laut.de-Kritik
Indie-Pop zwischen Gitarrenballade und Discosounds.
Review von Deborah Katona"So here we are once again / We're different but your luminous / effervescent glow still remains." Diese Zeilen stehen nicht etwa am Anfang des neuen Mystery Jets-Albums "Radlands", sondern ertönen erst im letzten Track. Jedoch: Sie hätten auch als Einstieg gepasst, fassen sie das Album doch perfekt zusammen.
Ruhig war es lange um die Mystery Jets. Das 2010er Album "Serontin" blieb relativ unbemerkt. Zuletzt machte Bassist Kai Fish mit seinem Soloprojekt "Life in Monochrome" auf sich aufmerksam und man fragte sich, wie es mit den Mystery Jets wohl weitergehen würde. Fishs Ausstieg wurde gerade bekannt gegeben – bei den Aufnahmen zu "Radlands" war er aber noch mit im Boot.
Die Mystery Jets mieteten sich hierfür in ein Holzhaus in Texas ein, liehen sich Equipment und begannen mit der Schreiberei. Der Ort ließ die Londoner wohl nicht ganz unbeeinflusst: Country- und westernlastiger ist das Album geworden ("The Ballad Of Emmerson Lonestar"). Dem Aufnahmeort widmen sie gar die Ballade "Lost in Austin", in der Sänger Blain im Refrain wunderbar heult: "Take me to the edge, I'm not scared."
In der Singleauskopplung "Sommers Purer" fordern die Jets: "Give me Rock'n'Roll and a pure and innocent soul." Ob sie sich das für ihre eigene Musik wünschen? Denn bei den elf Titeln auf "Radlands" handelt es sich eher um Popsongs – dafür aber mit Seele und bestens arrangiert.
"The Hale Bop" zum Beispiel mit seinen Discosounds oder die zweistimmige, sehr reduzierte Gitarrenballade "Luminescence". Die Melodie von "You Had Me At Hello" will gar nicht mehr aus dem Kopf verschwinden. Bei "Sister Everett" hilft der Streatham Community Ladies Choir mit, Sophie-Rose Harper wurde für das Duett "Take Me Where The Roses Grow" verpflichtet. "Greatest Hits" groovt und macht Laune. Und alles so: "Sha-la-la."
Jeder Song auf "Radlands" birgt andere Ideen – und doch passen sie alle zusammen. Die Mystery Jets haben ein stringentes, vielschichtiges Album geschaffen. Natürlich ist der Indiepop damit nicht neu erfunden, aber vor ihrer Leistung verbeugt man sich trotzdem gerne: "I was a rock, I was an animal and now I'm king."
Noch keine Kommentare