laut.de-Biographie
Them
Letztlich handelt es sich um die Band, mit der Van Morrison seine internationale Karriere startet. Doch Them nur auf Van the Man zu reduzieren, erschiene unfair. Immerhin landen sie mit "Baby Please Don't Go" und "Gloria" mindestens zwei Hits, die noch Jahrzehnte später zu den bekanntesten Rock-Nummern zählen.
1964 stellt der gerade 18 gewordene, musikbesessene Morrison eine Formation zusammen, die Freitags in Hotel Maritime in Belfast auftreten soll. Er verpflichtet drei Mitglieder einer lokalen Band: Ronnie Millings (Schlagzeug), Billy Harrison (Gitarre, Gesang) und Alan Henderson (Bass) sowie den Keyboarder Eric Wrixon. Letzterer schlug den Namen Them vor, den Titel eines Horrorfilms aus dem Jahr 1954, der in Deutschland "Formicula" hieß.
Innerhalb weniger Wochen entwickeln sich Them zum bekanntesten Act in Belfast. Die Shows sind rau. Mit ihrer Mischung aus Soul und Rhythm And Blues lassen sich Them vom Publikum treiben, improvisieren Stücke Morrisons oder spielen eigenwillige Coverversionen. Der spätere Hit "Gloria" kann sich da auch einmal 20 Minuten in die Länge ziehen.
Die Kunde macht die Runde. Drei Monate nach ihrem ersten Auftritt haben Them bereits einen Plattenvertrag mit Decca in der Tasche und reisen nach London, um ihre ersten Singles aufzunehmen.
Wie gut die Band ist, zeigt sich daran, dass in den allerersten Sessions bereits "Baby Please Don't Go" und "Gloria" im Kasten sind. Wie gewohnt unterstützen sie dabei Session-Musiker, unter ihnen Gitarrist Jimmy Page, der wenige Jahre später Led Zeppelin gründet. Ende 1964 erreichen Them mit "Gloria" die Top Ten der britischen Charts.
Management und Produzenten sehen in Morrison den Star der Band, die schon bei den ersten Aufnahmen mit ersten Wechseln konfrontiert wird. Das Personalkarussell dreht sich munter weiter, was den Erfolg zunächst nicht beeinträchtigt. Ihre Single "Here Comes The Night", unter den Fittichen von US-Songwriter und Produzent Bert Berns aufgenommen, erreicht im März 1965 Platz zwei der britischen Charts und klettert auch in den USA auf einen beachtlichen 24. Platz.
Als das wegweisende Debütalbum "The Angry Young Them" im Juni 1965 erscheint, hat Gitarrist Harrison bereits eine Konkurrenz-Band mit demselben Namen gegründet. Ein Gericht gibt jedoch Morrisons Fraktion recht. Im Januar 1966 bringen die "richtigen" Them mit "Another Them" Album Nummer zwei an den Start und spielen die erste größere Tour in den USA.
Vom 30. Mai bis zum 18. Juni 1966 treten Them in Los Angeles im Whisky A Go Go auf, einem berüchtigten Lokal am Sunset Strip, mit einer ganz besonderen Band als Opener: The Doors. Am letzten Abend stehen die zwei Morrisons gemeinsam auf der Bühne und geben "Gloria" zum Besten.
Es soll Thems letzter großer Auftritt sein. Nach einem Abstecher nach San Francisco entbrennt aus finanziellen Gründen ein Streit zwischen Band und Management. Them kehren nach Irland zurück, geben noch zwei Konzerte und lösen sich vorübergehend auf.
Als sie 1967 in den USA wieder zusammen kommen, ist Morrison nicht mehr mit an Bord. Er landet mit "Brown Eyed Girl" seinen größten Solohit, doch die Bedingungen, die er mit Produzent Bert Berns ausgehandelt hatte, entpuppen sich als so mies, dass er selbst von den Einnahmen nichts sieht. Als Berns an einem Herzinfarkt stirbt, macht seine Witwe Morrison und seine schroffe Art indirekt dafür verantwortlich und ihm fortan das Leben zur Hölle.
Morrison tingelt durch Kneipen in der Bostoner Gegend, um sich über Wasser zu halten. Dort entsteht das Material, das 1968 auf "Astral Weeks" landet, seinem bekanntesten Album.
Them versuchen sich mit immer wieder neuen Lineups an mehreren Alben und Touren, doch der Erfolg bleibt ihnen verwehrt. 1979 kommen die Gründungsmitglieder ohne Morrison noch einmal zusammen, doch ihre letzte Studiomühe "Shut Your Mouth" geht ebenso unter wie die vorangegangenen.
"Wenn ich an Them denke, denke ich an gute Aufnahmen. Tatsächlich war das beste daran, die Songs aufzunehmen: der beste und vergnüglichste Teil. Hier entstand eine Menge gutes Zeug", erklärt Morrison in "The Complete Them", eine gelungene Retrospektive auf drei CDs, die im Dezember 2015 erscheint.
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