laut.de-Kritik

Füttern Sie NICHT das Alien!

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"Alter, wat geht bloß in deinem Schädel vor?" Eine berechtigtere Frage wurde im Rahmen eines Skits selten gestellt. In den Hirnwindungen Martin Jungcks möchte man sich lieber nicht verirren.

Wobei ... Langeweile überkäme einen in diesem Zaubergarten unter Garantie nicht, und an Gesellschaft herrschte ebenfalls kein Mangel. Hauptsache, man beachtet die Hauptdirektive: "Füttern Sie NICHT das Alien!"

Was ist hier eigentlich los? Nun, "Willkommen Im Park". Bis Atlantis sind es noch knapp 30 Meilen. Dem eigenen Anspruch, "wir wollen nichts, das schon bekannt ist", werden die Kölner voll gerecht.

Sie liefern, wofür sie sich mühsam eine eigene Bezeichnung abkrampfen müssen: "SprechPopTheaterKrankFunk". Ja, man könnte es ach Hip Hop nennen, sprengte der musikalische wie geschichtenerzählerische Irrwitz nicht mühelos den gängigen Rahmen.

Tatsache: Es steht nur ein Mann am Mikrofon. Seiner Kehle entspringen im Rudel Proll-Rapper Meister O, dessen weltabgewandte Spaltpersönlichkeit Autisti und ein illegales Alien mit dem bezaubernden Namen Klaus, das unter seinem Kampf-Alias Mister Tickler ein Faible für Battlestyles hegt.

So weit, so krank. Im Gegensatz zu Captain Gips, der erst kürzlich einen ähnlichen Ansatz verfolgte, rüstet Jungck seine Charaktere nicht nur mit Klischees aus, sondern zeichnet jede Figur detail- und facettenreich und - so absurd es klingt - authentisch.

Am Ende des Trips kennt man sie alle: Man ahnt, warum Meister O stets für "Zu Zu" befunden wurde, schwebte mit "Autisti" in Sphären, die nur mit Hilfe diverser Rauschmittel erreicht werden können, und weiß, wenn auch nicht um seine Herkunft, so doch um den Aufenthaltsort von "Klaus": "Es ist wirklich wahr."

Eben noch durch den "Agnes Zoo" marodiert, erklärt man sich wenig später den Eltern: "Geh Dein Weg" schrammte mit Akustikgitarrenbegleitung hart am Sound einer Konfirmandenfreizeit, stünde es nicht in einem Kontext, der anmutet, als hielten die Orsons eine Generalversammlung ab.

"Hiers Die Nacht" pumpt sich langsam, aber stetig durch dieselbe: Die mehr und mehr verzerrten Klänge spiegeln die zunehmend verzerrte Wahrnehmung bei exzessivem Clubbesuch gar köstlich wider.

Dass erfahrene Musiker - darunter Gitarrist Mo Soul, der positiv auffällt, wo immer er die Finger im Spiel hat - Meister O, Autisti und Klaus den gemeinsamen Rücken freihalten, lässt sich kaum überhören.

Hier veredelt ein bisschen Latin Fever, da eine Spur Dancehall den allgegenwärtigen Groove. Spätestens die Zugabe in Form einer Live-Version von "Agnes Zoo" macht klar, warum die Pimps Im Park bei Soulplex Recordings, "soulful music for a better living", ein Obdach fanden - obwohl es sich doch um einen astreinen Rap-Act handelt.

"Was Hab Ich Falsch Gemacht"? Wenn "Mister Tickler" stümperhafte Diss-Versuche auslächelt, mit "drei Lungen, zwei Zungen" eiskalt kontert und als Sahnehäubchen schließlich noch Mackie Messer aus dem Hut zieht: Gar nichts! Jungs, "ihr seid ja völlig bekloppt."

Trackliste

  1. 1. Pimps Im Park (Intro)
  2. 2. Agnes Zoo
  3. 3. O-Riginal
  4. 4. Zu Zu
  5. 5. Atlantis
  6. 6. Autisti (Skit)
  7. 7. Autisti
  8. 8. Geh Dein Weg
  9. 9. Hiers Die Nacht
  10. 10. Klaus
  11. 11. Ich Verstehs Nicht
  12. 12. Willkommen Im Park (Skit)
  13. 13. Mamacita
  14. 14. Rette Mich
  15. 15. Keiner Darf Gehn
  16. 16. Was Hab Ich Falsch Gemacht
  17. 17. Mister Tickler
  18. 18. 3 2 1

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