laut.de-Kritik
Absolutes Gänsehaut-Feeling. Vor Ekel.
Review von Paula IrmschlerWarum nicht mal ein Österreicher? Nach Nirvana, Eric Clapton, Bruce Springsteen, Bob Dylan und Kiss nun also der Otto in Lederhosen. Andreas Gabalier durfte unlängst im Wiener Odeon-Theater samt 40-köpfigem Orchester und Duettpartnern auf dem Bookingniveau "Was übrig bleibt, nachdem alle anderen abgesagt haben" auftreten.
Gabalier, optisch eher Disko-Sebastian, auch "der Mountain Man" aus der Steiermark oder so, entführt mit seiner Doppel-CD "MTV Unplugged" seine Zuhörer auf eine musikalische Reise: von der österreichischen Hauptstadt über die Donau direkt in die Hölle. Absolutes Gänsehaut-Feeling! Vor Ekel. Angenehm wie zwölf Stunden "Wetten Dass..?".
Das Zivilisationsmassaker beginnt, womit sonst, mit "An Der Schönen Blauen Donau". So weit, so naheliegend, was soll man von einem Volksmusiker anderes erwarten. "Bergbauernbuam" handelt von Bauern in der modernen Zeit. Man könnte beginnen, sich darüber zu ärgern, warum man nicht selbst längst mit solcherlei Dummdreistigkeiten reich geworden ist.
Spannend die Songs, bei denen Jodel-Andi es englischsprachig versucht ("Home Sweet Home", "You're Just Bein' You" und, Achtung, Stones-Cover, "You Can't Always Get What You Want"). Seine Stimme wird dann besonders rauchig, die Vokale sehr spitz betont, denn so stellt er sich Amerikanisch und das Macker-Leben on the road vor. Wie immer aber auch hier recht unverständlich, was er da eigentlich sabbelt.
Hingegen klar ist, ist, dass es ihm vor allem um Liebe geht. "I hob die Zeit nie bereut, es war scheen", schmalzt er bei "Es Wär' An Der Zeit", und überall sonst: "I lieb di so sehr", "Halt mi fest, lass mi nie mehr los, mein Herz ist so groß","Blablabla" und so weiter.
Mit Gregor Meyle und dem anderen von "The Voice" hat Gabalier zwei weitere Mausi-Balladen und damit die noch erträglichsten Song des Albums aufgeführt. Sie kommen eher poppig daher, in dem Bereich, in dem Clueso schon in diesem Jahr das Maximum an Trash rausgehauen hat. Jede Kritik am Eiterpop muss sich erst einmal daran messen.
Für die österreichisch-deutsche Volksfront reicht dem Philipp Burger des Schlagers, der sich auch gern mal gegen den "Gender-Wahn" ausspricht, allerdings noch nicht, mit vergessenen Castingshow-Teilnehmern zu kuscheln. Nein, neben Geschwurbel über Heimat, Edelweiss und "Daham" muss noch der Geschichtsexperte Nummer eins aus Deutschland auf der Reichsflugscheibe eingeflogen werden: Xavier Naidoo.
"A Meinung ham, dahinter stehn, den Weg vom Anfang zu Ende gehn, wenn's sein muss, ganz allan, do oben stehn." Spätestens hier hört der Spaß auf und beginnt politische Realität. Wer sich mit Xavier Naidoo zusammentut, ausgerechnet bei einem Lied, in dem der "Sinn von Demokratie" verhandelt wird, setzt damit ein Statement, das da lautet: Ich samt meiner Sippe bin ein absoluter Volldepp und wer mich nicht spätestens jetzt von der Bühne motiviert, ebenso.
19 Kommentare mit 21 Antworten
War klar...hat aber ne 3 oder 4 verdient...auf erfolgreichem herumzukloppen ist immer einfach
Reflexartig alles zu verteidigen, was erfolgreich ist, ist auch immer einfach.
Das hat leider nicht mal einen Stern verdient.
Bravo, eine Albumreview ohne auch nur mit einem Wort die Musik zu kritisieren. Egal wie beschissen diese auch sein mag.
Ich mutmaße mal, dass Paula irgendwann einmal (in ihrem abgebrochenen Studium) etwas von Judith butler gehört hat. Ob sie es tatsächlich gelesen hat, fraglich. Und nun daher dieser text über "mackertum" und "genderwahn".
Zugegeben ich kenne nur den ersten part von dem lied mit 257ers und das würde tatsächlich 1/5 hergeben.
Bin jetzt nicht der größte Judith Butler Experte, aber denke nicht, dass die das "gendern der Sprache", Frauenquote oder sowas einen tollen Fortschritt finden würde. Aber die müsste ja eigentlich sogar noch leben (das man das in der Philosophie mal behaupten kann (-; ), kann ich ja mal nachgucken. Hab' mich eher nur mal am Rande mit ihr beschäftigt aber schien mir eher eine Ehrendame zu sein.
die gehört auf das größtmöglichst auffindbare phallussymbol gepfählt
Mich beschleicht wieder das Gefühl, dass gewisse Künstler hier grundlos auf Ablehnung stoßen.
Gabber-Andi, lass dich nicht unterkriegen!
Kein Mensch mit ein bißchen Verstand verrenkt sich nicht ganz zufällig zu einem Hakenkreuz und veröffentlicht dann das Foto auf einem Plattencover. Das der Gabalier ein Nazi ist steht ja wohl außer Frage.
Möchte nur kurz anmerken, der liebe Bergbauernbua ist aus dem kleinen heimeligen Dorf "Graz" welches mit über 200.000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt in Österreich und die Landeshauptstadt der Steiermark darstellt, nicht alles schlechte in Österreich kommt automatisch aus Kärnten muss auch mal gesagt werden.
A Meinung ham, dahinter stehn ... im Duett mit Xavier der Hammersong!
für Blockflöten und Systemlutscher freilich völlig unverständlich.
da kann der Chip unter Haut der bargeldlosen Sklaven zu brennen anfangen - die drei Gehirnwindungen sind eh schon dahin.
eine Rezession mit Herrenmenschen-Attitüde ... läuft im DenunziantenStadl.