Das erste Stones-Album ohne Charlie Watts erscheint im Oktober. Jimmy Fallon interviewte die Band, Sydney Sweeney ist der Star des neuen Videos.
London (mis) - "Neues Album, neue Musik, neue Ära": Wenn das erste Rolling Stones-Album mit eigenem Songmaterial nach 18 Jahren erscheint, muss das medial entsprechend begleitet werden. Daher entschied man, nicht nur eine branchenübliche Pressekonferenz im hippen Londoner Stadtteil Hackney abzuhalten, sondern diese ganz zeitgemäß als Youtube-Livestream auszustrahlen. Erstmals äußerten sich Mick Jagger, Keith Richards und Ronnie Wood zu ihrem neuen Album "Hackney Diamonds", als Fragensteller fungierte mit Jimmy Fallon ein weiterer Superstar. Ein Clip mit dem beliebten US-Host der "The Tonight Show" kündigte die Veranstaltung im Vorfeld an.
Nach kurzem Hallo begrüßte Fallon die drei Senioren auf der Bühne des vornehmen Hackney Empire Theater, wo sogleich das insgesamt 24. Studioalbum der Band angekündigt wurde. "Hackney Diamonds" beinhaltet zwölf Songs und erscheint am 20. Oktober. Die erste Single "Angry" bekamen die Theatergäste und Fans an den Bildschirmen unmittelbar nach der Fragerunde präsentiert. Da diese nach nur 22 Minuten schon vorbei war, musste man online weitere acht Minuten warten, bevor pünktlich um 16 Uhr Musik startete. Wie sich nach weiteren fünf Minuten herausstellte, handelte es sich hierbei nur um einen weiteren Countdown mit visueller Begleitung. Zur großen Erleichterung langjähriger Stones-Fans allerdings, handelte es sich doch um sphärischen Elektrosound mit programmierten Beats - und damit Lichtjahre entfernt vom Stones-Markenkern.
Die Urheber von "Angry" erkennt man schon am Eröffnungsriff: Jagger zählt kurz ein, dann geht Richards mit einem minimalistischen Riff kurz in die Vollen, stoppt ab und verschiebt das Riff um einige Töne nach oben, fertig. Fünf Sekunden und jeder weiß, welche Band hier aufspielt. Der Song erinnert in seiner Machart an "Start Me Up" und auch der inzwischen 80-jährige Jagger klingt maximal halb so alt.
Die musikalische Frischzellenkur unterstützt das Video, sieht man einmal vom klischeehaften Auftritt der Schauspielerin Sydney Sweeney ("Euphoria") ab, die ihren wenig bekleideten Körper in einem Mercedes-Cabrio zur Schau stellt. Jagger, Wood und Richards hingegen tauchen in Form ihrer jüngeren Konterfeis auf, die aus Billboards zu Studioalben der vergangenen Jahrzehnte am Sunset Boulevard lebendig werden.
Auch im Interviewteil vermittelt das Trio glaubhaft den Eindruck, mal wieder richtig Lust auf ein gemeinsames Studioerlebnis gehabt zu haben. Fanboy Fallon, der seine Helden artig nach Protokoll als "die ultimative Rock'n'Roll-Band" vorstellte, versuchte die altgedienten Musiker mit einigen Anekdoten aus der Reserve zu locken, was gar nicht notwendig war. Als er etwa den Stones-Oldie "Off The Hook" anstimmte, klatschten Wood und Richards sogleich mit und auch Jagger fielen dann noch einige Textfragmente ein.
Das Album sei ungewöhnlich schnell zustande gekommen: An Weihnachten habe man sich getroffen, im Februar waren 22 Songs im Kasten. Platten aufzunehmen sei "der heilige Gral", dozierte Richards, nur um nachzuschieben, dass Live-Konzerte selbstverständlich der "andere heilige Gral" seien. Die wichtigste Frage war zu diesem Zeitpunkt schon gestellt. Die Arbeit ohne Gründungsmitglied Charlie Watts sei logischerweise ungewohnt gewesen, aber mit diesem Gefühl müsse man schon seit seinem Tod klar kommen, so Richards: "Er ist unser vierter Mann im Bunde, und nun fehlt er." Da Watts bereits zu Lebzeiten Drummer Steve Jordan als seinen Ersatz auswählte, habe sich das Arbeiten mit ihm gut angefühlt. Von den zwölf Albumtracks war Watts an zwei Songs beteiligt, die er 2019 einspielte. Selbst Ex-Bassist Bill Wyman ist auf einem Song vertreten.
Das letzte Stones-Album mit eigenen Songs war das 2005er Album "A Bigger Bang". 2016 erschien mit "Blue & Lonesome" ein Album mit Coverversionen, darunter Songs von Howlin' Wolf, Willie Dixon und Memphis Slim.
7 Kommentare mit einer Antwort
Lahm, was vor allem an der aalglatten Produktion liegt. Gegen Ende wirds was besser, aber dann hat man sich längst am Refrain satt gehört. Vielleicht können die anderen Tracks was mehr.
Oh ja, Sydney Sweeney ist natürlich komplett überflüssig, und hat nicht ansatzweise die Lorbeeren, um ein Video der Stones alleine zu tragen. Bis auf eine wacke Serie hat sie doch kaum was gemacht.
Beste Single mit neuem originärem Material seit „Highwire“. Album wird riesig.
Ach, come on: "Ghost Town" war doch großartig ...
Also das Lied ist leider nicht so der Knüller, die Produktion wirklich scheußlich und das Cover absolut belanglos.
Überraschend starkes Lied, freu mich auf das Album.
die armen, was haben sie unterschrieben, dass sie nicht aufhören dürfen?
Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.