laut.de-Kritik
Spontane Sessions, die ordentlich grooven und krachen
Review von Kai KoppFusion ist tot - es lebe Jazz-Rock!
Ende der 90er Fusion zu machen ist frech! War doch die Hoch-Zeit dieser Jazz-meets-Elektronik Musik eindeutig in den Achtzigern. John Mclaughlins und Herbie Hancocks waren die Meister der schrägen Instrumentalmelodien und der abgedrehten Soli. Keine Retro erfaßt uns dieses Mal. Nein. Seit 13 Jahren sind Scott Henderson (guit), Gary Willis (b) und Konsorten nun schon im Geschäft, und ihrem Genre treu.
Ihr Debut beim neuen Label ESC feiern die 4 technisch und improvisatorisch perfekten Musiker mit "Thick".
Und allen Naserümpfern zum Trotz kann man auch kurz vom Milleniumswechsel eine Fusion-Platte präsentieren, die originell und modern ist. Mit den 9 Titeln werden keine durchkonzeptionierten Kompositionen abgeliefert, sondern "spontane" Sessioneinspielungen, die ordentlich grooven und krachen. "Statt in unseren Privatstudios zuhause quasi im luftleeren Raum zu arbeiten, haben wir im Grunde alles während weniger Jams konzipiert", meint Baßmann und Co-Leader Gary Willis, der mit "Bent" dieser Tage auch ein Album unter eigenen Namen veröffentlicht.
"Thick" ist die konsequente Weiterführung der Idee Fusion. Experimentelle Nummern wie "Clinic Troll" oder das Titelstück "Thick" wären damals nicht möglich gewesen. Verzerrte-Gitarren-Solo-Hymnen wie "Sheik of Emino 1" oder "somewhat later" dagegen schon, und so kommt Thick letzten Endes sehr abwechslungsreich, witzig und originell rüber. Auch für Soundfetischisten sehr zu empfehlen, Keyboarder Scott Kinsey hat wirklich einen unüberschaubaren Fuhrpark an Klangerzeugern, denen er bezaubernde Klänge zu entlocken vermag.
3 Kommentare
ohne zu übertreiben möchte ich sagen, dass dies der virtuoseste stoff ist, den ich seit langem in die finger bekommen habe. diese wahnsinnigen bringen irrsinnige improvisationen zu stande, ohne auch nur einen moment fusion klischee.
der sound der gitarre ist satrianis kopf über jeff becks händen. ich spare mir weitere vergleiche für die anderen musiker, aber das konnte ich mir nicht verkneifen.
verbreitet dieses meisterwerk unter den menschen.
Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.
Wow, danke für das auskramen einer 15 Jahre alten Rezension. Zwischen der Lektüre deines Kommentars und der Eingabe "Tribal Tech Thick" bei Youtube sind höchstens 5 Sekunden vergangen und jetzt suche ich krampfhaft den Einkaufszettel für den nächsten Plattenladenbesuch...
Hab's leider nicht hinbekommen, meine Antwort etwas weniger sarkastisch klingen zu lassen. Fakt ist: Das ist ganz genau so passiert. Gelesen, gesucht und für hochgradig kaufenswert befunden.
Also danke für den Tipp. ^^