laut.de-Biographie
Zara Larsson
ABBA, The Hives, Europe, Roxette oder erst jüngst der DJ Avicii - nicht nur Holz können die Schweden, sondern auch massentaugliche Hits produzieren. Lykke Li hat mit "I Follow Rivers" den Durchbruch geschafft und nun steht eine weitere Dame im Rampenlicht, nicht zuletzt durch den Auftritt bei der EM 2016. Die Rede ist von Zara Maria Larsson.
Die blonde Schönheit erblickte 1997 das Licht der Welt im nordwestlich von Stockholm gelegenen Solna und ist die Tochter einer Krankenschwester und eines Soldaten. Da ihr schon als Kind das Singen sehr viel Spaß macht, meldet sie ihre Mutter 2008 bei 'Talang' an, der schwedischen Ausgabe des Supertalents. Mit elf Jahren gewinnt Zara den Wettbewerb, weil sie mit Coverversionen einiger Songs von Whitney Houston und Céline Dion überzeugt. Neben einer stattlichen Gewinnsumme veröffentlicht man ihre Interpretation zu "My Heart Will Go On" als erste Single, das Video erreicht an die 15 Millionen Klicks auf YouTube. Somit ist die kleine Schwedin schon früh dem Rummel um ihre Person ausgesetzt und verschwindet daraufhin erstmal von der Bildfläche.
Erst 2013 erscheint ihre EP "Introducing", und die Single "Uncover" steigt direkt auf Platz 1 der Charts in Schweden und Norwegen. Die lange Pause tut ihrem Erfolg also keinen Abbruch. Bei der Rockbjörnen-Verleihung erhält sie die Preise für "Durchbruch des Jahres" sowie "Live-Künstlerin" des Jahres" und bricht damit gleich einen Rekord, weil sie mit 15 Jahren die jüngste Schwedin ist, die in diesen Kategorien ausgezeichnet wurde.
Die zweite EP "Allow Me To Reintroduce Myself" schafft es bis in die Top 5 der Sverigetopplistan, Zaras Debütalbum "1" erreicht in Schweden Platinstatus und hält sich 49 Wochen in den Charts. Die Singleauskopplungen "Rooftop", "Carry You Home" und "Weak Heart" erreichen ebenfalls alle Platin- oder Goldstatus.
Auf der "Uncover EP" (2015) findet man neben schon veröffentlichten Singles auch drei neue Songs. Die Release-Strategie der skandinavischen Dame bleibt weiterhin ein Rätsel, wirken die vielen EPs doch etwas planlos.
In Deutschland werden Radiohörer erstmals 2015 auf Zara aufmerksam. Jeder, der "Lush Life" zum ersten Mal hört, denkt sich: "Moment mal, ist das nicht Rihanna? Hat die schon wieder einen neuen Song?" Die stimmliche Ähnlichkeit ist einfach zu frappierend. Sei's drum, der Song mausert sich zum Sommerhit mit seinem catchy Refrain und der eingängigen Grundmelodie.
Anfang 2016 steht die nächste Hitsingle an: zusammen mit dem britischen Rapper Tinie Tempah erscheint die Single "Girls Like". Jedoch fehlt Zara noch ein richtiges großes Feature, und das bekommt sie Mitte desselben Jahres anlässlich der EM, bei der sie mit David Guetta den EM-Song "This One's For You" singt. Mit stampfendem Bumsbeat und zirpenden Synthies übt sich Larsson in stadiontauglichen Pathos-Hooks. Der Song okkupiert Platz 1 der Singlecharts in Deutschland.
So richtig Rihanna-like wirds mit der Hip Hop-Nummer samt Saxophon-Stakkato "Ain't My Fault", die unverblümt von Drakes Loverin stammen könnte. Auf ein neues Album wartet man hierzulande aber immer noch.
Vielleicht liegt es auch daran, dass Zara Maria Larsson noch nicht genau weiß, wie ihr Sound klingen soll. "Lush Life" ist gut gelaunter Synthie-Pop, "Ain't My Fault" atmet schwer die amerikanischen Hip Hop-Hinterhöfe. Doch eigentlich ist Zara Larsson ein typisches Pop-Mädchen, und ihre markante Stimme sollte reichen, um sich von anderen abzugrenzen.
Von Männern grenzt sie sich grundsätzlich ab: "Ich schätze, manche Leute halten mich für eine Männerhasserin. Die ich bin und glücklich dabei (lacht) ... wisst ihr, es verletzt Männer nicht, wenn ich sie hasse. Aber es verletzt Frauen, Frauen zu hassen, das kann man sehen, wenn man Studien heranzieht, wenn es um Vergewaltigung geht und um Gewalt gegen Frauen und all das. Mich kümmert das alles ja nicht, aber ich engagiere mich, dass ich helfe, dass Menschen das besser verstehen." Das konfuse Statement bringt der Sängerin eine Kontroverse ein.
In manchen Internet-Foren stößt die Scheinheiligkeit der Aussage auf, der zufolge Feminismus im pauschalen Aburteilen von Männern bestünde. Anderen gefällt's: Der Streaming-Dienst Deezer lässt Zara eine Playlist zum Internationalen Frauentag 2017 erstellen, und das schwedische Nobelpreiskomitee lässt sie bei der Verleihung des Friedensnobelpreises im Dezember 2017 auftreten.
Sie singt "Lush Life", "Symphony" (Clean Bandit-Nummer, auf der sie mal Gast war) und - im Duett mit John Legend - "God Only Knows". Der Song stammt von den Beach Boys und erlebt hier eine Reinkarnation mit Orchester; an die Referenzversion von P.P. Arnold aus dem Jahre '68 reichen Zara & John nicht so recht ran, und so erscheint das Duett nie als Download.
Was Frieden und Menschenrechte angeht, lassen sowohl Zaras eigener Geschäftssinn als auch ihr öffentliches Sozialverhalten Zweifel aufkommen. Erst gestaltet sie eine Kollektion für ein schwedisches Textilunternehmen, das zu dieser Zeit Mühe hat, Vorwürfe der Ausbeutung südostasiatischer Arbeitskräfte zu entkräften. Dann beleidigt sie ihre Charts-Konkurrentin Demi Lovato, diese unterstütze den Nahostkonflikt. Sie wirft ihr via Twitter vor, wenn Lovato sich neutral zu Israel und Palästina äußere, unterstütze sie automatisch "die Unterdrückerseite".
Später versucht sie den Tweet zu entschärfen, indem sie ihn noch brutaler formuliert und Lovato durch die Blume vorwirft, sie sei einer dieser vieler Menschen, die sich nicht politisch engagierten. Anderer Kontinent, nächste diplomatische Verwicklung: Von März 2019 bis August 2020 arbeitet Larsson mit dem chinesischen Elektronikkonzern Huawei zusammen.
Da ihr dies Kritik einträgt, äußert sie öffentlich, die Zusammenarbeit (immerhin nach anderthalb Jahren) zu beenden und gibt zu Protokoll, China sei "kein nettes Land". Huawei selbst fällt ihr in den Rücken und korrigiert, die Zusammenarbeit sei sowieso schon lange vorbei gewesen. Die chinesische Regierung blockiert daraufhin alle Songs von Zara auf dem chinesischen Ableger von iTunes.
Die Künstlerin meint, ihre Eltern hätten sie so erzogen, dass man sich einmische. Da wäre dann noch was: Ende 2018 ploppte Zara in einer Kondom-Werbung auf. Für die gute Sache. 24 Millionen Europäer*innen haben am Tag Sex, sagt der Videoclip. Mit Sternchen - die Zahlen seien "not accurate". Wenn jeder sich für eine bestimmte Kondommarke entscheide und genau dieser Hersteller je eine 5 Cent für AIDS-Hilfe in Afrika bereit stelle, dann könnten Leben gerettet werden. Zara als Promi-Testimonial.
Obwohl Zara 2018/19 noch acht Mal für insgesamt Hunderttausende deutsche Ed Sheeran-Fans in dessen Vorprogramm auftritt und sie zu den meistgespielten Acts in vielen deutschen Radioprogrammen gehört, gelingt ihr kein weiterer Charts-Erfolg bei uns; außer mit Rapper Tyga und DJ Kigo in Kollabo.
Das dritte Album der Schwedin chartet zwar in ihrer Heimat und in England sehr hoch, in vielen anderen Ländern landet es im Mittelfeld. Deutschland lässt das Album "Poster Girl" aber links liegen. Es kommt nicht mal in die Top 100. Obwohl es zum Internationalen Frauentag 2021 erscheint, für Zara der einzig wahre Termin. Und dabei nennt die Plattenfirma es "zweifellos ihr Entree in der ersten Popliga" und zieht Referenzen zur "Dancefloor-Melodramatik der Lokalmatadoren ABBA".
Anfang 2023 erscheint ihre Single "Can't Tame Her", in der sich Zara mit dem Leistungsdruck des Erfolgs auseinandersetzt. Bei einem Auftritt in der schwedischen Award-Show "P3 Guld" sorgt Zara für Furore, als sie in einem schwarzen Kleid mit dem Artwork der rechtsextremen Band Burzum auftritt. Zara entschuldigt sich für die Outfit-Wahl und beteuert, von den Zusammenhängen nichts gewusst zu haben.
6 Kommentare, davon 3 auf Unterseiten
in den 2010er Jahren war sie am besten
insbesondere all the time ist absolut geil
"Die blonde Schönheit erblickte 1997 das Licht der Welt im nordwestlich von Stockholm gelegenen Solna und ist die Tochter einer Krankenschwester und eines Soldaten."
Gibt's da mittlerweile eigentlich einen Axel Springer-eigenen Textbaukasten, aus dem man solche biografischen Versatzstücke mit völlig unnötig-belanglosen, sexistischen Beschreibungen heraus anreichern kann?
Falls ja: füttert den doch noch bitte mit den Adjektiven "feurig", "temperamentvoll" und "südländisch", wenn es z.B. um Frauen geht, die nicht aus der nördlichen Hemisphäre stammen. Danke.