Ganoven und Glamour, Heulsusen und Horrorshow, Lyrik und Lifestyle, das alles im breiten Spektrum zwischen klassischem BoomBap und Trap. Wie geht's dem Genre? Danke, gut!

Konstanz (laut) - Alle Jahre wieder echot es aus allen Richtungen auf die Frage nach den Lieblingsplatten des Jahres erst einmal bräsiges Genöle. Von wegen, was für ein schwaches Jahr das doch wieder gewesen sei. Alle Jahre wieder stellt sich bei der Auszählung dann doch heraus: von wegen! Satte einhundertsechzig Alben haben die Hip Hop-affinen Damen und Herren Autor*innen 2020 ins Rennen geschickt. Ganz so miserabel wie sein Ruf kann das Rap-Jahr angesichts dieser Zahl nun wirklich nicht gewesen sein. Es hielt immerhin diese hier bereit:

Die besten Hip Hop-Platten des Jahres

Ganoven und Glamour, Heulsusen und Horrorshow, Lyrik und Lifestyle, das alles im breiten Spektrum zwischen klassischem BoomBap und Trap: Die Meinungen darüber, ob Top oder Flop, divergierten zwar wieder erheblich. Über die Spitzengruppe, die sich recht schnell und deutlich vom übrigen Feld absetzte, herrschte dennoch relativ große Einigkeit.

Danke, gut.

Wenn Tapedigga-General Johannesberg und Yo Mama Fromm einträchtig auf den Jahressieger gucken und dabei zufrieden nicken können, ohne den anderen (also Johannesberg) für seine Geschmacksverirrung schmähen zu wollen, dann muss das wohl dieser Weihnachtsfriede sein. Möge er auch über euch kommen! Für den Soundtrack dazu liefert die Best-Of-Liste ja wohl Inspiration genug. Wer nicht selbst picken will: Handverlesene Lieblings-Hip Hop-Tracks von 2020 laufen auch im Programm von laut.fm/zwo. Danke, gut.

An dieser Liste mitgewirkt haben die laut.de-Autor*innen Anastasia Hartleib, Christian Kollasch, David Maurer, Dominik Lippe, Florian Düker, Florian Peking, Franz Mauerer, Frieder Haag, Johannes Jimeno, Julius Stabenow, Max Brandl, Merlin Engelien, Mirco Leier, Moritz Fehrle, Rinko Heidrich, Robin Schmidt, Stefan Johannesberg, Stefan Mertlik, Thomas Haas, dieser Yannik™ Gölz, Yo Mama Fromm und Zoé van der Meulen.

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61 Kommentare mit 34 Antworten, davon 50 auf Unterseiten

  • Vor 3 Jahren

    Wirklich mal ein fairer Querschnitt. Allerdings kann ich selbst bei meinen Favoriten aus der Liste kein Album am Stück hören, nur ein paar Highlights. Vllt hat hier ja jmnd einen Tipp für ein kohärentes Boombap Album, das wie aus einem Guss klingt. Wüsste nichtmal, wann und wobei ich das Gefühl zuletzt hatte.

  • Vor 3 Jahren

    Meine Liste ohne Reihenfolge:

    Jay Electronica - A Written Testimony
    Hinz & Kunz - Aus allen Wolken
    RJD2 - The Fun Ones
    Westside Gunn - Pray For Paris
    Goldroger - Discman Antishock 2
    Boldy James & The Alchemist - The Price of Tea in China
    Freddie Gibbs & The Alchemist - Alfredo
    Stove God Cooks - Reasonable Drought
    Apollo Brown/Che Noir - As God Intended
    Blu & Exile - Miles
    Black Soprano Family - The Respected Sopranos
    Nas - King's Desease
    Conway - From King To A God
    Smoke DZA -Homegrown
    Benny The Butcher - Burden of Proof
    Busta Rhymes - ELE2

    bestimmt noch was vergessen...

  • Vor 3 Jahren

    Mir fehlen hier einige Alben, die ich jetzt mal vorstelle. Fange erstmal mit einem an:

    Vielleicht fand es hier keine Berücksichtigung, weil es offiziell als EP bezeichnet wurde, aber die Unterscheidung ist sowieso nicht mehr zeitgemäß und rechtfertigt auch nicht, warum "Unlocked" von Kenny Beats und Denzel Curry hier nicht auftaucht. Die Spielzeit ist zwar kurz, aber intensiv. Alles wirkt sehr kohärent, ohne dabei langweilig zu werden. Denzel mit einigen bemerkenswerten lines und Kenny schafft es, wie schon so oft, die Künstlerfigur seines Gegenüber mit seinen Produktionen zu portraitieren. Für mich war es ein Grower, und jetzt, wo ich darüber rede, werde ich es definitiv demnächst nochmal hören. Oder den Film dazu nochmal schauen, netter Bonus btw: https://www.youtube.com/watch?v=oyIrhGleD9M

  • Vor 3 Jahren

    Zum nächsten Eintrag meiner imganinären Liste muss ich vorab erwähnen, dass ich ein riesen Fan bin und bis jetzt wirklich alles von denen gefeiert hab, nur so als disclaimer.

    Es geht um T9, Torky Tork und doz9, und deren Projekt "90/10", in dem die beiden sich der mehr oder weniger willkürlichen Beschränkung 10 Track à 90 Sekunden zu machen unterwerfen. Herausgekommen ist dabei ein kurzes (kappa) Album, in dem aber die Ideen sehr dicht wirken. Jeder der zehn Tracks wirkt dabei aber gar nicht skizzenhaft oder zu kurz und in sich geschlossen.

    Auch geht es sehr abwechselungsreich zu, die Beats bewegen sich zwischen Boom Bap, Trap, Industrial, Dancehall und NDW, klingen aber trotzdem stark nach Torky, der real tork einer der top producer in Deutschland ist. Doz9 finde ich durch sein "Gimmick", super kryptische Texte, sehr spannend, ist raptechnisch kein Großmeister, flowt aber passabel über die Beats ohne sich irgendwo die Blöße zu geben.

    Die Texte sind ähnlich vielfältig wie die Beats, es gibt representer, battlerap, gesselschaftskritik (wobei das Lied am meisten nach vorne geht), introspektive Vergangenheitsbetrachtung (in einer sehr unpeinlichen, assoziativen Art), Pornorap (wortwörtlich), Kifferrap (worin doz9 sowieso der chief ist), und naja, in "Carbonara" preist doz seine Qualitäten als Partner auf einem NDW-Coversong, in dem haufenweise Referenzen auf den Ursprung des geflippten Samples versteckt sind. Video hätte nicht in 60fps sein müssen: https://www.youtube.com/watch?v=Iz8kCvU69l…

    Meine Lieblingszeile,
    "Bonvivant mit vino weiß" (aufgrund des geschickten Einsatzes von Reimerwartung), steht exemplarisch für das ganze Album: Kurz, aber richtig viel drin.

  • Vor 3 Jahren

    Wo ist Aminé - Limbo? Das fehlt, dafür kann Hayiti weg.

  • Vor 3 Jahren

    Drei ziemlich gute Alben und dann viel guter Durchschnitt.

    Hinz und Kunz – Von Oben Herab
    Meine Überraschung des Jahres. Fand die davor immer so mittel, aber hier packen die ordentlich aus. Die Beats ballern, die Texte haben zwar das ein oder andere Blumentopf-Wortspiel zu viel, aber dafür auch ordentlich Assi-Swagger und der Bärtige flowt pervers gut.

    Run the Jewels – RTJ4
    Muss man nichts groß zu sagen, denke ich. Finds geil, dass die jetzt zum vierten Mal nicht ins Klo gegriffen haben.

    Prezident – Alles ist voll von Göttern
    Komisch, dass der hier untergeht. Ich finds auch ein bisschen routiniert und etwas zu lang, aber da sind schon sehr gute Songs drauf. Generell immer noch der beste deutsche Rapper.

    Haiyti – Sui Sui / Influencer
    Zweimal sehr gut abgeliefert, aber warum featured sie immer so Trottel.

    Nas – King`s Disease
    Gutes Album. Vor allem beattechnnisch erstaunlich ordentlich. Und als Rapper steckt er eh noch einen Großteil der anderen in die Tasche. Die selbstgerechten Lovesongs nerven ein bisschen.

    Zugezogen Maskulin – 10 Jahre Abfuck
    Die Hook von rap.de gibt mir Lebenskraft.

    Vandalismus – Gloria und Schwefel
    Schon ganz geil, aber bis auf dass ich ihn für seinen Insider Nerdtalk feiere, packts mich emotional nicht mehr so. Ist aber wahrscheinlich besser für ihn.

    Alchemist & Freddie Gibbs
    Geht mir hier wahrscheinlich so wie mit Bandana, dass ichs im nächsten Jahr richtig feier, nachdem ich es bisher erst recht gut finde.

    Haftbefehl - DWA
    Ach Manno Hafti, schade um die Beats.

    Disssy – Bugtape Vol.1
    Der läuft in Deutschland immer so ein bisschen unterm Radar, was man wohl als gerechte Strafe für solche Minialben werten kann. Trotzdem einer von den Guten. Basslastige Beats und die Hängerattitüde trösten über den Stanniflow hinweg.