Der alte Mey-Song "In Meinem Garten" avanciert zum unvorhergesehenen Doku-Hit. Ergebnis: Chartsrekord nach 55 Jahren.
Konstanz (jne) - Reinhard Mey erlebt in diesen Tagen ein ungewöhnliches Comeback: Sein 55 Jahre alter Song "In Meinem Garten" landet erstmals in den deutschen Charts - ausgelöst durch "Babo - Die Haftbefehl Story", die viel diskutierte Dokumentation über Rapper Haftbefehl (bürgerlich Aykut Anhan). Mit Platz 15 erreicht Mey damit seine bislang höchste Chartplatzierung. Zudem handelt es sich um den größten Abstand zwischen Erstveröffentlichung und Charteinstieg eines deutschsprachigen Songs.
Nun wendet sich der Sänger auf seiner offiziellen Website dankend an Hafti: "Danke, Aykut, für Deine Zuneigung und all das, was gerade daraus in unserem Garten erblüht." Dass "In Meinem Garten" überhaupt in der Doku verwendet wurde, war keineswegs selbstverständlich. Mey gilt als zurückhaltend, wenn es um die Freigabe seiner Songs für fremde Projekte geht. Nach Erhalt eines persönlichen Schreibens des Regisseurs, stimmte er der Verwendung allerdings zu. Auch der Fakt, dass der Sohn von Meys Managerin großer Haftbefehl-Fan sei, habe geholfen, schreibt raptastisch.net.
In seiner Instagram-Story reagierte der Rapper anschließend auf die Worte Meys: "Was mich besonders berührt hat, ist die anfängliche Skepsis im Team von Reinhard Mey. Sie zögerten an meiner Dokumentation teilzunehmen - verständlich, denn was sie zuvor im Netz über mich fanden, weckte wohl eher Zweifel als Vertrauen. Doch gerade deshalb erfüllt es mich heute mit umso größerer Freude, dass Reinhard Mey nach dem Sehen der Doku persönlich zu mir fand."
In einer zentralen Szene der Doku zeigt Haftbefehl ein Bild seiner Kinder ("Das ist mein Sohn Noah, das ist mein Babay Aliyah") und bezeichnet sich selbst mit heiserer Stimme als "Dreck". Dann öffnet er sein Handy, sucht den Song "In meinem Garten", drückt Play und beginnt mitzusingen: "In meinem Garten, in meinem Garten blühte blau der Rittersporn." Danach kommentiert er: "Brutaler Song, Alter. Heftig." Dieser Moment, in dem ein Rapstar seine eigene Verletzlichkeit zeigt - mit einem Lied, das eigentlich jenseits seiner Genre-Realität liegt - sorgte für große Aufmerksamkeit.
Seitdem bewegt sich auch in den Sozialen Medien viel: Auf TikTok entstehen tausende neue Clips mit dem Lied, jüngere Hörer*innen entdecken plötzlich Reinhard Mey. Die Generation Z entdeckt zunehmend ältere Musikstücke neu - sie sucht nach Tiefe, Atmosphäre, Authentizität. Meys Song und die Haftbefehl-Doku bieten genau das.
@estha.yk Das ist so Deep #reinhardmey #haftbefehl #doku #babo #inmeinemgarten ♬ In meinem Garten - Reinhard Mey









1 Kommentar mit 2 Antworten
Soll das heißen, Rapper hören heimlich Gitarrenmusik? Hören Metler heimlich Rap?? Was ist hier los, Leude?
Für manche Gatekeeper bricht da wohl eine Welt zusammen.
Ich denke, das kann schon ein weiterer Bogen sein als "Genre-Grenzen"... Die Erkenntnis, dass Musik außerhalb sozialer Medien (Radio / TV inbegriffen) existiert und Dinge transportieren kann, die da keine Rolle spielen, ist vielleicht schon für viele Jüngere etwas Neues. Und da brechen dann keine Welten zusammen, sondern es eröffnen sich neue, wenn man es so pathetisch sagen will. Also, ich find's gut.