laut.de-Kritik

Der "Roller"-Rapper degradiert sich selbst zum Unsympathen.

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Womöglich fiel das Konzept eine Spur zu schräg aus. Apache 207 unterteilte sein drittes Werk in vier Kapitel zu je drei Songs, die er jeweils mit einem Monat Abstand veröffentlicht, um sie anschließend unter dem Titel "2sad2disco" gebündelt anzupreisen. Warum er welches Stück welchem Kapitel zuordnet, bleibt schon deswegen unklar, weil er sein bewährtes Rezept aus schwermütigem Sound und gesangsfreudigem Rap immer beibehält. Mit Ausnahme von "Vodka" strauchelten die Singles dann auch vorab. Das Gesamtpaket verfehlte am Ende gar den Einstieg in die Album-Charts.

Dabei beginnt das vierteilige Werk durchaus verheißungsvoll. Abseits der Modus-Mio-Monotonie gestaltet Sonus030 "2sad2disco" als gedrosselte Disco-Nummer mit leichtem Karibik-Einschlag, einem Hauch Orient, einer bekümmerten Grundhaltung und kaum merklichem Knacken, das sich wie Nieselregen über den Song legt. Jumpa taucht Apaches Autotune gestützte Kopfstimme in "So Weit" in eine intime Atmosphäre. Das explizite Liebeslied "Weißes Kleid" drängt sich trotz altbekannter Piano- und Streicherelemente musikalisch kaum auf.

Albern bis grenzwertig fallen hingegen immer wieder die Texte aus. Zumeist suhlt sich Apache 207 nur in Selbstmitleid. "Ich weiß noch, die letzte Frau kostete Kummer und zehn Jahre Lebenszeit. Ich machte das Beste draus, schrieb's auf und der Kummer, er brachte Millionen ein", schildert er in "2sad2disco", um flugs weiteren Trost zu schöpfen: "'Ne Zehn von zehn läuft durch den Club." Stets schiebt er seiner Ex-Freundin die Schuld zu und orientiert sich selbst blitzschnell neu: "Was war das mit dir für ein Höllenritt? Schreibe nun Topmodel, dass ich gerade in Kölle bin."

Alle behandeln ihn ungerecht. Die Frauen haben ihn auf dem Kieker, potentielle Schwiegerväter, ach, im Grund die ganze Welt: "Ich wollte doch nur, dass man mich endlich nicht übersieht. Heute muss ich all diesen Blicken entfliehen." Apache 207 zieht erst über Weggefährten her, die seinen Erfolg für unwahrscheinlich gehalten haben, um anschließend über den Ruhm und seinen hohen Kontostand zu jammern. "Pass auf, wenn du es auch mal schaffst", warnt er seine Hörerinnen und Hörer, "Deshalb pass auf, denn bist du erst einmal Star, bleibt nichts um dich 'rum normal."

Rühmliche Ausnahmen bilden "An Der Uhr Gedreht" und "Sport". Erstgenannter Song erinnert an Synthie-Soundtracks zu Filmen der 80er und weckt mit postapokalyptischen Bildern Assoziationen, ohne eine eindeutige Botschaft auszubuchstabieren. Das Aushängeschild des letzten Kapitels wiederum macht sich über gute Neujahrsvorsätze lustig, variiert inhaltlich das Apache-bleibt-gleich-Meme und verbreitet dank Jumpas dynamischer Produktion und trotz einem kleinen Humor-Ausflug in Fips-Asmussen-Gefilde überaus gute Laune.

Das wiegt allerdings nicht auf, dass Apache sich über weite Strecken selbst zum Unsympathen degradiert. "Für 30.000 Euro tret' ich nicht in deinem Club auf", rotzt Apache seiner Anhängerschaft im rundum toxischen "Vodka" entgegen. "Welches Auto kauf' ich mir als nächstes?", fragt er in der Aufstiegsgeschichte "Thunfisch Und Weinbrand". Zur lächerlich nachdenklichen Pianobegleitung prangert er nebenbei noch die mangelnde Authentizität der Konkurrenz an: "Red' nicht von Hype! Jetzt halt mal die Luft an, denn jeder weiß, du lügst in all deinen Songs, Fotze!"

Wie groß mag der Personenkreis sein, der damit etwas anzufangen weiß? Für einen fraglos talentierten Künstler, der der "Roller"-Rapper zu sein glaubt, fallen die meisten Songs zu kümmerlich und kleinherzig aus. Offenbar fehlt ihm ein Team, das seine destruktiven Züge und sonstigen Mumpitz einhegt.

Trackliste

  1. 1. 2sad2disco
  2. 2. So Weit
  3. 3. Weißes Kleid
  4. 4. Vodka
  5. 5. Lamborghini Doors
  6. 6. An Der Uhr Gedreht
  7. 7. Thunfisch & Weinbrand
  8. 8. Rhythm Of The Night
  9. 9. Schrei
  10. 10. Sport
  11. 11. Der Teufel Weint
  12. 12. Nebengasse

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