laut.de-Biographie
Sierra Kidd
2013 ist im Deutschrap das Jahr der "Kopfvilla". Neben vielleicht noch den Debütalben früherer Videobattle-Rapper trumpft vor allem ein Junge aus Nordfriesland mit jenem Track mächtig auf und feiert rekordverdächtige Clickzahlen auf YouTube.
Das Beeindruckendste an Sierra Kidd, der sich früher Zwille nannte, ist im ersten Moment sein Alter: Mit gerade einmal 16 Jahren einen Hype loszutreten, der von Rapforen bis zum Hipstermagazin Noisey allerorts für Ovationen sorgt, macht ihm eben nicht so leicht jemand nach - und das ganz ohne Imagekampagne.
Zu diesem Zeitpunkt hat Sierra Kidd schon zwei Jahre Rappraktikum absolviert. In seinen sehr autobiografischen Lyrics erzählt er von Selbstreflexion, der Langweile des vermeintlichen Alles-schon-gesehen-Habens, von Zweifeln am plötzlichen Ruhm und dem dazugehörigen Druck. Damit trifft er den Nerv der postmodern-desorientierten Jugend genauso wie mit seinen verhallten Beats, die sich vorzugsweise am Dreampop Marke The XX bedienen.
Diese Introspektion ruft diverse hiesige Rapgrößen auf den Plan. So nimmt Hadi El-Dor, Labelmanager von Freunde von Niemand, das Wunderkind für die erste EP unter seine Fittiche. Die entsteht 2013 gemeinsam mit Produktionsbeihilfe von Raf Camora und Chakuza, während Vega, Joshi Mizu und andere Kollegen für Gastfeatures ins Studio kommen.
Gleichzeitig bleiben weitere Details zur Person im Dunkeln. So posiert der Rapper auf Fotos ganz PeterLicht konsequent mit Hand vor dem Gesicht. Dass er, nicht bloß aufgrund des Hypes, sondern auch dank seines poppigen Rapansatzes immer wieder mit Cro verglichen wird, stört ihn dabei nicht: "Wir haben eine ähnliche Geschichte", sagt Kidd.
Unbeabsichtigt von ihm selbst erfährt die Welt schließlich doch, wie Sierra Kidd aussieht. Der Fersehsender RTL2 nennt in einem Beitrag über den jungen Musiker nicht nur dessen richtigen Namen, sondern zeigt auch Fotos, auf denen er abbgebildet ist.
Enttäuscht vom schlampigen Umgang mit seiner Privatsphäre lässt sich Sierra Kidd musikalisch jedoch nicht beeinflussen und bringt "Nirgendwer" unter der Labelschirmherrschaft von Rafs Indipendenza auf den Markt. Den darauf enthaltenen Track "20.000 Rosen" gibt der Niedersachse 2014 bei Raabs Bundesvision Songcontest zum Besten.
Auch bei Indipendenza hält es ihn nicht lange: 2015 gründet er sein eigenes Label Teamfucksleep. Nebenbei arbeitet der Jungspund an seinem Album "Rest In Piece", das im Sommer 2017 erscheint. Dem Gegenwind, der ihm inzwischen von zahlreichen Deutschrap-Fans und Realkeepern entgegenschlägt, trotzt er weiterhin hartnäckig - und ganz ohne Maske.
3 Kommentare
TFS eines der Alben des Jahres. Hoffe Review kommt bald
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
Service-Post: Der Junge (Mann) kommt aus OST- und nicht aus Nordfriesland. Das is'n Unterschied wie Tag und Nacht. Bitte ändern, danke!