laut.de-Kritik

Von A wie Assi-Ansage bis Z wie Zerstörer.

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Viagra Boys. Kann man halt auch nur bringen, wenn man so aussieht wie die Viagra Boys, Schwedens worst kept secret. Abgefuckt, aber geil, eben wie im Video zu ihrem Postpunk-Hit "Sports", wo der von den Fingerkuppen bis unter die Achseln volltätowierte Sänger Sebastian Murphy mit sportlich trainiertem Bauchansatz auf dem Tenniscourt eskaliert. Auch mal 'nen Ball an den Kopf kriegt und trotzdem weiter läuft. "Sports" thematisiert in Form gelangweilten Sprechgesangs Aktivitäten, die im Alltag eines jeden normal gepolten Twentysomethings von Bedeutung sind: "Baseball, basketball, Wiener dog, cigarettes, smoking dope, surfboard, ping pong (...) getting high in the morning / getting high with your friends / on the basketball court / sunglasses on when you sleep / buying things on the internet".

Dazu ein oberlässiger Basslauf, minimale Dreiakkordarbeit auf der Gitarre, es wundert nicht, dass die Viagras bereits mit den Stooges verglichen wurden, an deren desaströse Liveshows die Stockholmer angeblich auch verbissen anknüpfen. Ob der Opener "Down In The Basement" auf den "Fun House"-Opener "Down On The Street" anspielt, ist reine Spekulation, der hektische Saxofoneinsatz, der den wilden Rock'n'Roll-Auftakt flankiert, verweist aber herrlich auf den furiosen Punkrock-Klassiker von 1970. Stimmlich liegt Murphy mit seinem heiseren Kreischen und inbrünstigem Jaulen eher am frühen Nick Cave und dessen Birthday-Partys. Vom Stil her sowas wie die Idles in wahnsinnig. Wer sich mit Bierdose und Mittelfinger auf Pressefotos ablichten lässt, sollte am besten auch so klingen.

"Slow Learner" funkelt dank räudig-robotischem Synth-Einsatz wie ein Stück der goldenen Devo-Ära, "Just Like You" nimmt vollständig Abstand von Garage-Punk, während Murphy zu poppigen Elektro-Beats über die "fucked up society" lamentiert, die nur noch strebsame Idioten hervor bringt. Zu krasser Stilbruch? Gitarrenfreunde bekommen mit dem Sechs-Minuten-Monster "Shrimp Shack" danach fett eins übergebraten. Ein monotoner Ritt mit Handclaps und langgezogenem Percussion-Part, brennt und macht Laune. Ein Song wie eine Meditation auf einem Kinder-Indoorspielplatz.

Mit "Street Worms" kredenzen die Viagra Boys - von A wie Assi-Ansage bis Z wie Zerstörer - die Fuck-You-Platte für unsere unsicheren Zeiten, in der man etwa auch in ihrer Heimat Schweden mitansehen muss, wie die rechtsnational ausgerichteten Schwedendemokraten im Politbetrieb nach oben drängen. Dagegen hilft wohl nur eine gehörige Portion "Amphetanarchy". Punkrocker, schluckt diese Pille. Satisfaction guaranteed.

Trackliste

  1. 1. Down In The Basement
  2. 2. Slow Learner
  3. 3. Sports
  4. 4. Best In Show
  5. 5. Just Like You
  6. 6. Shrimp Shack
  7. 7. Frogstrap
  8. 8. Worms
  9. 9. Amphetanarchy

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