laut.de-Kritik
Bitterböse und in Bestform. Schon wieder.
Review von Dani Fromm"You are now working with a renowned master with mastery over conjugated verbs and nouns." Für den Fall, dass es irgendjemand noch nicht begriffen haben sollte, darf man das ruhig wiederholen: "Yo, you are now working with a renowned master with mastery over conjugated verbs and nouns. Go!"
Mir leuchtet zwar überhaupt nicht ein, wer an Pharoahe Monchs Qualitäten nach "W.A.R." noch Zweifel hegen sollte, aber man weiß ja nie. Ich hätte mir schließlich auch nicht träumen lassen, dass der Mann seinem grandiosen Werk aus dem Jahr 2011 eine mindestens gleichwertige Fortsetzung hinterher schicken könnte. Was für ein Irrtum. "P.T.S.D." präsentiert einen Rapper in Bestform. Schon wieder.
Titel und Coverartwork lassen bereits durchblicken: Wer auf einen beschaulichen Spaziergang in Sonnenschein und lauer Luft aus ist, sollte besser gleich kehrt machen, leichte Kost steht nicht zu erwarten. Monch, bewaffnet "with a phase plasma rifle like I'm chasing Sarah Connor", jagt seinen Protagonisten auf diesem Album einmal quer durch alle Höllenkreise, die eine posttraumatische Belastungsstörung für ihren Träger bereit stellt.
"P.T.S.D." schildert die Suche nach Linderung der Qualen, die auch den verrücktesten Hoffnungen Nährboden bietet, aber auch Enttäuschung, Resignation und die schmerzhafte Bauchlandung, die nicht nur dem Höhenflug, sondern schon jeder kleinen trügerischen Atempause scheinbar zwangsläufig folgt. Der Plot wandelt auf dem haarfeinen Grat zwischen körperlicher und geistiger Gesundheit und dem Wahnsinn, der alles auseinander fallen lässt und jede wohlgeordnete Szenerie in ein Tollhaus verwandelt.
"We fight demons from our past only to face new monsters." Die frisch geschlüpften Ungeheuer bringen alles mit, das keinen Spaß macht: Krankheit, Schmerz, Einsamkeit, Irrsinn, Hoffnungslosigkeit, Suizidgedanken. Der Versuch, dem Chaos zu entfliehen, führt ohne große Umschweife in fragwürdige Therapien, Drogensucht, Entzug und die Leere, die danach kommt: "Constantly searching for the answers how I could kiss the sky without enhancing but it's so hard to learn."
Von Weinerlichkeit trotzdem weit und breit keine Spur. Dafür ist Pharoahe Monch schlicht nicht der Typ. "This war of self is so extreme, sometimes I think I need to ... scream." Statt im Tränenmeer zu ersaufen, schreit er sich seinen Frust von der Seele und schlägt, erfüllt von heiß loderndem Zorn, wieder, wieder und wieder aufs Wasser.
Seine Wut richtet sich dabei gegen übergriffige Systeme genauso wie gegen willen-, weil gedankenlose Mitläufer und Konsumopfer, die solche erst funktionieren lassen. "Every rhyme is like a time bomb strapped beneath your Maybach", bitterböse rebel music, wie sie im Buche steht.
Halbvoll? Halbleer? Pharoahe Monch findet für die viel strapazierte philosophische Frage eine ganz andere Antwort: Das verdammte Glas ist einfach zu groß. Es an die Wand werfen hilft allerdings auch nur bedingt, wie "Broken Again" zeigt. Viel eher schon die Erwartung, die "The Jungle" formuliert: "I understand sometimes we all feel fenced in but utilize your mind to define dimensions."
Pharoahe Monch, "king of Queens", spielt so virtuos mit Worten und Zwischentönen, ihrem Klang und ihrer Bedeutung, dass er dabei wirklich keine Hilfestellung bräuchte. Die aufgefahrenen Gäste tragen dennoch förderlich zum Gesamtbild bei: Mr. Porters souliger Gesang verleiht "Losing My Mind" Tiefe. In "Rapid Eye Movement" oder dem Killer-Kopfnicker "D.R.E.A.M." tritt mit Black Thought und Talib Kweli lyrische Königsklasse ans Mikrofon.
Dem Gesamtkunstwerk "P.T.S.D." , das seiner Rahmenhandlung wegen sinnvollerweise am Stück genossen gehört, legen die Produktionen zugleich das Fundament und setzen ihm die Krone auf. Auch hier stimmt schlicht alles. Jeder Track, jedes Zwischenspiel.
Bleeps und Beeps begleiten die sonore, und doch gruselig unpersönliche Computerstimme, die das Werbeprogramm der "Recollection Facility" abspult. "Time2" bekommt von Marco Polo neben der flirrenden Melodie ordentlich Bass und Streicher- und Bläserfetzen rund um Monchs smoothen Flow gestrickt. Unter der warmen Oberfläche zieht es aber schon hier eisekalt aus dem Abgrund herauf.
Lee Stone verleiht den von ihm produzierten Tracks einsames, staubiges Wüstengefühl, dank dessen sich "Bad M.F." mit seinen Bläsern und dem trägen Groove endgültig wie eine Art futuristischer Breitband-Western anfühlt. Auch das getriebene "Stand Your Ground", das Pharoahe Monch unmittelbar nach dem Freispruch für George Zimmerman unters Volk warf und mit dem er um Spenden für die Trayvon Martin Foundation bat, trägt Stones Handschrift.
"Fuck swag. I got moxie." Spätestens, wenn "Eht Dnarg Noilulli" zu Engelschören und perlenden Klängen "The Grand Illusion" vom letzten Album auf den Kopf stellt, sollte auch der begriffsstutzigste Hörer über Pharoahe Monchs Motive und Fähigkeiten bestens im Bilde sein: "This scholar got skill, y'all."
8 Kommentare mit 4 Antworten
gasmaskencover scheinen das neue ding zu sein.
ne im metal bereich sind die standard vor allem bei cover von kleinen bands / ventana und nyceria sind da als beispiel zu nennen
und die völlig unbekannte band sodom.
so ziemlich jede War Metal Zottelkombo meint damit punkten zu können.
sehr gutes Teil.
ersteindruck: hohes niveau, aber keine 5/5
Erste Durchgang, erste Sahne mit Abstrichen. ****
bisschen ot, kennen bestimmt auch einige, aber hier mal n richtig fresher female mc: https://www.youtube.com/watch?v=pKNXzPo7S7…
" Uhhhhh, Listen to da way I Slaaay Your Creeew"