laut.de-Biographie
Scratch
Es ist das verschmähte fünfte Element des Hip Hop-Sports: Beatboxing. In den Achtzigern neben Breakdance maßgeblich an dem zweiten Hype im Mainstream verantwortlich, fristet die Mundproduktion seither ein Kellerdasein. Wieso, weiß eigentlich keine Sau. Vielleicht liegt es an den stets vollgesabberten Mikrofonen.
Einer, der trotzdem nicht müde wird, am fünften Rad des Hip Hop-Wagen zu drehen, ist Kyle Jones, der seit Mitte der Neunziger als selbsterklärter "Vocal Turntablist" unter dem Künstlernamen Scratch Mics bewässert. In der Tradition von Biz Markie, Doug E. Fresh und Buffy von den Fat Boys hat sich Scratch dem Beatboxen verschrieben und steht neben Saian Supa Crews Elliot, dem Engländer Killa Kela und dem ehemaligen The Roots-Kollegen Rahzel an der aktuellen Spitze der Beatbox-Bewegung. Besonders die zahlreichen Live-Auftritte mit den Roots (und seine Performance auf dem wegweisenden "Illadelph Halflife"), bringen Scratch in die Öffentlichkeit. Dabei wird er oft genug mit dem anderen Beatboxer der Crew, Rahzel, verwechselt.
Eigentlich ohne Grund: Während Rahzel, der Godfather Of Noyze, eher ein Experte für ganz unterschiedliche Sounds und Effekte ist, spezialisiert sich Scratch auf die Töne, die normalerweise ein DJ zaubert. Deswegen auch der Name Scratch. Wie es die Legende erzählt, ist er der erste, der Scratches mit dem Mund produziert und deswegen auch in der Szene als Human Turntable gehandelt wird.
Dabei ist für Scratch Beatboxing nicht nur schmuckes Beiwerk: "
Mit namhafter Unterstützung startet Scratch die Gruppe Dino 5, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, Rap für Kleinkinder zu machen. Mit dabei sind Prince Paul, Chali 2na von den Jurassic 5, Wordsworth und Lady Bug Mecca, die noch von den Digable Planets bekannt sein dürfte. Außerdem stehen etliche Live-Auftritte an und 2009 folgt das zweite Solo-Album "Loss 4 Wordz", auf dem Scratch einmal mehr durch seine außergewöhnliche Feature-Auswahl aus dem Rahmen fällt. Kanye West folgt auf Daniel Bedingfield, Damon Albarn in Kollaboration mit Talib Kweli auf Estelle und M.O.P.. Und sogar der Deutsche Hobby-Jamaikaner Gentleman trällert auf den mundgemachten Sound von Scratch .
Längst beweist Scratch, dass es nicht nur die Turntable-Töne sind, die er spielerisch mit dem Mund zaubert. Emsig arbeitet Scratch weiterhin hart daran, dass Beatboxing auch über 35 Jahre nach der Geburt von Hip Hop als bloßes Gimmick abgetan wird und durchaus ernst zu nehmen ist.
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