laut.de-Biographie
Ratking
Wie das halt so ist, mit der Jugend: In der Sturm-und-Drang-Phase verschreibt sich mancher Zeitgenosse der Revolution. Auch das jugendliche Kollektiv Ratking heftet sich mal eben den Umsturz des New Yorker Hip Hop-Sounds aufs Banner. Die Harlem Boys füttern ihren abstrakten Hip Hop mit Hardcore-Elementen: Das Resultat gehört für Puristen in jedem Fall auf die Dopingliste.
Was die Rapper Wiki (Patrick Morales) und Hak (Hakeem Lewis) sowie die Produzenten Sporting Life (Eric Adiele) und Ramon, der jedoch noch vor dem Albumdebüt aussteigt, seit der Gründung 2011 abliefern, birgt reine umstürzlerische Untergrundattitüde. "Wenn du heute Anfang 20 bist, dann ist deine Lebenserfahrung eine komplett andere als die von Biggie und Pac, du hast also eigentlich keine Anknüpfungspunkte mehr", verkündet MC Wiki im Intro der LP-Premiere "So It Goes", erschienen 20914 bei XL Recordings.
Diese Orientierungslosigkeit, diese Ablehnung von Boom Bap-Revivalsound und ewigem Rückbezug auf die Golden Era, mündet bei Ratking in kompromisslosem Noiserap. Statt auf hierarchisch strukturierten Traditionalismus setzt das Trio auf Death Grips- und clipping.-Punk, Black Dice-Psychedelia, britischen Grime und sogar Jazz und Jungle. Spiegel Online fasst zusammen: "Eine formale Ablösung von Konventionen."
"Statt sich lautstark auf die Brust zu klopfen, dass die Goldketten nur so scheppern, murmeln Wiki und sein Rapper-Counterpart Hak lieber nihilistisch-lakonische Skizzen aus ihrer Stadt vor sich hin, während der rund zehn Jahre ältere Sporting Life ihnen einen mäandernden, schleifenden Sound aus Oldschool-Beats und Elektronik-Noise als Basis bereitet." Die Band thematisiert unterdessen rassistische Polizeigewalt, grassierende Gentrifizierung und sonstige Modernisierungsverlierer.
Wobei es zugleich zahlreiche Gemeinsamkeiten mit der erweiterten New Yorker Szene gibt. So setzen Ratking schon optisch auf den Bezug zur Megametropole: Ihr Borough Manhattan ziert das Plattencover. A propos Boroughs: Beastie Boy Ad-Rock bekennt sich als Fan und remixt den Track "Canal".
Auf Tour fühlt man sich nach der Debüt-EP "Wiki93" 2012 neben Death Grips, GZA, Earl Sweatshirt und King Krule (der auch einen Gastpart auf "So It Goes" innehat) am wohlsten. "Punkrock klingt live super, aber aus der Konserve oft mangelhaft", erklärt Wiki. "Rap klingt fantastisch, ist aber häufig nicht das dopste, das man live zu sehen bekommt. Wir sind eine Rapgruppe, wollen jedoch Teil der Punkkultur sein. Die Leute sollen unsere Songs erst live und dann auf Platte hören, damit sie richtig durchdrehen können."
Der Langspieler entsteht in Zusammenarbeit mit Produzentenstar Young Guru (Jay-Z, Notorious B.I.G.). Die Golden Era dient dem Dreier also durchaus als Startrampe für ihren eigenen Underground-Rap, der jedoch nie beim Remake stehen bleibt, sondern weiterdenkt. Den Ratking-Anspruch sieht Wiki in einem weltweiten antiautoritären Widerstand. "Wir wollen die Hörerschaft aufwecken. Die Leute essen Erdbeer-Candy. Wir versuchen, ihnen Bio-Erdbeeren zu zeigen: sweet, fresh, chill, tight."
1 Kommentar
Neues Album von Wiki! Kostenlos und mit Beats von Sporting Life, Madlib, Black Milk und joa.. wird nice, denk ich, bin aber erst beim zweiten Song.
http://www.letterracer.com/