"Taken By A Stranger" ist Lenas Beitrag zum Eurovision Song Contest. Jeder wollte es so.
Köln (mis) - Endlich ist es geschafft: Mit der Wahl von "Taken By A Stranger" wurde am Freitag Abend nach zwei erneut zähen Fernsehstunden Lenas Song für die ESC-Titelverteidigung am 14. Mai in Düsseldorf ermittelt. Es war die richtige, vielleicht gar die einzig logische Entscheidung. Problem: alle wussten es.
Selbst Stefan Raab, in sämtlichen Bereichen als Vorkämpfer der eigenen Ideen bekannt, schlug sich auffallend früh auf die Seite des Publikumsfavoriten, obwohl mit "What Happened To Me" und "Mama Told Me" noch zwei Songs aus seiner Feder im Rennen waren. Er nannte den Siegertitel vor der Abstimmung "mutig und unkonventionell", und im Grand Prix-Kontext "eine Revolution".
Spannungsarme Show
Im so genannten Finale durften die ARD-Zuschauer aus sechs Siegertiteln wählen, die Lena wiederum aus zwei Pro Sieben-Vorentscheidungsshows mitgebracht hatte, wo sie ebenfalls jeweils sechs Songs sang.
Inhaltlich völlig nachvollziehbar, taumelte die spannungsarme Show erneut von einer Durststrecke zur nächsten. Der Umstand, dass nicht nur die Sängerin bereits qualifiziert war, sondern auch all ihre zur Wahl stehenden Songs bekannt, dürfte kaum als tragfähiges TV-Konzept für zukünftige ESC-Auswahlshows taugen.
Schöneberger und Tawil klar pro Siegersong
Auch die Juroren Barbara Schöneberger und Adel Tawil (Ich + Ich) gaben sich gar nicht erst die Mühe, ihre Sympathie für den düsteren Elektro Pop-Song zu verbergen und übten quo Amt bei den übrigen Songs entweder Zeigefinger-Kritik ("ganz nett", "Balladen hat der ESC genug", "zu unauffällig") oder signalisierten vorsichtige Zustimmung ("authentisch", "passt zu Lena", "eventuell mehrheitsfähig").
Dabei war jedem klar: Um diesen äußerst kühnen Plan der Titelverteidigung nicht vorab zu vergeigen, braucht es songtechnisch etwas Neues. Kein Mensch kauft Lena am 14. Mai erneut eine harmlos-smarte Popnummer ("Maybe"), zwanghaften German Soul ("Mama Told Me") oder aalglatten Radio-Pop ("What Happened To Me") ab und schon gar nicht eine Ballade mit Ballkleid-Charakter ("Push Forward").
Lähmendes Show-Prozedere
Dass man nach der ersten Zuschauer-Abstimmung (aus Mangel an Werbepausen) noch ein künstliches Superfinale konstruierte, wo Lena die zwei meistgewählten Songs ein zweites Mal singen musste ("Push Forward", "Taken By A Stranger") zeugte endgültig von der Unvereinbarkeit öffentlich-rechtlicher und privater Programmplanung.
Aber nun ist es ja geschafft: Lena singt noch einmal für Deutschland. Mit einem interessanten und sicher ebenso ungewöhnlichen ESC-Titel wie letztes Jahr "Satellite". Man möchte meinen: So kann sie nur gewinnen.
27 Kommentare
"Jeder wollte es so." Mal angenommen ich oder einige weitere hier Kommentierenden wäre "Jeder" - Vielleicht wären wir ja für einen anderen Interpreten als Lena gewesen? Oder scheissen direkt auf den Affenzirkus?
Ich scheiß' da jetzt drauf, aber mit Wonne!
Der Song wird irgendwo im Mittelfeld landen. Hätte bessere Chancen für "Push forward" gesehen.
@*CelAdor* (« Auf jeden Fall eine mutige Entscheidung einen Song zu wählen, der sich einem erst nach mehreren Durchgängen erschliesst.
Meiner Ansicht nach wäre der einzige Song, der die grössten Chancen auf Anhieb beim europäischen Publikum einzuschlagen "Mama Told Me" gewesen.
Liegt vllt auch daran, weil ich auf diesen ganzen Motown und Blues Brothers Kram abfahr.
Kann jedem, trotz oder gerade wegen aller Abneigung ggü diesem Wettbewerb, nur empfehlen sich mit ein paar Freunden die Veranstaltung bei 2-12 Bier und einem "Schnapsrunde ab 10 Punkten für Deutschland"-Paragraphen anzutun. War vom Partyfaktor nicht übel letztes Jahr. »):
Haben wir letztes Jahr auch so gemacht. Auf ein Neues!
@JaDeVin
Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man Freunde hat...
Aus Deiner Aussage kann man durchaus nicht nur eine Abneigung gegen diesen Wettbewerb sondern im Speziellen auch gegen einen deutschen Beitrag herauslesen. Wie kommts? Wenn Du nur mit dem Wettbewerb nicht klarkommen würdest, sollte eher ein kompletter Stromausfall über 3 Stunden während der Veranstaltung Deinem Gusto entsprechen. Wahrscheinlich bist Du auch während der WM2006 nur kopfschüttelnd durch die Strassen gegangen.
Nimms locker!
also, mir hat die österreichische Vorausscheidung besser gefallen.