laut.de-Kritik

Nach 28 Jahren zurück mit David Lee Roth.

Review von

Wer mit Van Halen stets auch David Lee Roth verband, dürfte sich ob der Reunion mit dem Beau sicherlich wie ein Schnitzel gefreut haben. Für die Wiedervereinigung mit Roth musste Michael Anthony weichen, aber der vertreibt sich ja mit Sauerkraut-Samy und den Hühnerfüßen ganz gut die Zeit.

Dass man es mit einem waschechten Van Halen-Album zu tun, hört man spätestens nach drei Sekunden, wenn Alex mit seinem typischen Drumsound einsteigt. Die Produktion des ersten Studioalbums mit Roth nach 28 Jahren ist mit 'roh' noch leicht untertrieben.

Als ob das Quartett tunlichst alle Vorwürfe eines verwässerten Sounds von sich weisen wollte, kracht und knarzt es auf "A Different Kind Of Truth" richtig amtlich. Das geht zwar oft auf Kosten eines differenzierten Klangbildes - offenbar kann man anno 2012 nicht mehr beides bekommen.

Was das Zusammenspiel der Beteiligten anbelangt, könnte man fast vergessen, dass sich Eddie und David über die vergangenen Dekaden die Pest an den Hals wünschten. So klingt "ADKOT" wie der Missing Link zwischen "1984" und heute. Etwas mehr Raum hätte der Daddy seinem Sohnemann Wolfgang am Bass aber einräumen können. Eine größere Dynamik am Tieftöner hat selten geschadet.

Die Pop-Versatzstücke wanderten wieder in die Mottenkiste, ebenso Keyboards. Lee Roth versucht sich nicht nur in den höchsten Gesangslagen, sondern gibt öfter mal den tief brummelnden Märchenonkel.

Eine Sammlung von Hits klingt dennoch anders. Eddies Fundus an herausragenden Songideen scheint ein klein wenig aufgebraucht zu sein. Über die komplette Albumlänge machen sich Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Da kommt ein typischer Roth-Schunkeltrack wie die schöne Backbeat-Spielerei "Stay Frosty" gerade noch recht, bevor das Kinn auf der Tischkante aufschlägt.

Die Nummer ist Rock'n'Roll in Reinkultur: In diesem ausgelassen lärmenden Modus könnten die Jungs von mir aus 20 Stunden am Stück durchs Off rumpeln. Dagegen mutet die Single "Tattoo" äußerst bieder und vorhersehbar an. Ob Eddie da auf Uralt-Ideen aus den Siebzigern zurückgreift oder nicht, ist Nebensache.

Leider sind Highlights wie "Stay Frosty" spärlich gesät. Das bollernde Uptempo-Stück "China Town" hätte sich als Höhepunkt ganz gut gemacht, der Refrain gerät aber viel zu platt.

Allerdings hätte noch viel mehr in die Windel gehen können. Van Halen umschiffen die gefährlichen Klippen mittels eines soliden, aber bei weitem nicht herausragenden Albums weitgehend. Nun darf man sich ruhigen Gewissens hoffentlich auf Konzerte in hiesigen Breiten freuen.

Trackliste

  1. 1. Tattoo
  2. 2. She's The Woman
  3. 3. You And Your Blues
  4. 4. China Town
  5. 5. Blood And Fire
  6. 6. Bullethead
  7. 7. As Is
  8. 8. Honeybabysweetiedoll
  9. 9. The Trouble With Never
  10. 10. Outta Space
  11. 11. Stay Frosty
  12. 12. Big River
  13. 13. Beats Workin'

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9 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Gruselig. David Lee Roth erinnert mich mit seinen eingepflanzter Kopfbedeckung usw. an Steve Martin.

  • Vor 12 Jahren

    Die Platte fängt richtig gut an mit den ersten Songs, aber ab "Bullethead" ist erst mal die Luft raus. Danach, in der zweiten Hälfte, sind nur noch vereinzelt gute Lieder dabei, da kommt dann auf einen Treffer immer ein Stück aus der Kategorie "Füllmaterial". Ist also kein ganz großer Wurf, sondern eher solide Kost. Natürlich muß man es den alten Männern hoch anrechnen, überhaupt noch mal aus den Puschen gekommen zu sein. Dafür gibt's dann noch einen leichten Sympathiebonus - genauso wie für die Tatsache, daß sie auf Rick Rubin als Produzenten verzichtet haben (den die Einfallslosen immer für ihre Comeback-Alben heranziehen). Eine Bewertung im Rahmen von 3 (nüchtern betrachtet) oder 4 (mit Bonus) Sternen geht auf jeden Fall in Ordnung.

  • Vor 12 Jahren

    Absolut geile Scheibe.

    Van Halen rein und ohne Keyboards. Eddie klingt wie immer sauschnell und saugeil, Alex ist an den drums solide wie immer und hat immer noch seinen Spaß an ausgefallenen breaks und der Basser, Namen vergessen, der dritte Van Halen ist aufjedenfall ein guter basser - ich kenn den Knaben nicht, aber bei den Genen kann nur was gutes rauskommen.
    DLR singt wie früher und hat immer noch eine Ordentliche Portion Humor, auch wenn die Single eher schlechter als der Rest des Albums ist, sind die lyrics sehr witzig.
    It's only Rock N'Roll and I need it!

    Hoffentlich kommen die nach Europa!

    Grüße
    jackgin