Das Line-Up hielt, was es versprach: Hammer-Auftritte und richtig gute Stimmung - trotz nasser Unterhosen und weggewehter Zelte.
Neuhausen ob Eck (aus) - Was wäre eigentlich ein Southside Festival mit strahlend blauem Himmel, einer trockenen Unterhose, Flip-Flops und einem Rasen, der auch als solcher erkennbar ist? Es wäre nicht das Southside! Und so ließ der Wettergott eben voller Hohn und Spott ein weiteres Mal ab Freitagabend in Neuhausen ob Eck eine Schlammschlacht wüten.
Aber wen kümmerts, wenn man den Hives dabei zusehen kann, wie ein Herr Almqvist in Bestform aufläuft, Witze reißt und wie bekloppt auf den Boxen herumturnt. Hat Spaß gemacht, und der Sound stimmte auch. Schwierig zu toppen, aber für die Foo Fighters natürlich nicht unmöglich. Denn was Dave Grohl und Co. da hinlegten, war einfach nur überragend. Toller Song-Mix, geiler Sound und ein Fronter, der wie gewohnt vor Spielfreude nur so strotzte. Absolutes Festival-Highlight!
Wer braucht schon ein Zelt?
Nachdem am nächsten Morgen dann die Regenplane vom Zelt verschwunden war, Pavillons so aussahen, als hätte jemand versucht, sie zusammenzufalten, sorgten die Irie Révoltés wieder ganz schnell für gute die Laune: Dieser Reggae- und Dancehall-Mix ließ schon mittags wieder das Tanzbein schwingen. Geil! Noch geiler: Die zwei Chemical Brothers. Im Vergleich zu deren Beats, Licht und Visuals sah alles andere blass aus.
Was immer wieder aufs Neue erstaunte, war die Gelassenheit und gute Laune der Fans: In diesem Matsch von A nach B zu kommen, wurde zum Kraftakt. Zelte wurden weggeblasen, besagte Pavillons als Lenkdrachen verwendet. Es war zwar nicht ganz so verheerend schlammig wie vergangenes Jahr, trotzdem brach Jubel aus, wenn die Sonne auch nur für eine halbe Minute durchkam. Wie auch immer: Die Stimmung war durch nichts zu vermiesen.
Ein Circle Pit nach dem anderen
Und auch Comeback Kid gaben am Sonntag richtig Vollgas. Die Kanadier hüpften wie von der Tarantel gestochen auf der Bühne herum. Die Fans feierten einen Circle Pit nach dem anderen ab. Und trotzdem setzten die Bands noch einen drauf: Parkway Drive ließen ihre Breakdowns auf die Masse herabkrachen, Sick Of It All provozierten eine Wall Of Death nach der anderen und zeigten, wo nach wie vor der Hardcore-Hammer hängt.
Und warum spielten Sum 41 eigentlich im Zelt? Es war brechend voll, die Massen wurden von links nach rechts verschoben. An Hüpfen war da gar nicht zu denken. Die Band hätte eine deutlich größere Bühne verdient gehabt - und auch gebraucht. Ihre "Fat Lip" brachte fast das Zelt zum Einsturz!
Und so darf man trotz widriger Bedingungen mal wieder festhalten: Ein Festivalwochenende, das viel zu schnell vorüberging!
11 Kommentare
Matsch bis über die Knöchel und sein Zelt am letzten Winkel des Festivals aufgebaut - ja, das gibt Muskelkater.^^ Eigentlich wird so ein Festival durch Regen erst zum richtigen Festival. Man kotzt sich zwar übers Wetter aus, aber eigentlich hat man jede Menge Spaß gerade deswegen. Solange es nicht blitzt und stürmt, alles im Lot .
Ach ja, Festivals. Weil man eh mit zu viel Organisation und Frust beschäftigt ist, hat man überhaupt keine Zeit und Nerven sich die Bands anzuschauen. Was dann meistens eh egal ist, weil sie vor einem größtenteils desinteressierten Standard-Publikum sowieso nur ihre größten Radiohits spielen. Überhaupt das Publikum. Im Prinzip könnte man auch alles voll Playback ablaufen lassen und Pappkameraden aufstellen - die besoffenen Langweiler würden es kaum bemerken. Für die Veranstalter zählt ja sowieso nur, daß überteuertes Bier verkauft wird.
Ne, ein Festival ist nicht der passende Ort, um eine Lieblingsband zu genießen. Um Musik gehts da schließlich weniger.
@ Ragism: Jung ist, wer sich jung fühlt.
Hab auch schon einige meiner Lieblingsbands auf Festivals gesehn und muss sagen, dass sie mich immer in Grund und Boden gerockt haben.
Klar isses ein bisschen stressig, ein Festival zu überstehn und auch noch heil nach Hause zu kommen, aber macht nicht genau DAS ein Festival aus? Trotz allgegenwärtigem Alkoholismus, unzureichendem Verstand und nicht vorhandener Übersichtlichkeit die Scheiße fett zu rocken ^^
Ja, nennt mich ruhig alt und hipster-like, kann ich mit leben. Dafür geh ich auf die Konzerte meiner Lieblingsbands und widme ihnen meinen gesamten Abend. Weiß ja nicht, auf was für Musik ihr so steht. Aber bei den meisten von meinen Favoriten würde ich schon gerne alles so aufmerksam wie möglich mitbekommen.
In einem Haufen von gröhlenden Vollpfosten fällt mir das schwer. Ich hab absolut nichts gegen tagelange Besäufnisse. Dafür könnt ich mir die 100? aber sparen, dafür Alk kaufen, Kollegen einladen und Platten enorm laut aufdrehen. Und hinterher würde ich trotzdem noch mehr von der Mucke mitbekommen haben als auf einem Festival.
@ Ragism
Ja, so ganz Unrecht hast du damit sicher nicht - mir hat z.B. irgendein dichter, debiler Hobel die ersten Songs des Portishead-Gigs versaut (u.a. ausgerechnet "The Rip"...aaargh), in dem er rumgerempelt, rumgelabert und "langweilig" gebrüllt hat, bis ihm (nachdem die Umstehenden ihn nicht zum Schweigen bringen konnten) ein Security mal vermittelt hat, er solle gefälligst die Fresse halten, andere würden das Konzert genießen wollen. Dass Bands wie z.B. die Monkeys festivalsgemäß nur ihre Bretter heraushauen und die großartigen neuen Songs, vor allem die ruhigen, melodiösen fast alle außen vor gelassen haben, war natürlich auch ärgerlich, aber was solls: Dichter Trottel, Matsch und langweiliger Zuschauer zum trotz ein großartiges Wochenende!