laut.de-Kritik
So klänge Madonna - würde sie stilvoll altern.
Review von Artur SchulzHa! Diese Review braucht keine Einleitung. Einfach die Platte rein in den Player, Lautstärkeregler hoch und mit dem ersten wirklich großartigen Popsong des Jahres so richtig Spaß haben. Das Beste: es bleibt nach "Closer" nicht nur bei diesem einen Klassetrack.
Mit Folk- oder gar Punkrockwurzeln, wie sie in den ganz frühen Jahren des Zwillingsduos noch zu Gehör kamen, hat das alles natürlich nichts mehr zu tun. Doch manchmal schimmert noch immer dieses gegen den Strich Gebürstete auf. Doch in erster Linie steht das so schwerlich festzuzurrende Subgenre Powerpop auf dem Programm. Tegan And Sara-Songs setzen 2013 dafür eine Menge Maßstäbe.
Die Inspiration dafür klauben sich die Kanadierinnen aus den Achtzigern und frühen Neunzigern zusammen. Scheinbar unangestrengt vermengen sie die Verspieltheit von Deacon Blue mit der Verschrobenheit von Shakespeare's Sister, vollendet durch die große Geste der Kaliber Ultravox und OMD. Das alles verziert und garniert mit unerwarteten Breaks, meisterlichen Hooks süß flötenden Engelsstimmen.
"Goodbye, Goodbye" hält im direkten Anschluss zum Opener den Lautstärkepegel auf hohem Level. "Shock To Your System" verfügt über jene vornehme Noblesse, der Stock/Aitken/Waterman einst vergeblich nachjagten - und deshalb, bis auf manch diskutable Ansätze, nie den wirklich alles überstrahlenden Song für Kylie schreiben konnten.
Nur gute Songs allein reichen nicht. Dazu gehört heutzutage einfach auch eine ebenbürtige Produktion. Und dafür bietet das Duo Greg Kurstin auf, der bereits Tracks von Lily Allen, Kesha und Pink hittauglich veredelte.
Der Hochglanzklang ist also da - für die so wichtige Seele des ganzen Unterfangens sorgen Tegan And Sara. Denn sie setzen nicht ausschließlich auf Äußerlichkeiten, sondern vor allem auf Raffinesse: Neben glamouröser Verkleidung legen die Zwei Wert auf Substanz.
Würde Madonna musikalisch stilvoll altern, käme womöglich Ähnliches wie bei Tegan And Sara heraus. So bleibt es bei der immer noch gültigen und deprimierenden Feststellung, dass Miss Cicciones vielleicht letzter wirklich guter Song war. Die Kanadierinnen haben sich in der Zwischenzeit "Like A Virgin" geschnappt und dessen Power frisch in die Neuzeit transferiert. Neben High Energy finden auch ruhigere Töne ihren Platz: "I Was A Fool" funktioniert als Ballade ebenso prächtig.
Auf eine ironische Brechung der Eighties und Nineties verzichtet das Duo. Tegan And Sara belegen viel lieber ihre Freude an Referenzen jener Zeit, die eine Menge Wissen und persönliche Liebhaberei verraten. Und belegen dadurch, dass besonders die Achtziger nun genügend Gründe aufweisen können, nicht nur als Dekade des Schreckens in die Musikhistorie einzugehen. So oder so gehören "Heartthrob"-Songs in den kleinen, feinen Club oder die geschmackvoll beschallte Privatparty.
5 Kommentare
arghs. das ist ja schlimmster eoc-pop. gruselig.
Ist es wirklich ein Kompliment zu sagen, dass man wie eine mit Würde gealterte Madonna klingt?
Ich finds toll, war aber auch erst etwas überrascht wie poppig die geworden ist, ich hatte die etwas folkiger und verquerer (gnihihi) in Erinnerung.
the con und so jealous sind echt gute alben mit teilweise wunderbaren songs, das letzte schon ziemlich langweilig. dieses hier hab ich nach dem ersten song und dem erklingen der hochproduzierten bassline ausgemacht. ganz schrecklich.
Boar, ist das übel.
Ich fand die vorherigen alben ganz gut, aber dieser plastikschrott ist mal sowas von nervig und banal....fliegt sofort wieder aus der Liste.
2 sterne dafür, dass es guter plastik pop ist....gibt noch schlechteres...gut wird es dadurch trotzdem nicht!