laut.de-Kritik
Der Münchner hat sein Punchline-Repertoire gehörig aufgestockt.
Review von Thomas Haas"Geht's um krasse Reimketten, bring ich Dividende - wie Aktienfonds". Wer solche Lines auf seiner Pre-Album-EP verbrät, hat entweder a) irgendetwas gehörig falsch verstanden oder heißt b) Ali As. Denn nach mehr als sechs Jahren ohne offizielles Release scheint der Münchner sein Punchline-Repertoire ganz offensichtlich gehörig aufgestockt zu haben. Das Beste daran ist, dass er seinem auf wortakrobatischer Augenhöhe agierenden Kollegen eines voraus hat: anstatt sich nur auf plumpe Selbstzurschaustellung zu fokussieren, hat Ali Themen.
"Alle Erinnerungen gelöscht, hab mich regeneriert/ Was ich sag auf den Songs, wiegt ein paar tausend Tonnen/ Wart auf den Gong, bis Amnesia wirkt/ Bis jede Zeile die Seele reinigt wie Putzkräfte in Kinos". Mit sich selbst im Reinen und nur so vor Kraft strotzend – genau so klingt "Amnesia", Alis erst zweites Studioalbum. Dass diesmal der große Wurf gelingen könnte, deutete sich bereits Anfang November an, als der Welthit "Hoodie x Chucks" online ging und mal eben im Vorbeigehen die halbe Szene wegbetonierte. Fortan war klar, dass sein "Album hitlastig ist – wie Eva Braun. Haha."
Freilich hat die Platte aber weit mehr zu bieten, als nur reine Punchline-Massaker. Denn wenn der Begriff "kompletter Emcee" einem Rapper wie auf den Maß geschneidert zu sein scheint, dann wohl auf Ali As. Was sich da zwischen bittersüßem Humor und schierem Ernst abspielt, definiert den Begriff eines breit gefächerten Albums neu. Zusammengehalten wird das Gebilde von Reimen und Wortspielen, die nicht mal in schwermütigen Momenten fehl am Platze wirken.
Ob er sich nun in "Geigenkästen" authentisch über die hiesige Szene auslässt, in "Coconut Grove" verträumt und dennoch treffend Sehnsüchte heraufbeschwört oder sich im Polit-Wortwechsel "Deutscher/Ausländer" mit Pretty Mo einer derzeit ohnehin omnipräsenten Thematik widmet: "Amnesia" versprüht über die gesamte Spieldauer einen angenehm drückenden Vibe. Anteil daran haben auch die teils schweren Produktionen, die einen amerikanischen Sound zwischen Rick Ross und A$AP Rocky adaptieren.
Ali As ist ein verdammt stilsicherer Rapper. Einzig seine, sagen wir es so, passablen Gesangskünste wirken an der einen oder anderen Stelle einen Tick zu kitschig. Im nächsten Moment dafür fangen sie die Stimmung wieder grandios ein ("Wenn Heino Stirbt", "Gästeliste + 0"). Ähnlich paradox verhält es sich mit den Featuregästen. Während MoTrip durch seine gefühlt immergleichen Parts irgendwie seinen Charme verloren hat, tragen Megaloh und besonders Muso um so dicker auf.
Und spätestens, wenn Ali im herrlichen Final-Track seine "Sonnenmaschine mit tausend Gigawatt" baut und dadurch seinen Rückweg aus einer schweren Zeit auf unpeinlich pathetische Art und Weise rekapituliert, dürfte endgültig bewiesen sein, dass der Mann nicht nur zu Battle-Tracks, sondern auch zu richtigen Songs imstande ist. "Die ganzen Niederlagen tun gar nicht weh/ Ich mach ein Lied aus dem Leid, indem ich die Buchstaben dreh". So einfach kann's gehen.
17 Kommentare mit 35 Antworten
jetzt bekommt selbst der whacke ali as hier schon vier punkte
*wack. Man kann ihn ja nicht mögen, aber ihn als wack zu bezeichnen, ist einfach Unsinn.
Er hat es einfach krass drauf, leider taugt mir sein Output, entgegen meiner Erwartungen, nicht. Als Feature kommt er aber immer gut.
Bist ein Spast.
Bisher fand ich alles langweilig, was ich so von ihm gehört hatte. Aber die Rezension liest sich stellenweise ganz nett, warte daher auf die Meinungen der Kernuser hier.
Die Features und Songtitel schrecken aufjedenfall ab.
Kernuser? Das sind Kernassis!!!
Schweig Kuffar!
kernassi gefällt mir der ausdruck. natürlich trifft er auch auf einen großteil der lautuser zu!
"Kernassi" kenn ich aus'm Großraum F/OF, seit ich selber sprechen kann... Kenne den Output von Hafti z.B. gar nicht, wundert mich aber, dass der Begriff in dem Umfeld scheinbar auch noch nicht gefallen ist (sonst würden HH-Hörer damit ja was anfangen können).
Der erlebte im Zuge der Nullerjahre auch mal so ne kurze Youtube-Renaissance in Verbindung mit dem Typen hier:
https://www.youtube.com/watch?v=f4ffzhNOh1s
nach wie vor einer der von mir meist zitierten Menschen dieser Erde
Kenne das auch nur daher. Einer der ersten deutschen Internethelden.
Eisenfaust Uwe fand ich ebenfalls richtig gut, leider wurde fast alles von dem gelöscht, da er in einer der Suppernannyfolgen vorkam, gegen die gerichtlich vorgegangen wurde.
Ja, "Kernassi" hat was. Probs dafür!
Yeah, jetzt muss ich mich aber zurücknehmen, sonst steig ich bei all den lauti_-Probs noch ungewollt vom Genfrefremden zum Head bei HH@laut.de auf
Es heist ASI!! Nicht Assi(=Assistent)!
Prototyp Kernasi ist natürlich Kalle Grabowski! Denke mal, das war die Inspiriation für Trevor bei GTA5
Eigentlich solltest du da Recht haben, Django - leider wurde diese Form auch schon laengst so im Duden aufgenommen, verstehe das mal einer.
Konrad Duden hing halt nicht im Internet rum.
Nee, ich plädiere auch dringend für Assi.
Geht ja um eine Kurzform aus dem Gebrauch und das wird nunmal mit kurzem A gesprochen (analog zum Ossi, den ja auch niemand als Osi tippen würde ). Zumal ich vom Assi als Assistent auch schon seit Ewigkeiten nichts mehr gehört habe.
Toni und Gabriel damals als Breakdance-Duo natürlich unschlagbar, weswegen Frauen auch immer n Thema gewesen waren.
Das mag zwar sein, aber das "s" dahinter ist ja ein weiches, deswegen macht auch der Vergleich mit Ossi und Wessi keinen Sinn. Das ist ja auch beim sprechen ein hartes "s".
Hat mich auch überrascht, dass im Duden "Assi" sowohl als Asozialer als auch als Assistent drinsteht. Die können doch ein Wort nicht gleichschreiben, dass unterschiedlich ausgesprochen wird.. Wo kommen wir denn dahin *cry*
Wie gesagt, die Leute die heute für den Duden arbeiten haben Internetzugang. Die sehen wie auf die Rechtschreibung geschissen wird und übernehmen es dann. Ich warte nur auf den Tag, an dem es offiziell keinen Unterschied mehr zwischen das und dass gibt, weils der Großteil der Bevölkerung inklusive Journalisten nicht gebacken kriegt.
Also......
Tatsächlich sprechen aber eben viele Leute Asi als "Assi" mit hartem stimmlosen s aus (zumindest meine Erfahrung, ich komme aber aus Süddeutschland wo ja das stimmhafte s eh sehr, sagen wir, sparsam eingesetzt wird). Aussprache und Schreibweise schaukeln sich da wahrscheinlich gegenseitig hoch. Jetzt da es im Duden steht, ists aber wohl sowieso zu spät.
@Speedi: Das du dass nicht auf die Reihe kriegst, wissen wir doch, höhö
Kompletter MC, der Typ!
Kolle hat ja schon ein 2vs2 mit Ali As gegen Samy und Cro vorgeschlagen, das wäre nice!
Habs mir das Album aber noch nicht angehört, heute oder morgen wahrscheinlich.
"Anteil daran haben auch die teils schweren Produktionen, die einen amerikanischen Sound zwischen Rick Ross und A$AP Rocky adaptieren."
Finde ich jetzt nicht so toll
Endlich!!! Seit der Zeit von Deluxe Records war dem Hörer ja schon klar dass der Ali ein großes Talent ist, was nur auf eine professionelle Produktion wartet. Und genau dies ist jetzt geschehen. Die Singles "Sonnenmaschine" und "Hoodie & Chucks" dienen als Einführung in den Film und sind sehr gut ausgewählt. Und dies wird auf dem Album weitergeführt. Songs wie "Richtung Lichtung", "Nebelpalast", "Deutscher/Ausländer" und "Zerrissene Jeans" sind Evergreens von Morgen. Absolut Empfehlenswert für Fans von intelligenten Wortspiel und Punchline-Gemetzel...
Schon jetzt Kandidat auf das Album des Jahres und wäre es letztes Jahr gekommen, dann wäre es das auch schon letztes Jahr geworden. Hut ab!
Halt doch Dein Maul, du Lappen.
ich erhöhe auf positive 3/5. klar, ali haut auch viel gezwungene wortspiele raus, aber gekoppelt mit teils herausragenden produktionen ist das absolut frisch und unterhaltsam
außerdem kann er einfach gut rappen. da ist aber von der dichte und songstruktur her noch mehr drin, das ganze wirkt noch viel zu unausgegoren und ein komischer mix aus pop und ernsthaften raptracks über denen fortwährende vergleiche schweben
Jo, ist recht poppig...wobei er früher ja relativ einfallslos (aber technisch gut) die Dipset-Schiene gefahren ist, von daher schon eine gute Entwicklung. Die Emwimo-EP hat mir aber noch etwas besser gefallen.