laut.de-Biographie
XOV
Flucht aus Iran, Straßenkämpfe mit Neonazis, von Lorde entdeckt und zum Newcomer 2014 aufsteigen: Turbulenter als die Biografie von XOV erscheint wohl nicht einmal eine Achterbahnfahrt. Doch Damian Ardestani hat all das wirklich erlebt, bevor aus ihm der schwedische Newcomer XOV wird.
Mit neun Jahren schon verarbeitet der kleine Damian die Flucht aus Iran nach Tensta, einer Vorstadt von Stockholm, in eigenen Gedichten, die sogar veröffentlicht werden. Sein drogenabhängiger Vater erliegt seiner Sucht wenig später. Zudem muss der Junge sich immer wieder gegenüber Neonazi-Gangs behaupten.
Eines Tages schlägt ihm ein Mitglied dieser Gruppierung alle Zähne aus. Daraufhin liegt Damian wochenlang im Krankenhaus und wird anschließend zu seinem Onkel in die USA geschickt. Über Jahre hinweg bestimmen unzählige Zahnarzt-Termine und OPs sein Leben, bis er wieder ein normales Gebiss tragen kann. Eine glückliche Kindheit sieht anders aus.
Mit 16 kehrt er zurück nach Schweden, wo er einen Job als Telefonverkäufer bekommt. Dank seines unschlagbaren Verkaufstalents wird XOV schon bald befördert und ist schließlich sogar CEO der Firma. Der tiefe Fall kommt jedoch schnell: Er verliert all sein Geld, indem er in ein Musiklabel investiert, das pleite geht.
So auch XOV, der zeitweise sogar in einem Keller mit Ratten leben muss. "Ich hatte 50 Kilo zugelegt und eine Zahnprothese, zu dieser Zeit. Immer, wenn ich aufwachte, fand ich mich fett, ohne Zähne und halb blind, da ohne Kontaktlinsen, vor", beschreibt er dem Radar Magazin diesen Lebensabschnitt.
Irgendwann entdeckt XOV den Rap für sich und verpackt seine Prosa in Reime. Diese verfeinert er über die Jahre hinweg und erkennt, dass seine Singstimme auch nicht die schlechteste ist. In der Zeit seiner schlimmsten Niederlage schreibt er den hochgelobten Song "Lucifer".
XOVs Songs erinnern stark an den 80er-Jahre Synthie-Pop, beinhalten etwas 90er-R'n'B und bringen den Soul in seiner Stimme ebenfalls zum Ausdruck. "Lucifer" gelangt über Soundcloud auch zu Lordes Ohren, was die Sängerin sofort dazu verleitet, XOV via Twitter zu kontaktieren. Der Junge muss mit auf den Soundtrack, den die Engländerin gerade kuratiert: "Die Tribute von Panem – Mockingjay Part 1".
"The Dark Horse of Swedish Pop" wird XOV mittlerweile genannt: kein Wunder, bei dieser Lebensgeschichte. Die verarbeitet der Sänger, der Kanye West und Phil Collins zu seinen größten Einflüssen zählt, als eine Art Therapie in seinen Texten.
"Alles in meiner Musik ist autobiographisch. Ich bewundere Leute, die einen guten Song schreiben können, der nichts mit ihrem Leben zu tun hat", sagt XOV in einem Interview mit dem i-D Magazin.
Den dunklen Geist trug er schon als Kind in sich. "Würde ich keine Musik machen, würde mich diese Dunkelheit auffressen. Sobald ich einen Song schreibe, fließt alles aus mir heraus und macht mich zu einem glücklicheren Menschen." Wie gut, dass sich Job und Therapie so verbinden lassen und auch noch für Erfolg sorgen.
Wirft man einen Blick auf seine Pressefotos, Artwork und Facebook-Seite, erkennt man: XOVs Welt ist komplett in Schwarz-Weiß gehalten. Die Düsterheit kommt nicht nur in der Musik zum Ausdruck.
2014, das Jahr seiner Entdeckung durch Lorde, ist gleichzeitig auch das Jahr, in dem er gemeinsam mit Produzent Jonas "Kono" Saeed das Label Everly gründet. Der Schwede Kono lebt in L.A. und ist für Hits von Jennifer Lopez, Nicole Scherzinger oder Robin Thicke zuständig. Auf Everly erscheint schließlich 2015 auch die EP "Lucifer" sowie das Debüt "Wild".
"Diese Platte ist der lebendige Beweis dafür, wie man aus etwas sehr Düsterem und Negativem etwas sehr Positives machen und seine wildesten, gewagtesten Träume wahr machen kann", erklärt XOV. "Jeder sollte seine eigene Scheiße in Gold verwandeln."
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