Porträt

laut.de-Biographie

Ride

"First you look so strong / then you fade away." Mit diesen Worten eröffnet Andy Bell, Gitarrist und Sänger, die Ride-Single "Vapour Trail" und nimmt gleichzeitig die Entwicklung seiner Band vorweg. So hell wie in ihren Anfangstagen und mit ihrem Debüt-Album "Nowhere" sollten die Shoegazer nie wieder strahlen.

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Die Stelle als Sänger, Songwriter und Gitarrist teilt sich der am 11. August 1970 in Wales geborene Bell mit dem aus Oxford stammenden Mark Gardener (6. Dezember 1969). Steve Queralt (4. Februar 1968, Oxford) am Bass und Laurence Colbert (27. Juni 1970, Kingston) am Schlagzeug vervollständigen Ride.

Inspiriert vom Besuch eines The Smiths-Konzerts, gründen sie 1988 die Band, deren Name auf den englischen Begriff einer Reise sowie auf die Ride-Becken eines Schlagzeugs zurückgeht. Zu ihren Einflüssen zählen Sonic Youth, My Bloody Valentine, The Stone Roses und House Of Love.

Die Karriere nimmt zügig Fahrt auf. 1989 gehen Ride als Vorgruppe der Soup Dragons auf Tour und handeln einen Plattenvertrag bei Creation Records aus. In schneller Folge veröffentlichen sie zwischen Januar und September 1990 die EPs "Ride", "Play" und "Fall".

Das am 15. Oktober 1990 erscheinende Debüt-Album "Nowhere" zählt neben My Bloody Valentines "Loveless" zu den besten und stilbildendsten Alben des Genres und schafft es bis auf Platz elf der britischen Charts. Schnell gelten Ride als einer der Hoffnungsträger des frisch angebrochenen Jahrzehnts.

Bereits im März 1992 folgt das weitaus zugänglichere "Going Blank Again". Produziert von Alan Moulder und zwischen den Polen der poppigen Hitsingle "Twisterella" und "Leave Them All Behind", eine atmosphärische Shoegazer-Blaupause, schwankend, überbieten Ride ihren kommerziellen Erfolg noch einmal.

Ride - Interplay
Ride Interplay
Eskapismus und Experiment im munteren Wechselspiel.
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Danach folgt der rasante Abstieg. Der Kondensstreifen beginnt allmählich zu verblassen. Das mit Gaststar Jon Lord aufgenommene "Carnival Of Lights" dokumentiert den zunehmenden Bruch zwischen Gardener und Bell. Die beiden wollten noch nicht einmal mehr auf einer Platten-Seite zusammen finden und bestanden auf eine Trennung ihrer Stücke.

Jahre später gesteht Bell die Sinnlosigkeit dieser Aktion ein. "Stell dir vor, du gewinnst einen Streit, indem du sagst: 'Ich will nicht, dass meine Songs auf der gleichen Seite des Albums sind wie deine' - und dann passiert das auch noch so. Die Leute um uns herum haben uns zugestanden, uns komplett kindisch aufzuführen."

"Tarantula", für das Gardener nur noch ein einziges Stück verfasst, floppt 1995 kolossal. Weder bei den Kritikern noch bei den Fans findet es Anklang. Bereits nach einer Woche nimmt die Band ihr bisher letztes Werk vom Markt. Im März 1996 trennen sich Ride und bleiben für lange Zeit Geschichte.

2001 finden die vier Musiker noch einmal zusammen. Im Rahmen einer Dokumentation für Chanel 4 kommt es zu einer halbstündigen Wiedervereinigung, aus der die EP "Coming Up For Air" entsteht. Andy Bell gründet nach der Trennung zuerst Hurricane No. 1 und übernimmt ab 1999 bis zur Auflösung im Jahr 2009 den Oasis-Bass. Später folgt er Liam Gallagher zu dessen Band Beady Eye.

Nach der Beady Eye-Trennung lässt die Oasis-Reunion auf sich warten. Ride nutzen hingegen die Chance und finden unverhofft erneut zusammen. Ein großes schwarzes Plakat, in schlichtem Schwarz-Weiß gehalten, kündigt für das Primavera Sound-Festival in Barcelona an, was sich am 19. November 2014 bestätigt: Ride gehen 2015 noch einmal in Originalbesetzung auf eine kurze Tour durch Europa und Nordamerika.

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Auf die Frage, wie es danach weiter gehe und ob neue Songs und ein Album folgen, antwortet Andy Bell dem New Musical Express: "Nichts ist unmöglich. Im Moment spielen wir ein paar Shows. Wir werden viel proben müssen. Ich muss all die Akkorde und Texte neu lernen. Es gibt genug zu tun, ohne dass wir etwas Neues schreiben. Aber es könnte passieren."

... und siehe da, es passiert: Mitte Juni 2017 erscheint nach über 20 Jahren das neue Ride-Album "Weather Diaries". Tatsächlich funktionieren die Briten nach achtzehn Jahren Pause wieder blendend und finden zurück zu ihrem Publikum. Dabei nicht einfach als Nostalgie-Show, sondern als weiterhin neugierige Musiker.

Kein Wunder also, dass bereits 2019 "This Is Not A Safe Place" folgt, dass den Erfolg des Vorgängers noch einmal toppt. Die ehemaligen Streithähne haben sich endlich zu einem funktionierenden Kollektiv zusammengerauft.

Bereits während der Tour 2019/2020 zeigt sich Andy Bell motiviert, ein weiteres Album folgen zu lassen. Nachdem sie sich über Jahrzehnte hinweg selbst im Weg standen, scheinen Ride nun endlich ihren Platz gefunden zu haben und ihre eigene Band zu schätzen. Nach all den Tiefen und Zankereien sieht die Zukunft von Ride erstmals rosig aus.

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Ride - Interplay: Album-Cover
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2024 Interplay

Kritik von Kerstin Kratochwill

Eskapismus und Experiment im munteren Wechselspiel. (0 Kommentare)

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