laut.de-Kritik
Männerversteher-Songs mit Unverbindlichkeits-Gen.
Review von Eberhard Dobler"Blau - das ist die Weite des strahlenden Sommerhimmels, die unergründliche Tiefe des Meeres. Blau ist die Erde, wie sie die Astronauten durch das Fenster ihres Raumschiffes erblicken. Sich den Himmel anziehen, ins Meer der Gefühle tauchen, ganz da sein. Ganz und gar im Leben!"
Krampfhaft versucht der Promozettel, der Catterfeld-Platte einen tieferen Sinn zu geben. Wieso versucht man eigentlich, sie größer zu machen als sie ist? Das fängt beim Titel an: "Blau Im Blau". Yeah, sounds deeper than deep. Scheiße, was soll das gesamte pseudo-intellektuelle Geschwafel, vermutlich erdacht von gestressten Möchtegern-Literaten? Also zu den Fakten.
Erstens: Die Catterfeld hätte diese Platte - wie all ihre anderen - alleine nicht gebacken gekriegt. Achille Fonkam komponierte und produzierte viele der Stücke, Beatrice Reszat lieferte die Texte dazu, Yvonnes Lebensgefährte Oliver Wnuk steuerte ebenfalls Lyrics bei, und auch Sven Bürger und Xavier Naidoo (unverkennbar sein Rhythmusverständnis in "Immer Noch") schrieben an Songs fürs fünfte Studioalbum.
Zweitens: Nach den wirren Vorgänger-CDs klingt "Blau Im Blau" tatsächlich recht frisch und aus einem Guss. Dieser perfekt produzierte, akustisch orientierte Adult Pop samt Streicher, Akustikbass, Akkordeon, Tastenmann, Bläser und dergleichen, der Ausflüge ins Chanson ("Fragen") aber auch in Sades Gefilde ("Stille Wasser") wagt, steht der Catterfeld tatsächlich nicht schlecht. Ihr nimmt man das, was beispielsweise auch die Schöneberger versucht, schon eher ab.
Adult Pop deshalb, weil - drittens - Yvonne bekanntermaßen eine hervorragend ausgebildete Sängerin ist. Und außerdem: "Ich sehe Dir heimlich hinterher / ungekämmt und ungezähmt / und dann stell ich mir vor wie es wär / herrlich unverschämt" ("Du Sagst Es Nicht") - mit solcher Wortwahl avisiert sie eine Zielgruppe jenseits der 30 - Stichwort "Unverbindlichkeits-Gen". Zum Trost folgt natürlich noch ein "Männerversteher-Song" ("Traummann").
Zurückgelehnt im Rhythmus und unaufdringlich sanft klingt "Blau Im Blau" in großen Teilen. Könnte sein, dass die Catterfeld - viertens - nun das passende musikalische Kleid übergestreift hat.
3 Kommentare
ach zu der wollte ich auch noch was schreiben. komm nur grad nciht dazu. erinnert mich mal daran, ja?!!
hat schon einer das album?
Eine Stimme reicht nicht immer. Die Songs spielen die Musik und die Texte haben dann doch den Schlager gefressen. Trotz allem aber der richtige Weg. http://www.jahrgangsgeraeusche.de/2010/04/…