laut.de-Kritik
Experimentelle Schüttelrhythmik und modulare Schachtelmelodien.
Review von Matthias ManthePortland, was geht? Schon wieder ein Wahnsinnsrelease aus der mittleren Großstadt, die sich nach Portugal. The Man, den Thermals, 31Knots, Decemberists usw. usf. ein weiteres Mal als Indie-Schmiede supreme geriert. Drei Herren wählten schon anno 2000 den reichlich beknackten Bandnamen, boten zwei (vermutlich sträflichst) ungewürdigte Alben auf dem Wochenmarkt für Kunst/Kleinkram feil und haben jetzt auf einmal die Subkultur der ganzen U.S. of A. im Rücken.
Drüben jubiliert nämlich ausnahmslos jeder, der auf der Suche nach dem ultimativen Distinktionsgewinn den Kopf gerne mal ins Artrock-Fahrtwasser taucht, dabei aber die Extremitäten immer schön auf der trockenen Popplanke behält. Wobei der Menomena-Popbegriff zweifellos ziemlich im toten Winkel des Mehrheitsgeschmacks wuchert.
Experimentelle Schüttelrhythmik und modulare Schachtelmelodien sind hier hübsch chaotisch ineinander gesteckt. Kein Programm für Rückenlehne und geistige Sparflamme, allerdings jede Mühe wert. Andere Musikanten benötigen halbe Lebenswerke für das Ideenreichtum, mit dem die Magic Three aus Oregon in den ersten Songs förmlich hervorplatzen.
Da wird zunächst auf die Früh-Blursche Britpop-Fähre geladen, dann mit der Hawaiigitarre nach Liberal England rübergemacht, zwischendurch noch Peter Gabriel vom Floß gefischt und später, wieder an Land, als pfeifender Pfadfinder unter Animal-Collective-Fahne durch den Wald gemarschtrommelt. Die Reise führt also keineswegs straight ans gegenüberliegende Ufer. Freigeist-Attitüde ist hier Seekartenmeister, und, pardon the Bildhaftigkeit, die Kuckucksuhr schlägt Daueralarm.
Drum bereitet "Friend And Foe" dem Hörer anfangs am Stück durchgehört vielleicht Konzentrationsschwierigkeiten. Sehr bald jedoch erwischt man sich beim Hymnen-Mitsummen, bei Luftpiano- und Luftsaxophonspiel, versunken in gospeliger Orgelmagie und Sounddesign-Studie. Der rote Faden mag zerfranst sein, letztlich bringt uns sein Zickzack-Kurs sicher von einem verspielten Popmoment zum nächsten. Und der ist sogar noch toller als der vorherige. Versprochen!
10 Kommentare
Die Dritte von Menomena "Friend And Foe" enthält zwar immer noch einen gewissen Experimentalcharakter, steht aber eher unter dem Motto "Back To The Roots". Sie bietet ganz viel zwischen Chicagos Postrock und Seattles Indiepop. Der Sound ist vielschichtig und abwechslungsreich und es finden darauf zum Teil sehr eigenwillige, aber nicht minder eingängige, Melodien ihren Ausdruck.
Beim Gesang wird man unvermittelt oft an "TV On The Radio" erinnert, was auch nicht unbedingt negativ ins Gewicht fällt. Aber wie bisher schon festgestellt, garantiert uns die Besinnung auf die Wurzeln keineswegs die zukünftige Gangart der Talente aus Portland. Ich jedenfalls bin ziemlich begeistert vom neuen Werk und sehr gespannt, womit uns die Jungs in Zukunft überraschen werden.
Live in Heidelberg, der Sänger:
"Welcome to our Britpop-Free-Jazz-Session...!"
Jap!
Mist ey, ich hab neulich im Radio 'nen Track von denen gehört und krieg einfach nicht raus, welcher es ist.
Dächte, ich hätte ganz oft "let gooo" oder so gehört.
gerade den artikel gelesen und mich an das berliner konzert zur popkomm zurück erinnert...
für alle die die band noch nie live gesehen haben oder gar nicht kennen sei folgender mitschnitt empfohlen:
http://www.sly-fi.com/index.html?episode=291
hey, nicer bericht...und schöne seite auch
absolut bestes Album das ich seid langem gehört hab!