laut.de-Kritik
Ein düsteres Drama mit Happy End.
Review von Andreas BättigDie Entwicklung so manch einer Band, die noch vor ein paar Jahren in einem Club in der Nähe oder in einer alternativen Dorfdisko spielte, ist schon erstaunlich. Okkervil River waren gerade mit "Black Sheep" auf Tour und noch völlig unbekannt. Damals begeisterte ihr Auftritt einen Kumpel dermaßen, dass er sich alle Alben zulegt und sie kurzerhand zu seiner Lieblingsband erklärt.
Obwohl ich auf dem Konzert dabei war und Okkervil River auch wirklich gut fand, ging die Band über die Jahre irgendwie an mir vorbei. Doch eines blieb mir in Erinnerung: Diese unglaubliche, eingängige, fokussierende Stimme des Sängers. Diese steht auch auf dem neuen Album im Vordergrund und überzeugt mich aufs neue vollkommen. Aber "The Stage Names" hat noch viel mehr zu bieten.
'Das Leben als Film' lautet das Motto des Openers "Our Life Is Not A Movie Or Maybe". Würde man "Stage Names" inszenierenen, würde ein tiefschwarzes, düsteres Drama zutage treten, das am Schluss doch mit einem Happy End überrascht. Denn obwohl Will Sheff gerne den Pessimisten spielt, sind die Melodien so wunderschön, dass man nur bedingt von wirklich trauriger Depression sprechen kann.
"Unless It's Kicks" besticht mit einer perfekten und eingängigen Gesangsmelodie. Dazu gesellt sich eine schroff klingende Gitarre. Folkig hüpft "Hand To Take Hold Of The Scene" voran, der in einen Einsilben-Euphorie-Gesang mündet. Das wunderschön balladeske "Savannah Smiles" gefällt mit gedämpfter Gitarre und leisen Streichern im Hintergrund. Es ist schon bemerkenswert, wie selbstverständlich Okkervil River den Gesang in den Mittelpunkt stellen und die Instrumente nur als leises Beiwerk gebrauchen.
"Well, I'm a weak and lonely sort, though I'm not sailing just for sport. I've come to feel, out on the sea, these urgent lives press against me", singt Seth in "A Girl In Port", einer typisch texanischen Folk-Ballade mit Rasseln, zirpenden Gitarren, einem Schlagzeug mit Schellenkranz sowie Bläsern.
Nach lediglich neun Liedern ist auch schon Schluss, "John Allyn Smith Sails" beschließt "The Stage Names". Dabei fällt mir plötzlich eine gewisse Ähnlichkeit mit den wunderbaren Two Gallants auf. Auch sie reduzieren ihre Musik auf minimalen Einsatz von Instrumenten und setzten das Erzählen einer Geschichte in den Vordergrund. Mit "The Stage Names" haben mich Okkervil River auf jeden Fall in ihren Bann gezogen.
33 Kommentare
1. "Our Life Is Not a Movie or Maybe"
2. "Unless It's Kicks"
3. "A Hand to Take Hold of the Scene"
4. "Savannah Smiles"
5. "Plus Ones"
6. "A Girl in Port"
7. "You Can't Hold the Hand of a Rock and Roll Man"
8. "Title Track"
9. "John Allyn Smith Sails"
Nächste Woche. Ich. Plattenladen. Diese CD. Kaufen.
Platte des Monats Vision
Kommt werft Steine
was, echt? die indiehuren! - hab sie auch schon zuhause liegen, aber noch nicht gehört ...
@Paranoid_Android («
füllmaterial sucht man auf der scheibe vergebens........ »):
ich find Title Track außerordentlich schwach.
den finde ich auch nicht überragend ... aber der rest ist einfach ... schöööööön
Nach "Boxer" von The National die Platte des Jahres...
Überzeugt auf ganzer Länge und hat dazu auch einige Mördertracks. Sehr geil.