laut.de-Kritik

Post-Achtziger-Ära: Kopf hoch, Nik.

Review von

Irgendwie vermittelt Nik Kershaw den Eindruck, als wäre er derjenige der Achtziger-Helden, die von der Musikindustrie am meisten beschissen wurden. Jüngst machte noch die Meldung die Runde, der Pop-Fruchtzwerg hätte wieder einen Major-Deal. Das Ende vom Lied war eine lieb- und farblose Best Of (Warner), von vier neuen Tracks mal abgesehen.

Passend dazu heißt Kershaws neuestes Werk "You've Got To Laugh". Das Cover zeigt - gemäß eines Zitats des Openers "Can't Get Arrested" - eine lachende Maske, hinter der eine Gestalt gar traurig drein blickt. Äquivalent dazu heißt es im Text "You've got to laugh though it's not funny". Musikalisch kleidet Nik die Tragik in beschwingte, an Tango-Rhythmen erinnernde Klänge. Sogar ein "La la la" rutscht ihm über die Lippen.

Ganz so spurlos scheint es nicht an ihm vorbei gegangen zu sein, dass ihn die Massen anno 2006 nicht mehr so lieb haben wie es noch in den seligen Achtzigern der Fall war. Dazu der Protagonist selbst: "Well, it must feel like you're invisible. Say, do they know that you're alive?"

Kopf hoch, Nik. Auch wenn deine Zuhörer nicht mehr so zahlreich sind - solange du immer wieder ein Gitarrenpop-Kleinod nach dem anderen auf den Markt wirfst, solange wird es Leute geben, die dir gerne zuhören. Was bei vorliegendem Album ganz sicher der Fall sein wird.

Die Hochkaräter, die er noch 1999 mit seinem Meisterwerk "15 Minutes" an den Start brachte, gibt es zwar nicht mehr in der damaligen Konzentration zu verzeichnen. Dennoch ist "You've Got To Laugh" meilenweit von Pop-Plattitüden entfernt.

Es gibt eben Komponisten, die derart galant mit den Tönen spielen können, dass ihnen immer wieder Melodien gelingen, die andere in ihrem Leben nicht zustande bringen. Ihm ist das Prinzip des Standard-Popsongs geläufig wie kaum einem anderen. Das hindert Kershaw nicht daran, mal eben einen Song im 5/4-Takt zu schreiben ("Old House").

Zu Hochform läuft Nik auf, wenn er im Duett mit Lily Gonzales zu "She Could Be The One" singt, im Ausklang des Stücks geht es auch instrumental äußerst ausgelassen zur Sache. Explizit politisch äußert er sich in "Loud, Confident And Wrong" zu Herrn Bush und seinem Weg ins Weißen Haus.

So überzeugt Nik Kershaw auch auf Album Nummer drei seiner Post-Achtziger-Ära. Zu beziehen ist es ausschließlich über Niks Homepage. Warum? Siehe erster Absatz.

Trackliste

  1. 1. Can't Get Arrested
  2. 2. Oh You Beutiful Thing
  3. 3. Lost
  4. 4. AlL About You
  5. 5. Promises, Promises
  6. 6. I Hope You're Happy Now
  7. 7. Old House
  8. 8. Yeah, Yeah
  9. 9. Born Yesterday
  10. 10. Loud, Confident And Wrong
  11. 11. She Could be The One
  12. 12. You Don't Have To be The Sun

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1 Kommentar

  • Vor 16 Jahren

    Nur selten drücke ich bei einem Album wie bei einem neuen vom Nik so vorbehaltlos auf "kaufen" im iTunes store.
    Nik, mögen dir noch viele Erfolge beschieden sein, auch wenn es der Masse nicht leicht unterzujubeln ist. Niveau und Qualität in gefälligem Rahmen ist sooo selten.