laut.de-Biographie
Pole
Der Wahl-Berliner Stefan Betke aka Pole wird Ende der 90er Jahre gerne in einem Atemzug mit Größen der elektronischen Musik wie Plus 8 Label-Owner Richie Hawtin, Steve Reich oder Pierre Henry genannt. Kein Wunder, erfüllen seine minimalistischen Click-Sounds doch die Maxime präziser deutscher (Musik)-Ingenieurskunst, wie sie seit den Zeiten von Kraftwerk in aller Welt respektiert wird.
Die neidvoll beäugte "German Efficiency" ist längst nicht mehr nur bei Industrieprodukten ein verkaufsförderndes Markenzeichen, sondern findet auch in der Musik immer stärkeren Widerhall. Trotz aller technischen Präzision aber gelingt es Pole, seiner Musik einen lebendig, organischen Touch zu geben, der die technische Unterkühltheit, die seinen Samplern, Filtern und Effektgeräten innewohnt, vergessen lässt.
Gleichwohl entsteht die Musik von Pole vor allem im Kopf und wirkt auch dort. Abstrakt und reduziert schälen sich die Sounds im Laufe der Songs langsam heraus, folgen einem konzeptionellen Ansatz, der eine beinahe meditative Zielrichtung hat. Aufgelockert wird die strenge intellektuelle Durchdringung der Tracks dank eines defekten "Waldorf 4-Pole"-Filters, der wohl auch bei der Namensgebung Pate stand und allerlei zufällige Knack- und Knarzgeräusche von sich gibt, wie sie für die ersten drei Alben von Pole als charakteristisch gelten.
Deren auf das wesentliche reduzierte Ästhetik, die Covers sind in den Farben Blau, Rot und Geld gehalten und fortlaufend durchnummeriert, untermauert Betkes puristisches Soundverständnis, das nichts auf die großen Gesten gibt. Suchen, ausprobieren, tüfteln und immer wieder reduzieren, bis am Ende ein in sich strukturell geschlossener Song entsteht, charakterisiert die Arbeitsweise von Pole.
2003 geht er mit seinem selbstbetitelten Album neue Wege. Erstmals verleiht der Rapper Fat Jon den Tracks von Pole eine Stimme. Auch die zufälligen Clicks sind verschwunden und machen einer ungewohnten Klarheit der Sounds Platz. Das abstrakte Erbe klingt nur noch selten an, der Weg in die elektronische Popmusik ist beschritten.
2007 erscheint das weithin gelobte Minimal-Album "Steingarten" mit dem auffälligen Covermotiv des Schlosses Neuschwanstein. Im Folgejahr versuchen sich Kollegen an den Songs der Platte, darunter Gudrun Gut und Shackleton. 2012 sichern sich die Synthie Pop-Pioniere Vince Clarke und Martin Gore Betkes Dienste fürs Mastering ihres VCMG-Debüts.
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