laut.de-Kritik
"Ich sauf keinen Schnaps, ich sauf einen Pistolenlauf!"
Review von Amelie KöpplLaszivität pur verspricht der Auftakt ihres Debütalbums. Wanda nehmen sich für ihren Erstling kein geringeres Thema vor als "Amore". Marco Michael Wanda (Gesang), Manuel Christoph Poppe (Gitarre), Christian Hummer (Klavier), Ray Weber (Bass) und Lukas Hasitschka (Drums) betreten im Grunde längst vergessenes Land. Zwischen Austro-, Italopop und Rock'n'Roll machen es sich die fünf bequem und thematisieren die tausend Gesichter der Liebe. Heißblütig besingen sie zu Beginn eine innerfamiliäre Beziehungskiste, als kämen sie höchstpersönlich aus "Bologna", dabei stammen sie aus dem tausendfach romantischeren Wien.
"Komm küss mich noch einmal", säuselt uns Sänger Marco im nächsten Track "Jelinek" ins Ohr. Dabei überschlägt er sich vor lauter Schmäh. Dass es auch mal anders laufen kann als bei einem einfachen Stell-Dich-Ein wusste schon Shakespeare, der eine Dreiecksgeschichte nach der anderen als dramatischen Selbstläufer präsentierte. "Luzia" nämlich, die Hauptperson des gleichnamigen Songs, scheint hin- und hergerissen: "[...] tu mir weh, Luzia, oder irgendwer anders tuts statt dir."
Fetzig trabt der Rhythmus über den zusätzlich beteiligten und immer wieder als Verlierer dargestellten Thomas hinweg. "Wannst bsoffen wirst, redst immer nur von ihr", heißt es in "Auseinandergehen Ist Schwer". Das klassische Ersäufen von Liebeskummer ist hier nicht mehr als die logische Konsequenz einer Enttäuschung.
Eindeutig mehr Falco und weniger Liebesgesäusel steckt in "Kairo Downtown". Ein bisschen Uptempo, ein bisschen Synthiegedudel - fertig ist der äußert tanzbare Zwischenteil, der zwischen großer Liebe und großer Entäuschung schwebt.
"Leidenschaft heißt Leiden und es lässt sich nicht vermeiden, dass die Wunde klafft." "Stehengelassene Weinflaschen" trägt einen ganzen Haufen Katerstimmung mit sich. Dass die Realität für Wanda greifbarer ist als gedacht, wird in "Schick Mir Die Post" klar.
Alles ist egal, das Leben ist eh bald vorbei. Die "Himmelfahrt" ist das nächstgreifbarste Ziel eines gebrochenen Herzens. Ähnlich geht es in "Bleib Wo Du Warst" zu: "Ich sauf keinen Schnaps, ich sauf einen Pistolenlauf." Ganz ruhig gestaltet sich hingegen "Wenn Ich Zwanzig Bin" ("Ich fall in ein tiefes Loch [...] Baby hilf mir raus"), das in immer weiter entfernte Reflektion übergeht ("Dass Es Uns Überhaupt Gegeben Hat").
Zwischen Leidenschaft und Verzweiflung, mitten im Herzen Wiens und doch überall - Wanda besingt die Jugend, die große Liebe, überwältigende Gefühle und lässt uns am Ende doch im Unklaren. Austropop vom Feinsten im finalen "Easy Baby" führt uns schließlich in eine unendliche Geschichte: "Du und ich für immer!"
Im Grunde ist bei "Amore" alles nur Schmalz und Tragödie. Aber genau das ist das Schöne. Überkandidelte Hymnen über die Liebe erheben sich über adoleszente Dramatik. Mal schnell, mal langsam, mal turbulent. Wandas überzeugendes Debüt gleicht einer Mozartkugel: zuckersüß und doch komplex.
17 Kommentare mit 2 Antworten
Noch viel besser als auf dem Album sind Wanda live - man kann nicht genug von ihnen bekommen! Wie gut, dass sie bald in Deutschland touren!!
Ja, ein solides Album - und sehr sehr nah am Titelthema
Amore! Ich hab mich in dieses Album verliebt.
Klasse Album, einfach fantastisch. Leider soundtechnisch grauenhaft produziert.
Absolut unmöglich. Was für ein Dreck.
Meilenstein! Produktion muss genau so sein mMn. Dieses teilweise matschige und zerrige im Sound passt zu den Songs wie die Faust! Es ist echt. Nur leider is die Platte mittlerweile bei mir so überhört wie die Nevermind. Ob Wanda sich 22´endlich neu erfinden können?