Während die Politik noch immer das vermeintliche Verbot des Party-Hits debattiert, wollen immer mehr Songs vom Erfolg profitieren.
Mallorca (dol) - "Solche Debatten erreichen eigentlich gar nicht das Ziel, das sie verfolgen, sondern machen dieses Lied noch prominenter, als es das jemals verdient hat." Während Baden-Württembergs SPD-Chef Andreas Stoch die Sinnlosigkeit der "Layla"-Dauerdiskussion verstanden zu haben scheint, stellt sich sein CDU-Kollege Manuel Hagel mutig gegen eingebildete Gefahren: "Das Lied zu verbieten, hielte ich für nicht das richtige Instrument, weil es die Zensur bedient in der Kunst." Unterdessen verbreitete Henning Rehbaum aus der CDU-Bundestagsfraktion gerade erst wieder die Mär vom Verbot des Songs.
DJ Robin und Schürze drehen in der Zwischenzeit weiter ihre Kreise. Seit nunmehr acht Wochen steht der Partyschlager über eine "Puffmama", die "schöner, jünger, geiler" sei, auf Platz 1 der Single-Charts. Aus der weit geöffneten Büchse der Pandora entweichen nun jede Menge Trittbrettfahrer, die vom kommerziellen Höhenflug des Ballermann-Liedguts profitieren wollen. Da wäre etwa das "Power-Trio" Bierkapitän, Andy Luxx & DJ Aaron, die schlagerprofis.de bereits "auf den Spuren von 'Layla'" sieht. Mit "Lea" liegt bereits der Titel nah am übergroßen Vorbild.
"Dicht Im Flieger" erschien sogar einige Wochen vor "Layla", doch erst die Debatte um die berühmte Bordellbetreiberin verschaffte der bierseligen Hymne den nötigen Auftrieb, um auch in den Top 10 der Charts mitspielen zu können. "Tatsächlich war ich, als ich das Lied geschrieben habe, nüchtern", gibt Julian Sommer gegenüber der dpa zu, "Aber die Erfahrungen von den ganzen Ballermannurlauben davor, die helfen natürlich beim Texteschreiben." Auch hinter dieser Grölnummer verbergen sich die Produzenten Ikke Hüftgold und Dominik De Léon von Summerfield Records.
"'Layla' ist in aller Munde. Da möchte der Poptitan gerne auch ein Wörtchen mitreden, pardon, mitsingen!" Der wohl unverhohlenste Trittbrettfahrer dürfte Matze Knop sein. "Layla's Mudda (Jutta)" - nur echt mit Deppenapostroph - widmet sich der fiktiven Mutter der ebenso fiktiven Puffmutter. Um dem noch eine ganz besonders grausame Note zu verleihen, präsentiert er seine Schmalspurversion in seiner mauen Imitation Dieter Bohlens. DJ Robin und Schürze wirken neben dem einst dank "Supa Richie" zu zweifelhaftem Ruhm gelangten Comedian wie Vertreter der Hochkultur.
Nordfriesland statt Ballermann: "Unglaublich schöne Strände, faszinierende Dünenlandschaften und sehr herzliche Menschen", schwärmte Bundesjustizminister Marco Buschmann auf Instagram. Der erste und zugleich ranghöchste Spitzenpolitiker, der "Layla" inbrünstig verteidigt hatte, nutzte seine Auszeit, um mit seinem Alter Ego MBSounds ein wenig EDM zu kredenzen. "Heute endet mein Urlaub. Morgen bin ich wieder voll im Dienst", schrieb er am Sonntag auf Twitter, "In den letzten Tagen war daher etwas Zeit, um Musik zu machen." Bühne frei für "Memories Of The Coast".
12 Kommentare mit 10 Antworten
Ich hoffe, das mussten Praktikanten recherchieren
"Das Lied zu verbieten, hielte ich für nicht das richtige Instrument, weil es die Zensur bedient in der Kunst."
Strohkopf.
Ausgerechnet ein CDU-Jockel schwafelt was von Zensur und Kunst.
Als es um Comics, Splatterfilme, Punk- und Metal-Scheiben usw. ging, war Zensur offenbar nie ein Problem. Aber wenn die bierselige Bumslyrik deutscher Schlager- und Stimmungsmusik mal kritisch hinterfragt wird...oh weh, das ist dann natürlich Zensur und Cancel Culture vom Feinsten.
Tru
Folklore und Populismus eben, wen wundert das?
"Ich hab nen Puff und mein Wirtschafter heisst Günther" ich frag mich wie die Version angekommen wäre...
Sommerloch. Macht lieber ne neue Liste a la wu tang wie neulich
Wie ich dieses Land manchmal verabscheue... Aber woanders ist halt auch kacke.