Grand Prix: 2010 wieder mit Vorentscheid

Der Unterhaltungschef des NDR gibt bekannt, dass es im nächsten Jahr wieder einen nationalen Vorentscheid beim Eurovision Song Contest geben wird. Ja wie denn nun, deutscher Schlager?

Hamburg (tol) - Was war die deutsche Eurovision-Gemeinde im letzten Jahr doch erschüttert! Die teutonischen Abgesandten No Angels brachten es gerade einmal auf 14 Punkte in der Gesamtwertung des internationalen Wettbewerbs. Der Schock bei den Verantwortlichen saß offensichtlich so tief, dass man der Zuschauerschaft, die die Angels im bundesweiten Vorentscheid zu Gesandten nominiert hatte, jegliche Kompetenz absprach. 2009 entriss man dem Publikum das Stimmrecht und legte es in die Hände einer Jury.

Die besteht aktuell aus Grand-Prix-Veteran Guildo Horn und Unterhaltungs-Spezis wie Jeanette Biedermann. In einem geheimen Abstimmungsverfahren kürte die Runde unlängst den Swing/Dance-Trasher "Miss Kiss Kiss Bang" zum diesjährigen Wettbewerbsbeitrag. Der Track geht auf Rechnung des Duos "Alex Swings Oscar Sings", hinter dem auch ein gewisser Alex Christensen steckt. "Du Hast Den Schönsten Arsch Der Welt" und so.

Demokratie als geringeres Übel?

So ganz zufrieden scheint der NDR aber nach reichlich medialer Häme nach der Abschaffung der Demokratie aber auch nicht zu sein - und setzt für 2010 erneut auf den Massengeschmack. In einem Interview mit der Musikwoche verkündet Talk- und Unterhaltungsleiter Ralf Quibeldey die Rückkehr des öffentlichen Vorentscheids. "Wir haben den Vorentscheid nicht abgeschafft, sondern für ein Jahr ein anderes Verfahren gewählt", umschreibt er ganz Diplomat. "Die kreative Pause ist vorbei. Im nächsten Jahr wird es wieder einen Vorentscheid geben, in neuer Form."

Mit dem Jury-Verfahren in diesem Jahr habe man lediglich eine höhere Zahl namhafter Produzenten und Künstler für die Veranstaltung gewinnen wollen. Am Ende seien es "elf ernstzunehmende, international konkurrenzfähige Beiträge"
gewesen, über die die Juroren abstimmen konnten, berichtet Quibeldey.

Unverständnis für Gegenwind

Über die Kritik am letztendlichen Gewinner äußert er sich deshalb natürlich frustriert. "Ich bin enttäuscht darüber, dass so viele Fans das Ergebnis kritisierten, ohne den Song richtig gehört zu haben." Laut Quibeldey sei die Mischung aus Swing und Dance "hochgradig tanzbar" und habe einen "modernen Groove". Damit spreche das Stück viele Zielgruppen an und habe gute Chancen in Moskau.

Was der Programmchef meint, wenn er richtiges Hinhören anrät, bleibt vorläufig sein Geheimnis. Mehr Licht ins Dunkel bringt voraussichtlich der 16. Mai. Dann wird Schlagerdeutschland wissen, wie der eigene Beitrag auf internationaler Ebene abgeschnitten hat. Dank der auch international einberufenen Jury, die die finale Entscheidung zu 50 Prozent mitbestimmt, könnte "Miss Kiss Kiss Bang" am Ende vielleicht tatsächlich auf den vorderen Rängen landen ...