laut.de-Kritik

Herzschmerz auf dem Lavendelkissen.

Review von

Vier Jahreszeiten, 12 Monate, 365 Tage oder 8760 Stunden: Ein Jahr ist eine verdammt lange Zeit. Das weiß auch Raphaela Beer alias Phela, die im 24. Jahr ihres noch jungen Lebens besonders viel erlebt hat. Und um all das Erlebte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, hat die Wahl-Berlinerin mit der zarten Stimme die wichtigsten Eckpfeiler eben jenes Jahres in kleine zum Großteil zartbesaitete Deutschpop-Geschichten gepackt. Dabei geht es natürlich zumeist um die Liebe.

So bettet die Sängerin ihren gelockten Kopf auf ein "Lavendel"-Kissen und vertont den tiefsten aller Schmerzen: den Herzschmerz. "Ich wünsche dir eine Sprache aus Sand und mir ein Meer, das deine Worte wegspült." Man sieht ihre rehbraunen Augen förmlich vor sich, die sich langsam mit Tränen füllen, während sich im Hintergrund verspielter Deutschpop und gegensteuernde, vertrackte Rhythmen in den Armen liegen.

Phela tanzt gekonnt auf zwei Hochzeiten. Da ist zum einen die Musik; eine zwischen luftig lockerem Pop und melancholischem Kammerspiel pendelnde Melange aus Freud und Leid. Die gezupfte Fender, der Schlagzeugbesen ("Zurück Nach Damals"), der opulente Achtziger-Beat aus der Maschine ("Still") und das immer wieder wahlweise im Vordergrund oder im Schatten trippelnde Klavier ("Zeichen", "Schwerelos", "Wer Ich Bin"): Sie alle tragen ihren Teil dazu bei, dass das große Ganze nicht in Schieflage gerät.

Ecken und Kanten sucht man hier vergebens. Das stört aber nicht weiter. Für das Knittrige unter der Oberfläche sind primär die Texte zuständig. Und die lassen so manch lyrische Kost aus der vermeintlichen Beletage der Branche alt aussehen.

"Anfang und Ende reichen einander die Hände, ich reiße die Wände von nun an nicht mehr ein / Blumen und Scherben immerzu schneiden wir Kerben, mit Samthandschuhen verkleiden ist leichter als sich weh zu tun." Der größten Kraft des Lebens sollte man auch mit entsprechend großer und ausgereifter Poesie begegnen. Phela kann das.

Trackliste

  1. 1. Lavendel
  2. 2. Zurück Nach Damals
  3. 3. Still
  4. 4. Lass Mich Gehen
  5. 5. Weit Weg
  6. 6. Wieder Alleine
  7. 7. Zeichen
  8. 8. Schwerelos
  9. 9. Wer Ich Bin
  10. 10. Alles Auf Anfang
  11. 11. Leerlauf

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