laut.de-Kritik
Die Frankfurterin verwässert ihre authentisch rigorose Figur.
Review von Dominik LippeEs ist praktisch unmöglich, Schwesta Ewas zweitem Album unvoreingenommen zu begegnen. Zu präsent sind die juristischen Vorwürfe des noch immer nicht ausgestandenen Prozesses gegen die Frankfurterin. Da sie sich darüber natürlich selbst im Klaren ist, versucht Ewa gar nicht erst, das Thema zu umschiffen, sondern geht im einleitenden "Mein Geständnis" direkt in die Offensive. Mit größtmöglicher Offenheit skizziert sie im Aufklärung versprechenden Titel zunächst ihren Werdegang von der gewaltgeprägten Kindheit ("Mama zog mich auf mit einem Nietengürtel.") in die Prostitution.
Schließlich gesteht Ewa dem Hörer gegenüber eben jene Delikte, die bereits aus der Urteilsschrift hinlänglich bekannt sind: "Ich bin schuldig der Körperverletzung, schuldig der Gewaltbereitschaft, schuldig der Steuerhinterziehung. Es stimmt, ich hab' mit paar Damen 'n Escort-Service auf 50/50-Basis." Wenig überraschend, aber im Sinne ihrer Verteidigungslinie völlig legitim, distanziert sie sich weiterhin vom Vorwurf des Menschenhandels: "Ich zwinge niemanden, nein, ich handel' nicht mit Menschen. Mann, die Story ist 'ne ausgedachte."
Damit könnte die Angelegenheit zumindest vorläufig ad acta gelegt werden, wenn sich Schwesta Ewa nicht eine unangenehme Hintertür offen ließe: "Fängt der Zeuge meinen Blick, verliert er sein Gedächtnis." Wenn sie wirklich, wie suggeriert, in der Angelegenheit reinen Tisch machen will, weshalb kokettiert sie unnötigerweise mit dem ohnehin im Raum schwebenden Vorwurf der Zeugeneinschüchterung? So bleibt leider unabhängig vom Wahrheitsgehalt ein Geschmäckle an der Geschichte haften.
Musikalisch legt Schwesta Ewa im Vergleich zu "Kurwa" einen regelrechten U-Turn hin. Während funkige Instrumentals und blubbernde 90s-Bässe ihr Debütalbum veredelten, orientiert sich die sonst wohltuend unangepasste Rapperin nun an den aktuellen Charts. Es dominieren Trap-Beats, die zum Teil angenehm wuchtig daherkommen ("Schubse Den Bullen", "Séparée"), oftmals aber zu uninspiriert klingen, um sich wirklich festzusetzen ("24/7", "Aywa"). Etwaigen Vorwürfen gegen die Produktion begegnet Ewa mit ihrem einzigartigen Selbstbewusstsein: "Du willst meinen alten Sound? Geh', kauf mein altes Album!"
Dennoch vermittelt vor allem "Herr Wärter" einen Eindruck davon wie das Album hätte klingen können. An der Seite eines energiegeladenen SSIOs frönt sie dem althergebrachten AON-Soundbild. Auch "Es Fehlt 'N Zwanni" überzeugt mit flaschenorgelartigen Elementen. Regelrecht abenteuerlich fallen dagegen Ewas Ausflüge in den Dancehall aus ("Pum Pum", "Ware Liebe"). Zwar versprechen die sommerlichen Songs kurzfristig kommerziellen Erfolg, bedienen aber in keiner Weise ihrer Stärken, sondern verwässern vielmehr die authentisch, rigorose Figur Schwesta Ewa.
In diese Rolle berichtet sie erneut aus ihrem Leben zwischen Rauschmitteln und Rotlicht. Gelegentlich schimmern dabei wie in "Aywa" auch interessante Reflexionen durch: "Zwischen Rotlicht und Moschee liegt die Schizophrenie." Aus den Fragen, wie sich dieses Spannungsverhältnis auflösen oder zumindest aushalten lässt, oder worin die Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden gesellschaftlichen Polen liegen, ließen sich durchaus spannende Texte schreiben. Schon in "Game Of Thrones" weist etwa die Figur Varys berechtigterweise darauf hin: "Jemanden, der sowohl Priester wie Huren inspiriert, sollte man ernst nehmen." Doch Ewa lässt den selbst aufgegriffenen Faden zugunsten der Eigenwerbung umgehend wieder fallen: "Folgt mir auf Insta, Twitter, Spotify."
Ein gelungener Beitrag gelingt ihr mit "Gossentourist", in dem sie die Haltung der privilegierten Schicht kritisiert, die sich den Problembezirken aus reiner Abenteuerlust nähert: "Führungsetagen machen hier Wochenendtrips. Ich spuck' auf die Mutter eines Gossentourists." Im Falle von Schwesta Ewa zielt der Angriff deutlich auf die Elends-Touristen der Boulevard-Presse, die ihre juristischen Probleme ausschlachten. Eine amüsante Note erhielte das Thema, wenn es konsequent weiter gedacht auf ihre Hörerschaft gemünzt würde, die sich begierig auf eben jene Presseerzeugnisse stürzt. Aber den Voyeurismus derart zu bedienen und gleichzeitig anzuprangern stellte wahrlich die Schizophrenie des Ruhms dar.
15 Kommentare mit 16 Antworten
Klingt für mich so, als ob sie die letzten Jahre zu viel Nimo und/oder Ufo361 gepumpt hätte. Kein Plan, warum man ein erfolgreiches Konzept einfach so über Bord wirft, nur um hinterher wie alle anderen zu klingen. Sind 2-3 Tracks drauf, die schon klar gehen, in voller Länge leider ungenießbar. 2/5
mal geschissen auf die musi und gleich zum wichtigen:
wer von euch geilen hunden war denn schon druff?
Ja ich gebe es zu! Es ist zwar lange her, aber ich habe es ihr besorgt und wurde dafür bezahlt!
und sonst so neues von deiner mutter?
Sie ist immer noch ne Bitch, du weisst!
Die Gummipuppe sieht ja auch mal richtig Scheiße aus.. Ungefähr genau so scheiße wie Ewas "neue Lippen"
"Die Gummipuppe sieht ja auch mal richtig Scheiße" aus..
nuja, man wollt halt nah am original bleiben
@deine mutter
ajo
Habe leider kein Geld für die Box, aber wenn, dann hätte ich selbstverständlich schon längst in der Gummimulle abgelaicht. Ist doch Ehrensache, Brudi.
sind das geldscheine oder kondomverpackungen auf dem cover?
Weder noch. Die Alte will doch keiner bumsen und Kohle hat se och keene mehr.
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
Die Alte ist nur peinlich. Kann nicht rappen und ist sowas von unglaubwürdig das es schon zuviel ist diesen Beitrag zu schreiben.... shame on me
Word! Damit ist alles gesagt!
Geiles Album. Sie hat sich weiter entwickelt!