laut.de-Kritik

Wer das nicht geil findet, wird kein Prog-Fan mehr.

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Noch ist nicht ganz Weihnachten. Yes Fans dürfte es dennoch schon recht warm ums Artrock-Herz werden. Die tollen "Keys To Ascension"-Aufnahmen von 1996 sind überarbeitet und endlich wieder erhältlich. Und zwar erstmals auf einem einzigen Box-Set mit drei Live-CDs, einer Studioplatte plus beigefügter Konzert-DVD. Viel Masse also; aber bei insgesamt zehn Livealben im Yes-Back-Katalog auch die erhoffte Klasse?

Definitiv! Das Keys-Material nimmt eine Sonderstellung in der reichhaltigen Yes-Diskografie ein. Nach der kommerziell zumindest anfangs sehr einträglichen "Owner Of A Lonely Heart"-Phase mit Trevor Rabin am Rock-Ruder (1983-1994) ändert Sänger Jon Anderson den Kurs erneut. Erstmals seit 1978 ("Tomato") findet die Band mit den gefühlt 1000 Streitigkeiten und Besetzungswechseln sich wieder im klassischen Line Up Jon Anderson, Chris Squire, Steve Howe, Rick Wakeman and Alan White zusammen.

Das bedeutet: Die Zeichen stehen auf Prog; nicht auf AOR. Genau so gestaltet sich auch die spannende Setlist der in hervorragender Klangqualität dargebotenen Gigs. Gleich zu Beginn hauen die Fantastischen Fünf dem Publikum ihre Strawinsky Hommage "Siberian Khatru" vom grandiosen '72er Album "Close To The Edge" um die Ohren. Bei Simon And Garfunkels "America" übertreiben sie es zwar ein wenig mit der totalen Dekonstruktion des Liedes. Dies bleibt jedoch die einzige Schwachstelle im gut geölten Yes-Motor.

Das vom sträflich unterschätzten "Tomato" stammende "Onward" entwickelt hier vor allem Dank des von Howe veränderten Gitarren-Arrangements eine bislang ungeahnte Strahlkraft, ohne den nächtlich dämmernden Charakter des Liedes zu verraten. Natürlich fehlen weder die Übersongs "Roundabout" noch "Starship Trooper". Unfassbar, welch blindes Verständnis Wakeman und Howe bei dem Karussell-Song an den Tag legen, obwohl sie sich privat oft wie die Kesselflicker zanken.

Wer an dieser Stelle bereits feuchte Augen bekommt, darf sich sogar noch auf eine Steigerung freuen. Der eigentliche Clou der Schlüssel-Box sind die spontan komponierten Studiosongs. Zusammengenommen ergeben die Stücke eine wundervoll vielseitige Yes-Scheibe, die leider bislang eher wenig Beachtung erfuhr. Das übersehene Meisterwerk! "Be The One" und "Children Of Light" verbinden souverän die eingängige "Big Generator"-Rock-Energie mit typisch verschachtelten Art-Verzierungen. Don't stand still! singt Anderson und darf sich die Assage gern stolz an die Brust heften.

Das charakteristische Howe-Intro von "Mind Drive" sei jedem wärmstens empfohlen; ebenso der fast schon Oldfieldsche Meditationsausflug "Lifeline" als Verschnaufpause. Die mit dreieinhalb Minuten für Yes-Verhältnisse geradezu verschwindend kurze "Sign Language" rundet als kleine Klassik vs. Rock Suite das gelungene Sammelsurium vollends ab.

Nie wieder waren sie so gut, wie bei diesen Sessions vor anderthalb Jahrzehnten. Jeder bringt seine kompositorischen und spielerischen Stärken sensibel und songdienlich ein. Die oft so kontraproduktiv überlebensgroß aufgepumpten Künstler-Egos der Herren bleiben vor der Tür. Die hier von Keyboards und Gitarren transportierte Wärme in der Klangfarbe ist ein seltener aber um so funkelnder Diamant im meist eher kühl technisierten Prog-Kosmos. Wer das nicht geil findet, wird in seinem Leben kein Art/Prog-Fan.

Trackliste

CD 1

  1. 1. Siberian Khatru
  2. 2. The Revealing Science Of God
  3. 3. America
  4. 4. Onward
  5. 5. Awaken

CD 2

  1. 1. Roundabout
  2. 2. Starship Trooper
  3. 3. Be The One
  4. 4. That, That Is Reinhören

CD 3

  1. 1. I've Seen All Good People
  2. 2. Going For The One
  3. 3. Time And A Word
  4. 4. Close To The Edge
  5. 5. Turn Of The Century
  6. 6. And You And I

CD 4

  1. 1. Mind Drive
  2. 2. Foot Prints
  3. 3. Bring To The Power
  4. 4. Children Of Light
  5. 5. Sign Language

DVD

  1. 1. Siberian Khatru
  2. 2. Close To The Edge
  3. 3. I've Seen All Good People
  4. 4. Time And A Word
  5. 5. And You And I
  6. 6. The Revealing Science Of God
  7. 7. Going For The One
  8. 8. Turn Of The Century
  9. 9. America
  10. 10. Onward
  11. 11. Awaken
  12. 12. Roundabout
  13. 13. Starship Trooper

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LAUT.DE-PORTRÄT Yes

Yes spielen Artrock. Die Band entsteht 1968 in London, als der Sänger/Gitarrist Jon Anderson (geb. 25. Oktober 1944) und der Bassist Chris Squire (geb.

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