laut.de-Biographie
Mystery Jets
In eine Band einzusteigen und Musik zu machen, weckt bei vielen Teenagern nicht nur die Hoffnung, reich und berühmt zu werden. Viele wollen ihre Freizeit auch einfach mit Freunden in einem miefigen Proberaum fernab sämtlicher Benimmregeln ihres Elternhauses verbringen. Nicht so die Mystery Jets.
Blaine Harrison spielt seit der Bandgründung 2003 mit seinem Vater Henry Seite an Seite. Blaine ist Sänger, Henry Gitarrist der Mystery Jets aus Eel Pie Island, Südengland. Ebenfalls zur Gruppe zählen zu Startzeiten William Rees (Leadgitarre, Percussion), Kai Fish (Bass, Gitarre) und Drummer Kapil Trivedi.
Bis 2006 muss sich Blaine auch auf Tour benehmen. Dann steigt Henry aus dem Tourleben aus und steht der Band fortan als weiser Berater und Studio-Gitarrist zur Verfügung.
Beim Startschuss der Mystery Jets-Albumlaufbahn 2005 ist Papa Harrison aber noch vollwertiges Bandmitglied. "Making Dens" heißt das mit Produzent James Ford (Test Icilces, Arctic Monkeys) aufgenommene Debüt, das 2005 viele Kritiker in seiner stilistischen Vielschichtigkeit etwas überfordert. Anders gesagt: Die Lobeshymnen für Maximo Park und Bloc Party beanspruchen die gesamten Kapazitäten der Musikredaktionen.
Auf dem Londoner Warner-Sublabel 679 Recordings, wo seinerzeit auch die Futureheads gelistet sind, erscheint die eingängige Mischung aus Pop, Prog und Indie Rock, das so verschiedene Referenzen wie Franz Ferdinand, Barrett-Pink Floyd und XTC hervor ruft.
Zwischen psychedelischen Jam-Brocken wie der ersten Single "Zoo Time" und griffigen Singles wie "You Can't Fool Me Dennis" überzeugt das Quintett in der Folge zumeist britische Fans.
Nach Papa Harrisons Abgang muss sich die Truppe der Veränderung stellen, vermehrt eigene Texte zu verfassen, was zuvor dem Gruppenältesten vorbehalten war. Dies kommt den dynamischen Prozessen innerhalb der Gruppe zugute, wie sich Gitarrist Rees später erinnert. Auch der Prog-Faktor verabschiedet sich, der mitunter auf Henrys Emerson, Lake & Palmer-Vorliebe zurück ging.
Immer noch schillernd und bunt, eingängig und widerspenstig, präsentiert sich 2008 das Zweitwerk der zum Quartett geschrumpften Mystery Jets. "Twenty One" beinhaltet einige glanzvolle Pop-Momente ("Two Doors Down", "Half In Love With Elizabeth"), die überdeutlich belegen, dass die Band ihr Konzept weiterverfolgt, ohne zu langweilen.
Anteil am deutlichen 80s-Elektro-Bezug hat sicherlich Produzent Erol Alkan, der seit seiner Verquickung der "Blue Monday"-Bassline New Orders mit Kylies "Can't Get You Out Of My Head"-Text auf der britischen Insel hofiert wird.
In der Hoffnung, einen in Stimmung und Atmosphäre ähnlich ungreifbaren Popsong-Fundus zu schaffen wie die Idole Aztec Camera und The Cure, beenden beide Parteien die Arbeit an insgesamt elf Songs. Die Reaktionen auf der Insel geraten größtenteils enthusiastisch.
Als 2010 "Serotonin" herauskommt, scheinen viele nur noch so "Half In Love With The Mystery Jets" zu sein. Chris Thomas, der schon Arbeiten für die Beatles, Pink Floyd oder Pulp vorweist, übernimmt den Produzentenpart. Das Album soll laut Blaine, exemplarisch für die Truppe stehen, doch einen wirklichen Hit landen die Briten damit nicht.
Mehr Erfolg erhoffen sich die Jungs von ihrem vierten Werk "Radlands". Sie wechseln dafür ihr Aufnahmestudio, ziehen nach Texas in ein großes altes Holzhaus. "Alles, das wir mitbrachten, waren die Gitarren auf unseren Rücken", erzählt Blaine. "Ein alter Typ lieh uns dann dieses Vintage-Equipment. Deshalb klingen die Songs nun so."
Zurück in London, können die Mystery Jets ihre Erfahrungen und Erlebnisse aus den USA kaum glauben und in Worte fassen. Sie veröffentlichen lieber einen Albumtrailer. "Radlands", der Titel angelehnt an den Film "Badlands" von 1970 und Keith Richards' Landhaus "Redlands", erscheint im Frühjahr 2012.
Mit dem Album kommen auch zwei neue Mitglieder: Matt Parks an der Pedal Steel, und Peter Cochrane ersetzt Kai Fish, der sich in Zukunft um sein Baby und eigene, musikalische Projekte kümmern möchte. "Dieses Ende ist gleichzeitig ein neuer Anfang", schreiben die Mystery Jets darüber auf ihrer Homepage. Eine neue Ära beginnt, und die Jets sind, hört man die Singleauskopplung "Someone Purer", in bester Form zurück: "Give me rock'n'roll and a pure and innocent soul."
Anschließend wird es dennoch ruhig um die Band. Auf ihre Wurzeln wollen sie sich zurückbesinnen, unternehmen eine Indienreise zur Inspiration, richten sich ihr Studio in einer alten Knopffabrik ein und schreiben. Ganz drei Jahre dauert der Entstehungsprozess zu "Curve Of The Earth", das Anfang des Jahres 2016 erscheint. Gereifter zeigen sich die Mystery Jets darauf, dichter im Sound und trotzdem experimentierfreudig.
"Wir versuchen einfach, nicht jemand anderes als wir selbst zu sein", kommentiert Gitarrist Will Rees das Werk unprätentiös. Wenn so was doch immer so gut klingen würde wie bei den Mystery Jets.
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