Französische Internetprovider sollen Spähprotokolle über Copyright-Verletzungen an eine neue Behörde liefern, die dann den Kopiersündern den Netzstecker zieht. Auch der Deutsche Bundesrat will Konzernen Daten aus der Vorratsspeicherung anbieten.

Paris (juk) - Am Freitag unterzeichnete Nicolas Sarkozy im Elysée-Palast mit Providern und Rechteinhabern ein Abkommen, das die Urheberrechte im französischem Netz sichern soll. Der Präsident der Grande Nation sorgt sich angeblich um französische Filme, Musik und E-Bücher, die kostenlos über die "nouvelle frontière" (das Internet) verbreitet werden.

Von staatlichen Regulationen verspreche er sich ein "zivilisiertes Internet", erklärte Sarkozy bei der Unterzeichnung. Wie der Spiegel berichtet, setzt das neue Bündnis bei der Verfolgung von Filesharern auf allgemeine Überwachung: Internetprovider und Staat sollen für Musik- und Filmkonzerne die Nutzer bespitzeln. Im Wiederholungsfall droht eine Zwangstrennung vom Internet. John Kennedy, Geschäftsführer des Industrieverbands IFPI, spricht vom "bislang wichtigsten Schritt, um den Krieg gegen Onlinepiraterie zu gewinnen."

Dagegen regt sich Widerstand. Die taz zitiert einen Abgeordneten der konservativen Regierungspartei UMP: "Die ohne Eingriff von Richtern auszulösende Internetsperre hebt die Gleichheit vor dem Gesetz auf." Sarkozys Plan stammt übrigens von einer Kommission, welcher der Chef der größten Medienhandelskette des Landes vorsteht. Sein radikaler Vorschlag sieht vor, dass Provider "Vielsurfer" mit hohem Datenverkehr einer eigens einzurichtenden Behörde melden.

Diese Urheberrechtsaufsicht beobachtet fortan die verdächtigen Franzosen. Wenn die Behörde dann jemanden beim Tausch illegaler Kopien ertappt, schickt sie zunächst eine warnende E-Mail. Beim dritten Verstoß wird schließlich der Providerzugang zusperrt. Allerdings erklärt im Spiegel ein Entwickler eines Anonymisierungsdienstes, dass die Sperre relativ einfach zu umgehen sei.

Was klingt wie ein futuristisches Überwachungsszenario, kann in Frankreich bald Wirklichkeit werden. Bis zum Sommer soll das Parlament über die Gesetzesänderung abstimmen. Das französische Magazin "01 Informatique" berichtet bereits von einem Übereinkommen zwischen der Kommission zur Bekämpfung der Internetpiraterie und dem französischen Provider-Verband AFA.

Derweil geht in Deutschland die hitzige Debatte um die Vorratsdatenspeicherung weiter. Vor zwei Wochen erst vom Bundestag beschlossen, sollen nun die Internetprovider indirekt auch hier zu Erfüllungsgehilfen der Musik- und Filmindustrie gemacht werden. Der Bundesrat drängt darauf, den Rechteinhabern Einsicht in die Verbindungsprotokolle zu gestatten, um Gesetzesbrecher verfolgen zu können.

Bundesdatenschutzbeauftragter Peter Schaar warnte am Sonntag beim Parteitag der Grünen in Nürnberg vor Missbrauchsrisiken der hochsensiblen Daten: Würden wie geplant alle Telekommunikationsdaten für ein halbes Jahr gespeichert, sehe er die Demokratie in Gefahr. In Köln demonstrierten am Freitag derweil 400 Menschen gegen den Überwachungsstaat.

Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung, Chaos Computer Club und Piratenpartei hatten die Kundgebung angemeldet. Ein Demonstrationsteilnehmer gegenüber heise.de: "Ich habe vor 18 Jahren in Leipzig für meine Freiheit demonstriert. Ich finde es schrecklich, dass ich schon wieder in der Kälte stehen muss, um für diese Rechte zu kämpfen."

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Musikpiraterie Hohe Strafe für Filesharing

In den USA wurde eine Kazaa-Nutzerin zu einer saftigen Geldstrafe verurteilt, weil sie illegale Downloads verbreitet haben soll. Ob sich die Urheberrechtsklagen der Plattenfirmen gegen Filesharing wirklich lohnen, bleibt umstritten.

Kopierschutz SonyBMG verklagt Hersteller

Sony BMG verklagt das Unternehmen The Amergence Group auf Schadensersatz. Das von der Firma produzierte Kopierschutzprogramm hatte PCs anfällig für Hackerangriffe gemacht und Rechner beschädigt.

Prince Musiker attackiert Fansites

Nachdem Prince bereits gegen YouTube, eBay und The Pirate Bay geklagt hat, trifft es nun seine Anhänger. Im Kampf um die Rechte an seinem kreativen Output will er Fanseiten verbieten, Bilder von ihm ins Netz zu stellen. Doch die Fans wehren sich.

110 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Ich bin für eine strikte kontrolle im Netz, keine Frage dies hier ist ein fast rechtsfreier Raum für allerlei Abschaum wie religiöse Eiferer, Pädophile, rechtsradikale Agitatoren und nicht zuletzt von Porno-Anbietern.

    Aber warum höre ich dann pro Woche einmal was von "bösen Filesharern" und nur einmal im halben Jahr von einem zerschlagenen Pädophilenring?

    Wahrscheinlich haben Kinder aus Osteuropa nicht so eine starke Lobby wie die Unterhaltungsindustrie....

  • Vor 17 Jahren

    Zitat («
    und nicht zuletzt von Porno-Anbietern. »):

    Zitat («
    I'm fairly sure that if they took all the porn off the Internet, there'd only be 1 website left, and it would be called "Bring Back The Porn". »):

  • Vor 17 Jahren

    Wer will denn bitte Internet ohne Pornos???

  • Vor 17 Jahren

    mit der labelproblematik habt ihr recht. ist ja nur ein denkankstoss, den man weiterentwickeln kann. die bandbreiten-problematik, von caras angesprochen, lasse ich hingegen nicht gelten. die bandbreiten steigen exponentiell. vor zehn jahren war man fortschrittlich, wenn man isdn hatte, heute ist, zumindest in der schweiz, eine standleitung (mindestens 1MBit/s) mehr oder weniger standard. da mein business-modell eh zukunftsmusik ist, würde ich mich nicht um heutige engpässe bei den bandbreiten kümmern.

  • Vor 17 Jahren

    Lies mal nach was Diebstahl ist:@§242,1 StGB («
    Wer eine fremde bewegliche Sache einem anderen in der Absicht wegnimmt, die Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. »):

    Da steht "wegnimmt". Wenn ich etwas downloade, nehme ich allerdings niemandem was weg, sondern reproduziere es mit eigenen Mitteln. Wie wenn Dir Deine Oma 'nen Nike-Pulli strikt...
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    Wichtig ist aber bei dem Paragrafen nicht das Tatbestandsmerkmal wegnehmen, sondern das Merkmal "Sache". Laut Kommentar zum StGB betrifft dies nur körperliche Gegenstände. Um in einen Straftatbestand hineinzukommen muss man ein anderes Gesetz bemühen, das Urheberrechtsgesetz.

    Außerdem, was ich immer noch eine Frechheit finde, sind die Werbespots, a la "Raubkopierer sind Verbrecher". Wohl eher meinen die erst einmal "Vergeher", aber das hört sich wohl nicht reißerisch genug an?!

    Ansonsten ist, von strafrechtlicher Seite, es eher so, dass nur Upload und Kopier-Aktionen im großen und/oder wirtschaftlichen Stil verfolgt werden (können).

    Das ist doch die Krux dabei. Soll man alle Welt kriminalisieren? Geht es nicht nur darum, dass eine große Lobby ihr Geld behalten will? Kann man Filesharing komplett als Sündenbock für die bröckelnden Gewinnmargen in der Musik-/Unterhaltungsindustrie verantwortlich machen?

    Für so viele unklare Variablen in der Gleichung finde ich den französischen Weg sehr drastisch und sehe den Schutz der Grundrechte schon sehr in Gefahr.

  • Vor 17 Jahren

    Im Übrigen ist die Diskussion schon so oft geführt worden. Sehr interessant ist ein Beitrag hier:

    http://board.gulli.com/thread/882677-thoma…