Porträt

laut.de-Biographie

Andrews Sisters

Zu den stetig wiederkehrenden Erscheinungen im Pop-Geschäft zählen singende und tanzende Damentrios. Da denkt man z. B. an die Supremes und Silver Convention, bis hin zu neuzeitlicheren Formationen wie Destiny's Child oder Monrose. Doch die eigentliche Geburtsstunde der mittlerweile unzähligen Lady-Dreier schlägt im Amerika der dreißiger Jahre.

Die heute nahezu unbekannten Boswell Sisters feiern im Dixieland-Genre große Erfolge - und inspirieren damit drei andere Geschwister: LaVerne Sofie (geb. am 6. Juli 1911 in Minneapolis, Minnesota), Maxene Angelyn (geb.am 3. Januar 1916, ebenfalls in Minneapolis), und Patricia 'Patty' Marie (geb. am 16. Februar 1918 in Mound, Minnesota Andrews. Die Schwestern entstammen Eltern griechischer und norwegischer Einwanderer - den eigentlichen Familiennamen Andreos wandelt der Vater um in Andrews.

Auf Initiative der Mutter kommen die heranwachsenden Kinder bereits früh mit Musik in Berührung. LaVerne trägt als Klavierspielerin zum Auskommen der Familie bei, Patty gewinnt bei einem Gesangs-Talentwettbewerb. Maxine übt sich ebenfalls im Gesang - und schon rasch treten die drei immer häufiger bei unterschiedlichsten Gelegenheiten auf. Das Talent der Schwestern bleibt nicht lang verborgen und gemeinsam ziehen sie nach Kalifornien. Dort erhoffen sie sich größere Karrierchancen als bei Auftritten in der Provinz. Mit Erfolg: 1932 verdingen sie sich als feste Mitglieder des Larry Rich Orchesters. Als bevorzugte Stilrichtungen kommen im gemeinsamen Verbund Swing und Boogie Woogie zu Gehör.

Ausgedehnte Tourneen, Theater- und Variete-Gastspiele steigern den Bekanntheitsgrad der vielseitigen Schwestern. Immer häufiger engagieren Radiostationen sie für Live-Konzerte. 1937 kommt es zur Begegnung mit Produzent Dave Kapp, der vom Talent des Trios von Anfang überzeugt ist. Patty, Maxene und LaVerne unterzeichnen beim Label Decca ihren ersten Schallplattenvertrag - der Start einer Weltkarriere.

Ein Song aus einem jiddischen Musical sorgt als erste veröffentlichte Single 1938 auf Anhieb für den großen Durchbruch. "Bei Mir Bist Du Schön" entwickelt sich in der Version des Trios zu einem Klassiker des American Songbook. Dank über einer Million verkaufter Tonträger heimsen die Drei als erste weibliche Gruppe eine Goldene Schallplatte ein. In Amerika sind die Andrews Sisters nicht nur Superstars, sondern entwickeln sich auch zu den Lieblingen der Nation: Im zweiten Weltkrieg unterstützen sie die US-Streitkräfte durch Auftritte in Sizilien und Nordafrika.

Damit begründet die Band eine u. a. von Marlene Dietrich und Marilyn Monroe weitergeführte Tradition der amerikanischen Truppenbetreuung. Der Erfolg des Trios erlebt bis in die fünziger Jahre hinein seine Blütezeit. Neben Tourneen absolvieren die Sisters unzählige Auftritte in TV- und Radioshows. Mit Gastrollen in 17 Kinofilmen (u. a. "Swingtime Johnny" (1943) und "Melody Time" (1948) stellen sie ihre gesanglichen und tänzerischen Talente zusätzlich unter Beweis. Die Zusammenarbeit mit Stars wie Frank Sinatra, Dean Martin, Bing Crosby und dem Glenn Miller Orchestra festigt und adelt den künstlerischen Status der Andrew Sisters.

1954 kommt es zum Split. Patty strebt eine Solokarriere an, die aber weit hinter ihren Erwartungen bleibt. Schon 1956 kehrt sie reumütig zu ihren Schwestern zurück. Doch die goldenen Jahre sind vorbei: nie wieder knüpfen die Andrews Sisters an frühere Erfolge an. Das endgültige Aus erfolgt 1966, vor allem bedingt durch eine Krebserkrankung LaVernes. Sie verstirbt am 8. Mai 1967 im kalifornischen Brentwood. 1974/75 treten Maxene und Patty im erfolgreichen Musical "Over Here" auf, und ziehen danach den Schlussstrich unter ihre Karriere. Am 21. Oktober 1995 stirbt Maxene in Hyannis (Massachusetts) an einem Herzinfarkt. Im stolzen Alter von 95 Jahren ereilt Patty am 30. Januar 2013 als Letzte der Geschwister der Tod.

Für eine Menge immer wieder gebräuchlicher Formeln für eine Karriere im Showgeschäft gaben die Sisters den Startschuss. Schleichwerbung ist keine neuzeitliche Erfindung: wenn Lana Del Rey 2012 die Zeile "My Pussy Smells Like Pepsi Cola" haucht, wandelt sie auf den Spuren der Andrews Sisters. Die nämlich bereits 1945 Sympathien für den direkten Brause-Konkurrenten bekunden. Deren "Rum And Coca Cola" entwickelt sich zu einem weiteren unvergesslichen Evergreen - insgesamt entern Andrews-Songs 113-mal (!) die Billboard-Charts, 46 Tracks erreichen die Top Ten. Der gesamte Absatz von Tonträgern beläuft sich um rund 75 Millionen Einheiten.

Der Einfluss der drei Schwestern auf die populäre Musik bleibt bis ins neue Jahrtausend ungebrochen. In der Sesamstraße taucht eine Puppenband mit dem Namen Androoze Sisters auf. Im Computerspiel "Fallout III" erklingt der Hit "Civilisation". Die Puppini Sisters zollen mit Musik und optischer Erscheinung dem Trio ihren Tribut. Christina Aguilera lässt sich 2007 vom "Boogie Woogie Bugle Boy" zu ihrem Hit "Candyman" inspirieren. Kein Zweifel: Die Girlgroup-Pionierinnen begeistern durch ihren Mix aus mehrstimmigem Gesang, swingenden Beats und pulsierenden Rhythmen auch weiterhin noch immer die Musikfans.

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