem Schwert, mitsamt zwei in der Zwischenwelt um die Seele des Toten buhlenden Schönen. Hach. :) »):

    Und ich hab mich schon gefragt, was das Cover wohl darstellen mag. Jetzt anhand deiner Worte wird's mir auch klar. Manchmal dauert's eben länger. Das Cover ist einfach nur prächtig!!

    Ich kann auf "Hang cool..." keinen einzigen Ausfall festellen, höchstens dass vielleicht die einzige Ballade "Did you ever.." im direkten Vergleich zu den anderen Songs fast schon simpel ausfällt, aber trotzdem toll geworden ist.

    Das erste Mal "Los Angeloser" im Radio hören hat mir gut gefallen, aber ich dachte dabei, ist vielleicht nicht unbedingt ein Topkandidat für's Radio, aber verglichen mit den anderen Stücken wohl noch am Ehesten. Hätte auch die Ballade treffen können, aber "Los Angeloser" ist dann doch mehr "catchy".

    Yippiiee, Patti Russo ist auch wieder mit dabei. Die Frau singt einfach toll. Schade, dass die nichts eigenes macht :(
    Am Meisten überrascht hat mich aber das von Bon Jovi geschriebene "Elvis in Vegas". Ich hatte schon schlimmes befürchtet, aber das Ding geht ja ab wie Sau. Der gute alte Jon dachte sich wohl "Die Nummer ist für Bon Jovi zu heftig, also geben wir's an Meat ab, das passt zu dem".

    Was mir auch sehr gut gefällt und ich so noch nicht gehört habe ist der Double Bass "Trommel Wirbel" am Ende von "Love is not Real" : ))

    Man hört richtig raus, dass Meat sich keine Gedanken gemacht hat, wie die Scheibe bei manchen ankommen würde und hat einfach das eingespielt, worauf er Bock hatte. Wenn das nur jeder so halten würde!!
    Großes Kompliment an ihn, seine Musiker, die Superarbeit geleistet haben und natürlich an Rob Cavallo, der mal wieder bewiesen hat, dass er nicht umsonst als hervorragender Produzent gilt.
    Was da an Sound aus den Boxen knallt, ist ne Wucht!!

  • Vor 14 Jahren

    Endlich!!!!
    So lange haben wir auf ein neues Album von Meat Loaf gewartet,endlich ist es da!!!!
    Ein total anderer Sound aber immernoch der Wahnsinn.
    Meat Loaf ist der Beste!!!!