laut.de-Kritik
Vergesst Reamonn. Hier kommt Stereolove!
Review von Mara BruggerStereolove: Vier Typen von Reamonn, einer von Vivid, die sich entschlossen haben, Rea Garvey zu vergessen, ihn zu ersetzen und ein neues Kapitel aufzuschlagen. Uwe Bossert, Gomezz, Sebastian Padotzke und Philipp Rauenbusch haben sich Sänger Thom Hanreich ins Boot geholt und daraus das erfrischende Album "Stereo Loves You" gezaubert.
Zur Promo gabs rosarote Herzchenbrillen. Denn das Album sprüht nur so vor Verliebt sein. Songs von zartrosa bis tiefschwarz. Knallrot ist eindeutig der erste Track des Longplayers: "This Is It". Er zieht den endgültigen Schlussstrich, vollzieht die schon lange prophezeite Trennung von Rea Garvey. "This is it, this is who we are. It's what we always hoped that we could be." Es kommt nur leider ein Hauch von Ironie auf. Denn genau dieser Track ist der einzige, der nach Reamonn klingt. Naja, soll wohl eher 'ne Message fürs ganze Album sein.
Die zweite Singelauskopplung "What If" handelt von einer gescheiterten Beziehung, "music is gone", und der Verlassene entscheidet sich schweren Herzens zu gehen. Musikalisch lässt hier Eddie Vedders Leichtigkeit grüßen. Auch "Miss You" könnte mit ein bisschen Wohlwollen auf einem Longplayer des Frontsängers von Pearl Jam zu finden sein.
Einen eindeutigen Beweis, dass hier nicht mehr Reamonn sondern Stereolove am Werk ist, liefert "Fallin'". Ein Rhythmusabenteuer vom Feinsten: Ein kleiner elektronischer Touch, der richtige Flow und schon hat man den perfekten Gute-Laune Track. Eine Geschichte über die böse Ex und die viel zu späte Einsicht darüber.
Genauso spritzig gehts weiter: "Love of My Life" ist der ultimative Liebesbeweis an sich selbst. In den Strophen werden alle Macken und Fehler aufgezählt, um sich im Refrain dann endlos zu feiern. Ganz ungeniert mit den Worten "I'm the love of my life." Dazu Big Band-Swing zum mitgrooven.
Das Highlight des Albums ist aber die Klavierballade "Once", ein glaubwürdiger und gefühlvoller Song über einen Mann, der versucht zu verarbeiten, dass er seine erste und einzige Liebe verloren hat: "You had to take it all. Just this once I'm in love." Und auch bei diesem Track ist nichts mehr von der Vergangenheit der Band zu hören. Änhlich gefühlvoll geht es bei "This One's For You" zu. Eine Hommage an die Liebste ohne großen Schmalz und Kitsch.
Die übrigen Songs, wie "All We Are", "Only in Dreams" oder "Love What You Do", lassen jedoch zu wünschen übrig. Nichts besonderes, typische Lalala-Lieder ohne große Aussagekraft. Aber natürlich geht es auch hier nur um Eines. Dieses Album handelt von der Liebe. Zu sich selbst, zu anderen, aber eben auch von der Tatsache irgendwann vielleicht nicht mehr zu lieben. Man kann es bei "Stereo Loves You" ja erstmal mit Mögen versuchen um dann zu entscheiden, ob man den Jungs vielleicht sogar eine zweite Chance gibt.
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