Der US-Regisseur wurde mit Arbeiten wie "Twin Peaks" weltberühmt. Lynch war aber auch als Musiker aktiv. Hollywood reagiert bestürzt.

Los Angeles (ebi) - David Lynch ist tot. Der Kultregisseur, der Filme wie "Blue Velvet", "Wild At Heart" oder "Mulholland Drive" sowie die Mysteryserie "Twin Peaks" verantwortete, starb vorgestern wenige Tage vor seinem 79. Geburtstag im Haus seiner Tochter in Südkalifornien, heißt es.

Die Nachricht seines Todes sorgte weltweit für Schlagzeilen. Lynch, ein jahrzehntelanger Raucher, litt seit Jahren an einem Lungenemphysem. Im vergangenen Sommer verlautete er, aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme sein Zuhause nicht mehr verlassen zu können.

"Behalte den Donut im Auge und nicht das Loch"

"In tiefer Trauer geben wir den Tod des Menschen und Künstlers David Lynch bekannt. Es hinterlässt eine große Lücke. Aber wie er sagen würde: 'Behalte den Donut im Auge und nicht das Loch.'", schrieb seine Familie u.a. auf Facebook und bat die Fans um Privatsphäre.

Lynch erlangte durch eine düster geheimnisvolle, oft als surreal beschriebene Ästhetik Kultstatus und war mehrfach für einen Oscar nominiert. 2019 erhielt er den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. Lynch war aber auch als Musiker, visueller Künstler und Schriftsteller tätig und führte Regie bei Musikvideos für u.a. Moby, Interpol und Nine Inch Nails.

Im Laufe seiner Karriere veröffentlichte er drei Studioalben, "BlueBOB" (2001), "Crazy Clown Time" (2011) und "The Big Dream" (2013), brachte zahlreiche Soundtracks und Kollaboalben mit auf den Weg und arbeitete auch anderen Musiker:innen zu, etwa Lykke Li. Stilistisch lässt sich seine Musik nicht genau fassen: Rock, Elektronik, Pop, Noise - vieles floss in die experimentell, auch cineastisch orientierten Songs und Soundscapes ein. Er spielte u.a. Gitarre und Klavier und sang.

Lynch hinterlässt vier Kinder aus vier Ehen. In den Siebzigerjahren wandte er sich der transzendentale Meditation nach Lehre des Gurus Maharishi Mahesh Yogis zu, dem einst auch die Beatles u.a. nach Indien gefolgt waren.

"Bilder, die ich noch nie zuvor gesehen hatte"

Nicht nur viele Fans, sondern auch Hollywood-Prominenz, etwa Top-Regisseure wie Martin Scorsese und David Spielberg sowie Schauspieler:innen, die mit ihm zusammenarbeiteten, reagierten mit Bestürzung auf Lynchs Tod. "Er setzte mich auf die Landkarte", schreibt beispielsweise Naomi Watts ("Mullholland Drive").


"Für das Kino war er ein einzigartiges Genie", betonte Nicolas Cage ("Wild At Heart"). Steven Spielberg bezeichnete Lynchs Werk als "visionär". "Es ist ein sehr trauriger Tag für Filmemacher, Filmliebhaber und für das Kino. Er brachte Bilder auf die Leinwand, die weder ich noch sonst jemand zuvor gesehen hatte", wird Martin Scorsese zitiert.

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8 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 9 Stunden

    Bei mir laufen seit heute morgen nur noch Julee Cruise, Angelo Badalamenti...und die Tränen.
    Ruhe in Frieden

  • Vor einer Stunde

    Das ist eine Schlangenlederjacke - sie ist ein Symbol meiner Individualität und meines Glaubens an die persönliche Freiheit

  • Vor einer Minute

    RIP. Ich hatte bis zuletzt die leise Hoffnung, dass er irgendwann doch noch einen Nachfolger von Inland Empire dreht. Was für ein eigenständiger, kompromissloser und kreativer Freigeist der Kerl war. Es braucht so dringend wieder mehr Typen wie ihn in der modernen und immer formelhafteren Filmlandschaft.
    Für meine kleine bescheidene Band wäre es mir bei keinem Regisseur der Welt jemals in den Sinn gekommen, einen Song über einen Film zu schreiben. Mit Lynch, bzw. Lost Highway als einsame Ausnahme. Aus mir wird in diesem Leben auch kein Filmnerd mehr, aber Lynch ist inspirierender für mich, als es nahezu alle Musikartists jemals sein könnten.
    Danke!