laut.de-Biographie
Tommy Lee
Wie kann man Thomas Lee Bass heißen und dann Schlagzeug spielen? Tommy nimmt die Drumsticks 1981 für eine Band von komisch geschminkten Wahnsinnigen in die Hände und trifft damit eine Lebensentscheidung.
Den Entschluss, sich ganz der Musik zu verschreiben, fällt er aber schon vorher. Der in Griechenland geborene Sohn eines US-Soldaten verlässt die High School und beginnt seine musikalische Karriere bei einer Band namens Suite 19. Die Gruppe hat immerhin so viel Erfolg, dass Lee in die Sunset Strip-Clubszene gerät und dort Nikki Six, den zukünftigen Bassisten von Mötley Crüe begegnet.
1983 folgt bereits der Durchbruch. Der extravagante Stil und der sehr vorwärts gehende Sound kommen gut an. Es folgen zahllose Eskapaden. Die ganz großen Aufreger, wie besoffen den Beifahrer totfahren oder nach Überdosen reanimiert werden zu müssen, übernehmen zunächst andere Bandmitglieder. Berichten zufolge liegt das aber eher an der höheren körpereigenen Drogenresistenz des Drummers denn an mehr Vernunft.
Auf den Touren der Crüe kommt der bekannte Drumriser zum Einsatz, der Tommy Lee während seines Drumsolos einmal quer durch die Luft schwenkt ihn dabei sogar kopfüber spielen lässt. Ja, liebe U30er- das hat tatsächlich schon jemand 30 Jahre vor Joey Jordison gemacht. Es sind Stunts wie diese, die Lee eine recht einmalige und weit in den Mainstream ausstrahlende Position zwischen cooler Sau und abgezocktem Showman schaffen.
Ab 1990 folgt der Niedergang von Mötley Crüe, in dessen Sog auch Tommy Lee gezogen wird. Vince Neil wird erst gegangen, dann wiedergeholt, aber letztlich wischt Grunge Mötley Crüe weg wie einen Dreckfleck. Von der Cock Rock-Ikone folgt für Lee der Absturz in den Boulevard, den dominiert der Drummer aber immerhin weltweit.
Eine Zeit lang kommt kein "Leute Heute", kein "RTL Exklusiv" ohne Berichte über die Ehe mit der "Baywatch"-Schauspielerin und Sehnsuchtsobjekt einer Generation geiler Teenager namens Pamela Anderson aus. Ein Video, das die beiden beim Sex am Pool zeigt sorgt für Überlastung manch einer Internet-Leitung. Dagegen macht eine Kinderfeier in Lees Villa 2001 traurige Schlagzeilen: Der Sohn der deutschen Schauspielerin Ursula Karven ertrinkt im Pool. Ein Prozess wegen fahrlässiger Tötung gegen Lee endet mit einem Freispruch. Allerdings wandert Lee 1998 für vier Monate ins Gefängnis, nachdem er Anderson als Reaktion auf einen von ihr ausgehenden Kinnschlag schubste und gegen das Gesäß trat – angeblich, als sie den gemeinsamen Sohn hielt. Für Netflix Grund genug, im Dezember 2020 eine Doku über die Ehe des Paars anzukündigen. Zum Mitschreiben: Eine Netflix-Doku über den Drummer einer kaum mehr existenten Altherrenband und einer leidlich erfolgreichen Schauspielerin der 80er und 90er. Das zeigt eindrücklich, welchen Ikonenstatus Lee für mindestens eine ganze Generation hat.
Nach dem 97er-Album "Generation Swine" wirft Lee das Handtuch und verlässt Mötley Crüe. Während er die Metal-Rap-Band Methods Of Mayhem gründet und mit dem gleichnamigen Album 2000 einen großen kommerziellen und künstlerischen Erfolg landet, beschäftigt er sich schon bald wieder hauptsächlich mit dem anderen Geschlecht. Pamela Anderson schickt ihn folgerichtig in die Wüste. Ende 2003 beißt Pink an seiner Angel an, verabschiedet sich aber bald ebenfalls wieder.
Neben der Mötley-Reunion versucht Tommy Lee sich auch wieder als Solo-Künstler. Er nimmt Platten mit Mitgliedern von Incubus und den Deftones auf, außerdem bringt er zwei Solo-Alben "Never A Dull Moment" (2002) und "Tommyland - The Ride" (2005) heraus, die zumindest solide Rock-Standardware bieten.
Kommerziell erfolgreich und von manchem Experten zum Geheimtipp geadelt geriet das einzige und gleichnamige Album der Supergroup Rock Star Supernova als Bestandteil der zweiten Staffel einer Castingshow. 2008 folgt das sehr positiv aufgenommene Crüe-Comebackalbum "Saints of Los Angeles" und 2010 das vorerst letzte Album von Methods of Mayhem: "A Public Disservice Announcement". Lee nimmt sich eine erste längere Pause in seinem Veröffentlichungskatalog. Trotz diverser Eskapaden lässt Tommy sich nie so lange Zeit wie bis zum 2020er-Werk "Andro", einem bunten Potpourri an Stilen und Gastmusikern.
Das lag im Wesentlichen an den überaus ertragreichen Crüe-Touren und diversen Gastauftritten bei befreundeten Musikern. Auch im Film und Privatleben war einiges los: In der 2019 erschienenen Netflix-Doku über Mötley Crüe "The Dirt Soundtrack" verkörpert Machine Gun Kelly Tommy Lee, eine allgemein als passend empfundene Besetzung. Im selben Jahr heiratet er das Soziale-Medien-C-Sternchen Brittany Furlan, nachdem ein Liebes-Comeback mit Anderson scheitert.
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