Xavier Naidoo provoziert erneut mit unglücklichen Formulierungen. Jürgen Todenhöfer veröffentlichte das Antikriegslied auf seiner Facebook-Seite.

Mannheim (kol) - "Von Frieden sind wir meilenweit weg / Das Schlachtfeld ist schon abgesteckt." Xavier Naidoo prangert in einem bisher unveröffentlichten Lied der Söhne Mannheims die Kriegszustände auf der Welt an. Der Publizist Jürgen Todenhöfer teilte den Protestsong gestern Abend auf seiner Facebook-Seite und sprach sich gleichzeitig gegen den Syrien-Einsatz der Bundeswehr aus.

Liebe Freunde, Xavier Naidoo hat mir gestern dieses ergreifende, noch unveröffentlichte Lied geschickt: 'NIE MEHR KRIEG!...Posted by Jürgen Todenhöfer on Donnerstag, 3. Dezember 2015

Todenhöfer ist bekannter Kriegsgegner, der in der Vergangenheit immer wieder durch kontroverse Aussagen auffiel. So bezeichnete er Bundespräsident Joachim Gauck 2014 als "kriegsbegeisterten Militärpfarrer", wofür der 75-jährige viel Kritik einstecken musste.

Die dürfte Xavier Naidoo nicht fremd sein. Erst vor Kurzem sägte ihn die ARD als Teilnehmer des Eurovison Song Contests wieder ab, nachdem die Proteste gegen seine Person zu groß geworden waren.

Die entwürdigende Behandlung durch den öffentlich-rechtlichen Sender, der zur Begründung der Kehrtwende völlig unbewiesene Vorwürfe von 'Kritikern' in den Raum stellte, hat Naidoo sicherlich nicht verdient. Sein Engagement etwa bei Brothers Keepers ist geradezu vorbildlich, Freunde und Bekannte beschreiben ihn als liebenswürdig und offen.

Doch mit kruden politischen Äußerungen und Verschwörungstheorien hatte sich der Sänger schon zuvor angreifbar gemacht. Im vergangenen Jahr etwa sprach Naidoo vor einer Gruppe Reichsbürger aus dem rechten Umfeld.

Schunkelige Antikriegsballade

Nun äußert sich Naidoo erneut zu politischen Themen und ruft zu weltweitem Frieden auf. Leider diskreditiert er sein unterstützenswertes Anliegen erneut mit fragwürdigen Anschuldigungen.

Im Refrain des Songs heißt es: "Doch wer vom Krieg profitiert / Ist irritiert, wenn er sein Propagandakrieg verliert." Die schunkelige Ballade, angereichert mit ordentlich vielen "Uhs", versucht mit billigem Kitsch die Botschaft zu verstärken. Zu Recht kritisiert die SZ, wer die Profiteure seien, bliebe "angeraunt und ungenannt, eine Leerstelle, die der Hörer ganz nach gewünschtem Welt- und Feindbild ausfüllen" könne.

Muslime mit Judenstern?

In anderen Textstellen behauptet Naidoo, man dürfe nichts mehr gegen ein Krieg sagen und Muslime trügen "den neuen Judenstern". Das sind aufgeblasene Worthülsen, die sich letztlich als leer entpuppen und der an sich guten Sache schaden.

Schlimm genug, dass Muslime nach Terroranschlägen von Islamisten mit verstärkten Vorbehalten zu kämpfen haben. Wer aber behauptet oder auch nur andeutet, dass Muslimen in Europa ein neuer Genozid drohe, hat sich zu weit von der Realtität entfernt um noch ernst genommen zu werden.

Fotos

Xavier Naidoo und Söhne Mannheims

Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Xavier Naidoo und Söhne Mannheims,  | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler)

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9 Kommentare mit 8 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    wäre dieser comment eine satire, so begänne sie womöglich scherzhaft mit "...treffen sich der jammerbarde des neuen teutonischen pseudosoul und der isnogud unter den nahostexperten...". die hier gebotene realität ist jedoch eher eine tragödie.

    1. zu naidoos song: ich dachte eigentlich immer, der judenstern sei ein staatliches (!) instrument des terrors, der totalen herabwürdigung, der absoluten entrechtung, der stigmatisierung gewesen, welches schlussendlich in misshandlung, mord, folter und genozid mündete.

    diesen umstand setzt das fies relativierende lied mit einem staat gleich, in dem vom sufi bis zum salafi jeder sein wort sagen kann und dies auch tut.

    mit einen land, in dem diverse muslimische organisationen und ein zentralrat ungehindert wirken und dass gerade hunderttausende flüchtlinge aus nahost aufnimmt.

    mit sicherheitsbehörden, die kaum moscheen zu schützen haben, sondern jeden einzelnen verdammten tag synagogen oder konzerte jüdischer musiker (etwa yael naim) bewachen müssen und dies auch tun.

    wer mithin so einen vergleich bringt, will mutmaßlich gar nicht gegen rassismus aufbegehren (dem sich griechen, polen etc genau so erwehren müssen, weil es immer zu viele rassisten-klappspaten gibt) und ist kein anwalt der muslime, sondern begibt sich auf das feld trennender, destruktiver demagogie, die dolchstoßlegenden und mindertwertigkeitskomplexe züchtet.

    nebenbei beleidigt er ein ganzes 80mio land und jeden einzelnen überlebenden oder nachfahren des holocaust. wenn auch nicht im juristischen sinne.

    warum?
    wozu diese besessenheit von den juden und der stetige zwang, deren erfahrenes leid relativierend in jedes thema einzubeziehen? die antwort ist so offensichtlich, dass man sie hier nicht einmal benennen muss!

    2. zu todenhöfer:
    bezeichnend, dass er sich ausgerechnet so ein lied zum friedenshymnischen ritterschlag auswählt.

    denn außer wenigen, geschickt platzierten feigenblattinterviews gibt es hier keine saulaus-paulus-story vom stahlhelm zum friedensengel, sondern eine zynische vorgehensweise, die sich mit krokotränenbüchern und einem hang zu totalitären machtapparaten und appeaasement gut verkauft.

    - früher großer cdu-stahlhelmfetisch und verharmlosend an die adresse des pinochet- oder südafrika-apartheidsregimes.

    - heute viel verständnis f d misogynen mullahregime teherans, aufwertende, weil butterweiche reportagen mit der killerhorde des is, ein hochjazzen der syrischen erbdynastie assad zum demokratisch legitimen präsidenten und das einseitige verurteilen israels im nahostkonflikt ohne nennenswerte kritik an den mächtigen ölmultistaaten.

    - engagement gegen steinigungen, ein aufgreifen der justizmorde an frauen oder apostatikern oder wenigstens mal ein lob für die relativ fortschrittlichen haschemiten bzw die um echte zivilgesellschaft ringenden tunesier (chokri belaid etc), sucht man oft vergebens.

    - dafür gibt es wasser auf die mühlen unltrarechter nationalisten, wenn auf fb sinngemäß das fehlen einer gedenkstätte für das afrika-corps der nazis beklagt wird und nicht etwa deren gräuel oder opfer.

    ergebnis der addition von 1 und 2.: gänsehaut galore!

  • Vor 9 Jahren

    lieber boeser anwalt, kann man als plaedoyer gelten lassen, kann man aber auch lassen. der als nazi gescholtene afrikaner naidoo verteidigt in diesem lied auf beeindruckende weise seine perspektive, da er sie als solche benennt und keinen universalistischen anspruch erhebt, wie all die eiferer auf allen seiten. den holocaust als das „ende der geschichte“ anzuführen, um stetig die luft aus der bedeutsamkeit der gegenwart zu lassen, lässt martin walser sich auf seinem bürostuhl umdrehen. wenn man die aktuellen vertriebenen- und opferzahlen in muslimischen ländern im zusammenhang mit post-kolonialismus und globalisierung sieht, ist der vergleich sogar richtig, also wieso naidoo unterstellen, dass er sich im lied nur auf die deutsche und nicht die weltpolitik bezieht? was der anwalt von emapthie nicht versteht: es ist nicht die aufgabe des sängers, eine ausgewogene darstellung zu liefern, sondern die gegenseite zu verstehen, damit diese, beflügelt von vorschussvertrauen, ebenfalls den fehler bei sich zu suchen beginnt. todenhöfer versteht das sehr gut. seine argumentationen über den strategischen fehler eines bombenkrieges gegen den islamischen staat ist sehr plausibel und wird von vielen, jüngst auch nicolas henin, geteilt, der reichlich grund für rachegelüste hätte. ich wünsche mir eine zeit zurück/herbei, in der leute wieder ihre rolle verstehen und sich nicht jeder ein megaphon an die lippen tackert.

    • Vor 9 Jahren

      danke f d antwort. das problem:
      trotz deines gegenentwurfs - den ich anders sehe, aber das ist ja latte - werden die unter 1. und 2. gebrachten kritikpunkte deinerseits nicht entkräftet. denn man kann ja auch in einzelfall als medienprofi a la todi (remember burda) mal geschickt das "richtige" sagen, ohne ansonsten in den punkten zynisch zu versagen....die kette von pinochet bis assad und wehrmachts-fauxpas ist lang und schmutzig.

      und naidoos gleichsetzung staatlicher stigmatisierung und ausrottung mit der bundesdeutschen gegenwart (er singt auf deutsch, er sagt "wir", er bleibt damit auf der reichbürgerschiene) ist ja auch nicht ergebnis eines wirren künstleridealisten, sondern der knallhart kalkulierte provokationsschub, der die die sektenhafte inszenierung erkennbar effektiv pusht fürs zielpublikum.

      in dem skandalsong vor kurzem waren es abtreibungsärzte (föten-zeile) und homosexuelle (warum liebst keine möse?); hier ist es der humanistische grundentuwurf unseres landes und "de jodn".....wer so derbe eindeutig mit zweideutigkeiten spielt und sich dann dem könig dieser masche (todi) zuwendet, sorgt selbst für jene irritation, die er erntet.

      ich gebe dir mal ein gegenbeispiel für nen echten friedensengel, der nicht trennt, sondern eint:
      kobi farhi von orphaned land praktiziert echte völkerverständigung und tritt für frieden ein, ohne sich empathisch oder humanistisch zu verzetteln. interview und rezis zu seinem schaffen im orphaned-fach.

  • Vor 9 Jahren

    Also ich bin ja ein regelmäßiger laut.de-Leser und bisher gefiel es mir hier sehr gut.
    Aber was hier für ein Quatsch geschrieben wird und jede Zeile, jedes Wort, jeder Buchstabe als Hinweis gesehen wird, dass der Kerl (der sicher nicht ein 08/15-Künstler ist) "realitätsfern" sei.
    Tut mir leid, mit diesem Beitrag habt ihr euch einfach nur lächerlich gemacht.