Wie angedroht, folgt die Retourkutsche auf "Technisches K.O." nicht per erneutem Klingelstreich, sondern in Trackform. Warum stehen eigentlich so viele Rapper auf ältere Damen?

Stuttgart / Düsseldorf (dani) - Bözemann hat eine musikalische Antwort auf Farid Bangs Disstrack "Technisches K.O." versprochen. Als "musikalisch" geht "Farid Schmitz" zwar nicht gerade durch, abgesehen davon erfüllt der Track wahrlich alle Erwartungen. "Gemessen an seinen nicht existenten Fähigkeiten als Rapper, kann das nur grandios werden", unkte Kollege Mirco Leier gestern erst. Jesses, wie Recht hat er behalten! Diese Nummer ist auf so vielen Ebenen scheiße, dass es in der Geballtheit schon wieder fast zum Prime-Time-Entertainment taugt.

Wo fangen wir an? Beim Beat? Okay. Natürlich pickt Bözemann superdramatische Kirchenorgeln. Wie könnte jemand, der offensichtlich keinen Funken Kreativität in sich trägt, auch sonst ausdrücken, dass er da gerade eine Schlacht von epischen Ausmaßen zu schlagen hat? Drama, Baby. DRAMA!! ZH Beats hat (oder haben) das produziert. Nie gehört, also habe ich mal gesucht und fand das:

Keine Ahnung, ob das der oder die richtigen Producer*innen sind. Falls ja, sind sie inzwischen nicht erst seit zehn, sondern bereits seit 18 Jahren im Geschäft. Da hätte man vielleicht ein My mehr Einfallsreichtum erwartet. Nun, ja, aber vielleicht betrachten sie den Kunden einfach als König und geben ihm, was er verlangt.

Worum gehts?

Worum geht es eigentlich in diesem Sandkastenstreit? Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, habe sogar vergessen, ob ich es jemals wusste. Kein Plan also, ob diese beiden sich wirklich aus irgendwelchen nachvollziehbaren Gründen nicht grün sind, oder nur, weil Disstracks halt immer noch für Publicity sorgen und entsprechend gut fürs Geschäft sind. Was beide gut brauchen können, Bözemann wahrscheinlich aber noch ein bisschen dringender: Farid scheint seinen Zenit zwar überschritten zu haben, Bözemann dagegen hat ja noch nie nennenswert einen erreicht.

Was sich von selbst erklärt, angesichts seiner Art zu ... rappen? Ich sehe mich wirklich versucht, Anführungszeichen zu setzen: Bözemanns heiseres Geschrei hat nicht nur mit wie auch immer geartetem Flow nichts zu tun. Seine Worte sind, immer wieder zerrissen von aufgesetzem Gelächter, das er wahrscheinlich für diabolisch hält, auch noch kaum zu verstehen.

Strichjunge? Freier? Zuhälter? Auf jeden Fall schwul!

Was verpassen wir denn da? Ich habe es nachgelesen, damit ihr es nicht tun müsst: "Ich erzähl' euch 'ne Geschichte, sie ist wirklich wahr", verspricht Bözemann gleich zu Beginn, "über Farid, der mit vierzehn ein Stricher war". "Geschichte" erscheint schon arg hoch gegriffen, angesichts der wirren Unterstellungen, die Farid abwechselnd als Strichjungen, Freier und Zuhälter hinstellen und ihn der Pädophilie bezichtigen. Beweise für seine Anschuldigen bringt Bözemann freilich keine. Ganz genau wissen könnte er all das ohnehin nur, wenn er in irgendeiner Form dabei gewesen wäre. Sagsjanur.

Achtmal "Hurensohn" und zwei "Hurenmütter" bringt Bözemann in diesem lyrischen Meisterwerk unter, die aller-aller-schlimmste denkbare Beleidigung in seiner Welt scheint aber immer noch in der Unterstellung zu bestehen, jemand könnte am Ende homosexuell sein. Ich fühle mich angesichts dieses Textes wahrlich ins Mittelalter zurückkatapultiert.

Heilige Mutter!

Farids eklige und inzwischen reichlich langweilige Mutterfickerlines quittiert Bözemann mit ebensolchen in noch ekliger und noch langweiliger. Anscheinend ist ihm keineswegs jede, sondern höchstens die eigene Mutter heilig. Offenbar stehen Rapper erstaunlich oft auf reifere Frauen: Die Mütter eines 44- und eines 37-Jährigen dürften, selbst wenn sie sehr früh angefangen haben, inzwischen ja wohl auch ein gesetztes Alter erreicht haben. Ich hoffe inständig, keine der besungenen älteren Damen bekommt diesen Schmutz jemals zu Ohren. Sie würden sich wahrscheinlich ins Grab grämen, ob ihres kompletten Erziehungsversagens.

Wirtschaften wie schwäbische Hausfrauen

Immerhin hat Mama Bözemann ihren Spross Sparsamkeit gelehrt: Das Video liefert wirklich ein Paradebeispiel in der Disziplin "Wirtschaften wie schwäbische Hausfrauen". Das Teuerste darin dürfte Farids affige Bane-Masken-Replik aus dessen "Technisches KO"-Video gewesen sein, die Bözemann zusammen mit einer Axt in die Kamera hält, damit auch der letzte Hornochse kapiert, worauf er sich da bezieht.

Ansonsten fuchtelt er halt mit seinem Handschuh vor der Kamera herum, die fährt noch einmal seine Tattoos ab, damit alle sehen können: Woah, ja, ein ganz harter, zugehackter Kämpfer ist das. Die Flipchart, das mit weitem Abstand Lustigste an diesem Clip, stand wohl noch irgendwo herum. Vom Budget könnte sich H.P. Baxxter einen Fisch kaufen. Gerade so. Der kostet 3,80, wie jede*r weiß.

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